Animal Tropical
werde mir zwei, drei Pornohefte kaufen müssen. Vor ein paar Tagen hatte ich eins mit alten Frauen gesehen. Sehr elegante Damen in ihren bürgerlichen Stuben, die sich Stück für Stück auszogen, bis sie nackt dastanden. Und immer in die Kamera lächelnd, ganz gefällig, die kleinen Mütterchen. Sie zeigen ihre welken Brüste, das kahle Geschlecht, die runzelige Haut. Das gefällt mir. Ich erinnere mich an ein paar schräge Nummern mit älteren Damen von sechzig. Diese Damen können manchmal sehr aufbauend sein. Als ich das aus dem Auditorium Nacional in Madrid erzählte, war ich nicht ganz aufrichtig. Es gibt Abenteuer, die man vergessen will, und dann sagt man ganz ruhig: »Nein, nie habe ich mit einer älteren Dame gevögelt, ich bin ein korrekter Typ.« Doch die Wirklichkeit ist genau umgekehrt: Ich bin nicht korrekt, und den älteren Damen gefallen junge Kerle mit einem ganz Harten und keine Opas von achtzig. Was viel Logik enthält.
Eine dieser Damen, eine superschlanke Tänzerin, weit über sechzig, verführte mich, als ich Anfang vierzig war. Das tat sie sehr geschickt. So nach und nach. Bis eines Tages, mithilfe einiger Gläser Whisky, die schamlose alte Dame nackt und mit gespreizten Beinen auf einem Tisch saß und ich nackt vor ihr stand und sie rhythmisch rammelte. Rein und raus. Immer schön im Rhythmus, und die Dame vergaß darüber völlig ihr Spanisch. Sie war New Yorkerin. Seit dreißig Jahren lebte sie in Havanna, doch als sie sich so aufgespießt sah, fing sie an, Dinge auf Englisch zu sagen, und sah mit ihren blauen Augen hoch zur Decke. Über ein Jahr lang spielten wir sehr oft miteinander, denn die so alte, so magere Dame mit ihrer runzeligen Haut trotz all der Tonnen Cremes, die sie täglich benutzte, hatte eine kleine rosa, glatte, feuchte, jugendliche Möse mit einem sehr angenehmen Geruch, wenngleich bereits ohne Flaum. Ich sah sie an und sagte: »Madame, die kahle Sopranistin verlangt nach Fleisch. Sie braucht Fleisch, um eine Arie zu singen.«
Die Dame hatte viel Spaß. Sie hatte noch einen Liebhaber. Einen ewigen Verehrer selben Alters. Er war Mulatte und Musiker, ein Spaßvogel und genauso pervers wie die alte New Yorkerin. Er liebte es, sich zu masturbieren, während er uns zusah. Zu der Zeit amüsierte mich das. Ich war ein einfacher Straßenkater und Nachtschwärmer, immerzu auf Jagd in der Dunkelheit Havannas.
Sorgfältig legte ich alle Alben zurück in den Schrank. Will sagen, symmetrisch. Auf den Millimeter. Ich ging raus, um einen Bummel durch die Innenstadt zu machen. Ich nehme S- und U-Bahn und komme am Hauptbahnhof raus. Da sind die ganzen Säufer. Männer und Frauen. Wie überall. Die ewigen Säufer. Das Zentrum Stockholms ist unterhaltsam. Mit Geld. Ohne Geld geht man am besten wieder nach Hause, um die Bäume und den grünen Rasen zu betrachten, den Krähen zu lauschen und Kings of the Blues oder Ähnlichem.
Abends treffen wir uns. Agneta kommt immer erschöpft nach Hause. Sie organisiert internationale Versammlungen und Konferenzen. Und sie braucht Dolmetscher, Übersetzer, Stewardessen, Seminarleiter. Sie nimmt sie unter Vertrag, erklärt ihnen, was sie zu tun haben.
»Ach, ich weiß überhaupt nicht, was in den letzten Wochen los ist.«
»Wieso?«
»Alle haben sie Depressionen, Krebs, sind in ärztlicher Behandlung, der Psychiater schreibt sie sechs Monate lang krank. Nein, so kann ich das nicht. Das schafft mich. Am Ende bekomme ich nichts auf die Reihe.«
»Und was sagt dein Chef?«
»Den interessiert das nicht. Das ist allein mein Problem. Leute ohne Krankheiten zu finden. Nennt man das ›gesunde Leute‹?«
»Ja.«
»Also. Gesunde Leute suchen. Das ist nicht leicht. Es stehen keine zur Verfügung.«
Sie seufzt tief. Ich versuche sie aufzumuntern:
»Sieh mal, ein Buchclub hat eine Zeitschrift geschickt.«
»Ach ja. Bockernas Klubb. Die schicken sie immer.«
»Da ist ein Buch über Shiatsu. Überhaupt nicht teuer. Du solltest eins bestellen. So etwas würde dir gut tun.«
Sie antwortet mir nicht. Manchmal nervt es mich, dass sie so oft Schweigen bewahrt. Andere Male mag ich’s. Ich packe ihre Füße und massiere sie. Sie macht keine Fortschritte. Alle Punkte tun ihr weh. Aber richtig. Danach sitzen wir schweigend da. Es herrscht tiefe Stille. Die Balkontür ist offen, und etwas Kälte zieht herein. Es ist sechs Uhr. Draußen müssen ungefähr 15 Grad sein oder noch weniger. Ich sitze da mit ihren Füßen in meinen Händen. Übertrage ein bisschen
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