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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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zudem ein Riesengebiet für sein Vieh unter den Nagel, entfernt seinen Neffen, der sich dank seiner Lügen gegenüber dem Pharao ebenfalls bereichern konnte. Letztlich eine gute Geschichte. Schriebe ich ein Remake dieser Sache, würden viele schreien: »Oh, was für ein Zyniker.« Von wegen. In Wirklichkeit gibt es nichts Neues unter der Sonne. Sarah könnte ebenso gut anschaffen gegangen sein, Abraham ein typischer kleiner Zuhälter aus Havanna und der Pharao ein deutscher Industrieller mit viel Kohle beispielsweise. Nichts Originelles. Das Leben ist ein ewiges Remake. Um sechs Uhr, endlich, kommt Agneta. Wir geben uns nur ein leichtes Küsschen. Immer kommt sie angespannt. Sie zieht sich die Schuhe und das Jackett aus:
    »Oh, ich kann nicht mehr.«
    »He?«
    »Die Dolmetscherin, die nächste Woche aus Göteborg kommen sollte, kommt nicht. Sie hat mich heute angerufen. Hat einen Hexenschuss. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Warum werden alle krank? Was ist bloß los?«
    Ich kann an nichts anderes denken, als ihr den Schwanz reinzustecken, und sie ist gestresst vom Hexenschuss dieser Dame. Sie nimmt mir die Lust. Sie legt eine Platte auf. Mozart. Die Konzerte Eins und Zwei für Flöte und Orchester. Allegro maestoso.
    »Möchtest du eine Tasse Tee?«
    »Tee?«
    »Oder lieber Kaffee?«
    »Agneta, eine Tasse Tee um diese Zeit ist schädlich.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »It’s dangerous. Very dangerous.«
    »A cup of tea?«
    »Yes, very dangerous. It’s no time for a cup of tea! Verdammt!«
    »Oh!«
    »It’s time for a big glass of rum.«
    »Oh!«
    Und mixte mir ein großes Glas Sake mit Cola. Der Preis für Rum ist viel zu hoch. Also rein mit dem Sake.
    »Du trinkst ganz schön.«
    »Glaub das nicht. Du weißt nicht, was es heißt, stark zu trinken. Ich bin sicher, du hast eine Flasche Wodka im Schrank.«
    »Ach ja, schon lange … äh, ein Freund hat sie mir geschenkt.«
    Und sie errötet.
    »Ein Freund? Ein platonischer Liebhaber?«
    »Platonisch? O ja, ach, ich weiß nicht …«
    Jetzt wird aus ihrer leichten Rötung tiefes Rot. Ihr Gesicht steht in Flammen.
    »Ist es dir peinlich, platonische Liebhaber zu haben?«
    »Nein. Er ist ein Freund.«
    »Alle Frauen bis in die Achtziger haben platonische Liebhaber. Alle lieben diese schwebenden Flirts. Ohne sich zu berühren. Na ja, manchmal kommt es doch dazu, dass er eine Titte betatscht, ein paar Küsschen …«
    »Du weißt viel über die weibliche Psyche.«
    »Von wegen Psyche. Aus der Praxis. Der Teufel weiß mehr aufgrund seines Alters, weil er der Teufel ist.«
    »Wie bitte? Ich verstehe nicht.«
    Ich musste den Refrain mehrmals wiederholen, mit verschiedenen Varianten, bis sie ihn kapierte.
    »Also gut, Agneta, am wichtigsten ist, dass er dir eine große Flasche Wodka geschenkt hat. Also mach ruhig so weiter mit dem Platonismus, und wenn er dir mal in die Titte beißen will, kannst du es ihm ruhig erlauben, Hauptsache, er schenkt dir weiter Wodka. Oder besser noch, er schenkt dir das nächste Mal Whisky.«
    »Ja? Magst du lieber Whisky?«
    »Ja. Scotch. Nur Scotch.«
    Ein paar Schlucke Sake. Ich wollte, dass sie ihn probierte, konnte sie aber nicht von ihrem Tee abbringen. Also gut. Ich stürzte mich auf sie. Schön geiles Vorspiel auf dem Sofa. Mozart als Zeuge. Noch mehr Sake.
    »Probier mal den Sake, Schätzchen.«
    »Was? Ich verstehe nicht. Du bist betrunken.«
    »Ich betrunken? Nee! Ich bin gut drauf. Komm. Gehen wir ins Bett.«
    Gesagt, getan. Zwar kommt sie nicht auf zwanzig Prozent einer großen Vögelei mit Gloria, das ist aber okay. Immerhin sind wir nur wenige Kilometer vom nördlichen Polarkreis entfernt. Da kann man nicht mehr verlangen. Glaube ich. Ich spritze ihr den ganzen Saft ins Gesicht. Ihr Stil ist die Hingabe. Sie schließt die Augen und verliert sich und hat viele Orgasmen. Stillschweigend. Sie atmet kaum und stößt Saft aus und seufzt diskret und geht ab und flattert wie ein Vögelchen. Und ich auf ihr drauf geb’s ihr ordentlich.
    »Agneta, in einem früheren Leben warst du weder Schwedin noch Eskimofrau oder Lappin. Ich glaube, du warst eine Negerin aus Afrika, Polynesien oder der Karibik oder andalusische Zigeunerin. Etwas Heißeres.«
    »Ja?«
    »Klar. Mit vierundvierzig Jahren hast du zehn, zwölf Männer gehabt. Ein ganz schöner Rekord für hier. Denke ich.«
    »Glaubst du? Ein Rekord? Nein. Das ist normal.«
    »Das gefällt mir. Die Leute hier reden wenig, sind aber on the road, auf der Suche nach dem, was ihnen

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