Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez

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Energie auf sie. Und denke an Gloria. Anfangs, vor etwas über drei Jahren, sausten ihr die Ohren, nachdem wir ein paar Stunden gevögelt hatten. Sie stand vom Bett auf und sagte zu mir:
    »Jedes Mal, wenn ich mit dir vögel, sind meine Ohren dicht. Sie dröhnen. Das hatte ich noch nie.«
    »Weil du dich auflädst.«
    »Womit lade ich mich auf?«
    »Ich übertrage Energie auf dich.«
    »Mit dem Schwanz?«
    »Mit allem. Ich lade dich auf. Du hast viel Energie, aber diffuse.«
    Und ich erklärte ihr etwas, und Gloria interessierte sich dafür. Lernte. Sie ist sehr offen und ist nie überrascht. Sie kann sich auf jeden Gegenstand einlassen. Wenn ich ihr sage: »Gerade ist ein UFO auf der Dachterrasse gelandet«, geht sie seelenruhig nachsehen, ob es stimmt. »Warum nicht? Alles ist möglich«, antwortet sie mir. Agneta unterbricht meine Gedanken:
    »An Shiatsu glaube ich nicht. Aber …«
    »Aber was?«
    »Ahhh … ich würde gern an Gott glauben.«
    »Wieso?«
    »Dann wäre alles einfacher.«
    »Sicher.«
    »Glaubst du?«
    »Ja.«
    »Wie kann man an Gott glauben?«
    »Keine Ahnung. Das kann man nicht erklären. Mit dreizehn habe ich aufgehört zu glauben. Und bin einen langen, sehr wirren Weg gegangen. Viel Verwirrung.«
    »Das kann man nicht erklären?«
    »Es gibt dafür keine Erklärung. Derjenige, der versucht, das zu erklären, ist ein Schwindler.«
    »Oh.«
    »Außerdem spreche ich nicht gern über solche Dinge.«
    »Warum?«
    »Es glaubt niemand mehr an etwas. Und ich schäme mich zu glauben.«
    »Ich würde gern … ähhh … ich brauche diese Erfahrung.«
    »Was du finden wirst, ist bereits in dir. Du musst gar nichts suchen.«

4
    Ich war sehr erregt, als ich Gloria einen Brief schrieb: »Ich werde dir den Arsch küssen, werde dir das Blut aussaugen, nichts anderes im Leben wirst du mehr wollen. Du wirst zugleich Sklavin und Königin sein, wirst mich lieben und mich hassen, wirst glücklich sein und sterben wollen, und nie wirst du von mir loskommen. Und wir werden zwei verliebte Verrückte sein. Ich bäume mich auf wie ein wildes Fohlen, wenn ich die Augen schließe und an dich denke.«
    Ich war mir völlig sicher. Schrieb, ohne zu denken. Alles kam mir aus dem Herzen. Als ich nicht mehr konnte, steckte ich den Brief in einen Umschlag, ging zum Briefkasten an der Ecke und steckte ihn ein. Ich ging zurück und streckte mich nackt auf dem kleinen Balkon aus. Drei Uhr nachmittags. Schöne Sonne und 23 Grad. Eigentlich kann ich die Beine nicht ganz ausstrecken – der Balkon ist sehr klein –, aber wenigstens konnte ich ein bisschen bräunen. Ich war immer noch erregt. Und masturbierte. Nur ein wenig. Ach, verdammt, mit meinen fünfzig Jahren benehme ich mich noch wie ein Heranwachsender. Ich kroch ins Wohnzimmer. Wenn mich ein Nachbar sah, konnte er die Polizei rufen. Wenngleich ich gar nicht weiß, wo die Leute stecken. Nie sieht man jemanden. Nicht einmal aus dem Fenster stecken sie ihren Kopf. Was tun sie? Wo sind sie? Mein Herz flattert, und ich stelle mich vor den Spiegel, um ein bisschen weiterzumasturbieren, mit nichts als Gloria im Schädel. Ich spinne. Das Luder macht mich verrückt. Rechtzeitig höre ich auf und warte darauf, dass Agneta kommt. Ich werde nicht auf den Boden spritzen, was noch jemand genießen kann. Die Post kam. Werbung. Alles zum Wegwerfen. Ich lese ein bisschen in einem Roman einer italienischen Schriftstellerin, die gerade in Mode ist. Exzessiv langsam und langweilig. Jeden Tag entdecke ich weniger Autoren, die mir gefallen. Muss das Alter sein. Man wird selektiver, definiert seinen Geschmack besser. Noch drei Stunden, bis Agneta nach Hause kommt, und mein Schwanz ist weiter halb steif. Wie würden die Schweden das nennen? Ob sie wohl ein Wort dafür haben, den Moment der Begierde zu benennen, wenn sich der Muskel mit Blut füllt und dick wird und wächst, ohne die maximale Spannung zu erreichen? Ja, sie müssen dafür ein Wort haben. Musik. Eric Clapton. Es gibt ein paar grauenvolle spanische Zeitschriften. Der europäische Jetset auf seinen Yachten und Hochzeiten. Ich bin beklommen. Habe Lust, zu trinken und zu rauchen, halte mich aber zurück. Ich wäre den ganzen Tag über besoffen. Ich schnappe mir die Bibel. Mir gefällt die Geschichte von Sarah, die den Pharao von Ägypten verführt und sich als Schwester Abrahams ausgibt. Schließlich erkennt der Pharao den Betrug und verstößt Sarah, verweist sie seines Landes, aber Abraham sackt alle Reichtümer ein und reißt sich