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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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erquickliche Zusammenarbeit, Prinzessin. Ich gehe dann jetzt und packe meine Sachen zusammen. Oder wollt Ihr mir lieber dabei zusehen, um sicherzugehen, dass ich mich nicht durch ein Fenster absetze?«
    Ida musterte ihn beleidigend. »Das dürfte wohl kaum im Bereich des Möglichen liegen, Mann. Das Fenster, durch das Ihr hindurchpasst, wurde noch nicht erfunden.« Er lachte schnaubend und erhob sich. Es war erstaunlich, wie schnell er seine gute Laune wieder gefunden hatte.
    »Wie gedenkt Ihr, Euch fortzubewegen?«, rief Ida ihm hinterher. »Müssen wir die Reise zu Fuß machen, weil Ihr Angst vor Pferden habt?«
    »Wir werden reiten«, antwortete er von oben. »Zerbrecht Euch nicht meinen Kopf, Prinzessin. Sattelt nur schon Euer Pferd.«
    Als sie Nebel aus dem Stall holte, sah sie den riesigen, grobknochigen Gaul, der ruhig in der hintersten Box stand und sein Heu kaute. Gestern Abend hatte sie ihn in ihrer Besorgnis nicht entdeckt, aber sein gelassenes, etwas schwerfälliges Aussehen beruhigte sie. Dieses Tier war offensichtlich in der Lage, große Lasten zu befördern, selbst wenn es sich um so etwas Massiges wie den hünenhaften Wirt handelte.
    Die Nebelwand war schon bedrohlich nahe gerückt, als Marten endlich aus der Tür trat. Er schloss sie sorgsam ab und legte einige Atemzüge lang seine plumpe Hand auf den Türpfosten. Er murmelte einen Abschiedsgruß, und seine Augen waren feucht, als er sich zu Ida umwandte.
    »Mein Vater wurde in diesem Haus geboren. Es gehört schon seit Generationen meiner Familie«, sagte er. »Es fällt mir schwer, es aufzugeben, Prinzessin.« Er schüttelte die melancholische Stimmung ab wie Wassertropfen und lachte auf. »Vielleicht sollte ich einfach abwarten, bis der Hort Korlebek geschluckt hat, und dann meine Wirtschaft wieder aufmachen. Geschäfte werden schließlich überall gemacht, auch im Nebelhort. Und getrunken und gegessen wird dort auch.« Er schwang sich immer noch lachend in den Sattel, und Ida wunderte sich einmal mehr über die Leichtigkeit, mit der er sich trotz seiner Leibesfülle bewegte.
    Sie ritten nach Nordosten, immer entlang der düsteren Grenze. Martens riesiges Pferd hielt mit Leichtigkeit mit Idas Stute Schritt, und ihre Befürchtungen zerstreuten sich langsam im hellen Sonnenschein.
    »Wo geht es überhaupt hin?«, fragte Ida gegen Nachmittag, nachdem sie lange Zeit schweigend nebeneinander hergeritten waren. Sie rechnete nicht wirklich mit einer Antwort und war leise verblüfft, als Marten sagte: »Ich habe einen Unterschlupf ein Stück von hier entfernt.« Er wandte sich ihr zu und grinste verschwörerisch. »Wenn mir der Steuereintreiber des Tetrarchen mal wieder ein bisschen zu sehr auf die Pelle rückt, ist das eine nette Ausweichmöglichkeit.«
    »Oder wenn sich die Garde für Eure Geschäfte interessiert«, vermutete Ida.
    Er grunzte zustimmend. »Gut geraten, Prinzessin.«
    »Oh, bitte, hört auf, mich so zu nennen«, rief Ida entnervt aus.
    Er wandte ihr ein erstauntes Gesicht zu. »Ihr seid eine Enkelin des alten Hierarchen.«
    »Ach, was bedeutet das schon. Der alte Hierarch hatte mehr Enkelkinder als dieser Baum dort im Herbst Äpfel trägt.«
    Marten warf einen Blick auf den Baum. »Das ist ein Birnbaum, Prinzessin«, sagte er friedlich. Ida öffnete den Mund für eine wütende Entgegnung und schloss ihn angesichts seiner erheiterten Miene gleich wieder.
    »Idiot«, sagte sie ebenso friedlich. Beide lachten sich an und ritten schweigend weiter.

    Der Unterschlupf, den sie am frühen Abend erreichten, entpuppte sich als eine überwucherte, baufällig wirkende Kate, die sich ein kleines Stück vom Flussufer entfernt tief in einen verwilderten Garten duckte. Sie brachten ihre Pferde im Stall unter, und Marten führte Ida dann in das winzige Haus.
    Drinnen war es behaglich und erheblich sauberer, als Ida dem ersten Anschein nach erwartet hatte. Es war ordentlich aufgeräumt, und das Strohlager am Boden schien kürzlich erst frisch aufgeschüttet worden zu sein. Ida sah sich um und nickte anerkennend.
    »Wer kümmert sich darum?«, fragte sie Marten, der zufrieden vor sich hinbrummend den Vorrat an Lebensmitteln durchsah. »Es sieht bewohnt aus.«
    »Hier übernachten immer mal wieder Freunde – Geschäftsfreunde«, betonte er und zwinkerte. Ida grinste. »Eine Bauersfrau sieht zwischendurch nach dem Rechten. Und ich halte mich auch regelmäßig hier auf. Geschäftlich.«
    Er setzte den Wasserkessel aufs Feuer und ging hinaus. Ida setzte sich

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