Animus
hätte mir nur einen dieser Sessel leisten können. Snyder beobachtete mich lächelnd. »Ist nicht so überladen wie bei mir zu Hause.«
Ich grinste. »Das Interieur, das Ihre Frau neben- und übereinanderstapelt, ist etwas Besonderes. Vor allem die Porzellankätzchen auf dem Kaminsims.«
»Diese hässlichen Miezen sind aus China. Ming-, Mang- oder Mungdynastie, was weiß ich. Ich habe mal eine runterfallen lassen, Sie können sich das Theater nicht vorstellen!«
March brachte einen dritten Schwenker zum Tisch und goss mir einen doppelten Brandy ein. »Ich hätte nicht vermutet, dass man mit Ihnen kompetent über Inneneinrichtungen fachsimpeln kann«, bemerkte er lächelnd. »Was halten Sie von meiner halbrunden Kirschholzkommode? Italienisch, Neunzigerjahre.«
»Da steht der Brandy drin, nicht wahr? Gute Kommode«, urteilte Snyder.
Ich nahm einen Schluck und betrachtete eingehend die goldbraune Farbe der Flüssigkeit. Der Abend fing gut an. Dabei hatte ich erwartet, kurz und knapp die Planung des Kongresses mit den beiden durchzugehen. Auch wenn ich mir nicht erklären konnte, wieso dafür eine private Einladung in Marchs Domizil erfolgt war. Und lediglich wir drei anwesend waren. Ich entschied mich zur Offensive. »Wie komme ich zu der Ehre, in dieser exklusiven Runde einen nicht minder exklusiven Brandy zu trinken?«
March stellte sein Glas ab und schloss die schwere Eichentür des Salons, die ich bei meinem Eintreten offen gelassen hatte.
»Wir wollen mit Ihnen den Ablauf des Kongresses durchgehen. Hier, schauen Sie.« March griff in die Aktentasche, die neben seinem Sessel auf dem Boden lag, und zog einige Blätter aus einem Unschlag. »Das ist die Liste der Teilnehmer. Wir haben die ursprünglich geplanten fünfundvierzig Gästen auf achtzehn reduziert.«
»Warum das?« Ich überflog die Liste. Es war keine Überraschung, nur die Namen von eingefleischten Hardlinern und leicht zu manipulierenden Schwachköpfen aus der Gefolgschaft des Präsidenten und des Pentagon darauf zu finden.
»Es ist mir gelungen, den Präsidenten davon zu überzeugen, erst einmal in den wirklich sicheren Reihen der Parteigänger die Linien zu schließen. Wir wollen doch vermeiden, dass das Programm durch verfrühte kontroverse Diskussionen gefährdet wird.«
Ich schaute zu Snyder und fragte ihn fast unhörbar leise: »Wollen wir das?«
March ging nicht auf die ungehörige Zwischenbemerkung ein: »Jedenfalls ist der Präsident überzeugt, dass es besser ist, erst einmal eine gewichtige Gemeinschaft auf seine Interessen einzuschwören, um dann mit deren massiver Unterstützung eine breitere Basis für die notwendige Gesetzesverankerung zu erarbeiten. Bei solch umwälzenden Neuerungen muss man behutsam und Schritt für Schritt vorgehen.«
Ich presste die Lippen zusammen, konnte meine Meinung zu dem Thema nur schwer zurückhalten. March schien nichts zu bemerken. Er reichte mir einen zweiten Bogen Papier. »Ich möchte, dass Sie alles Notwendige organisieren, damit die Sensoren auf ihren Posten sind. Das Ganze erfordert einen immensen Aufwand. Wir haben zwar alle auswärtigen Politiker in einem einzigen Hotel unterbringen können, aber dennoch müssen unsere vier Damen wohl rund um die Uhr arbeiten. Und das drei Tage lang. Die Vorsicherung und die Kongressbegleitung werden Sie organisieren. Es darf nichts schiefgehen bei dieser Sache.«
»Garantiert wird der Präsident Lucy zu seinem eigenen Schutz abziehen. Dann haben wir nur noch drei für die restlichen achtzehn. Wir müssen sie in Gruppen einteilen.«
March winkte ab. »Es sollte nicht allzu kompliziert werden. Von den achtzehn sind nur sechs im Hotel. Die anderen zwölf hängen eh im Weißen Haus rum. Eine sichert das Hotel, Lucy den Boss, und die anderen bleiben zur Raumüberwachung und Wegbegleitung. Sie machen das schon. Was ist mit dieser Kleinen aus dem Lager, der Null? Ist die hiergeblieben?«
»Die können wir keinesfalls einsetzen. Sie ist nur zur Beobachtung hier, für eine praktische Intensiv-Ausbildungseinheit. Am besten stellen wir sie Lucy zur Seite.«
»Bei der Vorsicherung von mir aus, aber nicht bei der Wegbegleitung für den Präsidenten. Da wuseln mir schon zu viele Leute rum«, wandte March ein.
»Ich lasse sie in den grünen Salon bringen. Da kann sie auf die anderen warten. Ihren Schatten müssen wir sowieso da abstellen.«
»Ein weitaus größeres Problem ist der Clip.« March nahm gleichmütig einen Schluck aus seinem Glas und beobachtete meine
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