Animus
Machtverschiebung zu Ihren Ungunsten befürchten? Wie wir wissen, wird im Zuge dieser Umstrukturierung das Pentagon mit erheblichen Befugnissen ausgestattet, die bislang in Ihr Gebiet fielen. Ich nehme an, dass dieser Kontrollverlust Ihnen nicht schmeckt, March.«
Snyder grinste March an. »Das ist mein Junge!«
March nickte. »Diese Argumente spielen in meinen Überlegungen eine nicht von der Hand zu weisende Rolle. Aber ändert das was am Ergebnis?«
»Ich möchte nur, dass wir mit offenen Karten spielen.« Ich wandte mich an Snyder: »Was mich außerdem interessiert: Wie kommt es zu dem überraschenden Schulterschluss zwischen Ihnen beiden?«
»Das Material ist so brisant, dass ich nicht ohne Rückendeckung des Stabchefs arbeiten wollte. Außerdem hatte ich schon vermutet, dass March derjenige welche ist. Intuition aufgrund von jahrelanger Erfahrung. Ihr Informant musste jemand aus den oberen Rängen sein, jemand, der Zugang zu allen Details hat.«
Ich ließ das Thema auf sich beruhen, obwohl die Erklärungen von Snyder mich eher stutzig machten als befriedigten. Ich wusste, dass Snyder nicht der Typ war, der die Verantwortung in einer solchen Geschichte auf mehrere Schultern verteilte. Und Intuition? Snyder war ein Vollprofi. Er ging niemals vermeidbare Risiken ein, weil er vage Impulse in seinem Verdauungstrakt oder sonst wo verspürte. Das konnte er mir nicht erzählen! Aber das würde ich besser unter vier Augen mit ihm klären. Wichtiger war jetzt eine andere Frage: »March, wozu brauchen Sie uns? Wieso ziehen Sie das nicht allein durch? Mitwisser sind bei solchen Aktionen gefährlich. Verstehen Sie bitte meine Reserviertheit. Mir ist unklar, warum Sie mich und damit auch Snyder benutzt haben.«
Snyder wollte Einwände erheben gegen meine direkte Art, doch March hielt ihn mit einem Wink zurück: »Das ist in Ordnung, Snyder. Ich schätze offene Worte. Und ich schätze Verlässlichkeit. Deswegen brauche ich Sie, Pete. Ich halte Sie für einen ehrlichen Menschen. Sie haben beide Grundsätze. Ich wusste natürlich nicht, ob Sie etwas gegen die neue Marschrichtung in unserer Politik unternehmen wollen würden. Aber ich habe es vermutet, Pete. Ich weiß mehr über Sie, als Sie denken. Jedes Mal, wenn Sie dem Präsidenten gegenüberstanden, habe ich es in Ihren Augen gesehen. Im Verbergen von Gefühlen ist Ihr Boss weitaus versierter als Sie. Ich wurde neugierig und habe Ihre Schritte nachvollzogen. Unzulässiger Zugriff im Zentralarchiv. So, so. Ich habe mich in Ihr System eingeklinkt. Ich bin ein verdammt guter Hacker.« March konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Wenn ich ehrlich bin, haben mir Ihre Recherchen erst die Richtung vorgegeben. Nur dass ich Ihnen eine entscheidende Information voraushatte. Da habe ich Sie mit der Nase drauf gestoßen …«
»Und die fehlenden Beweise gefälscht«, fügte ich respektlos hinzu.
»Ja«, sagte March einfach.
»Und jetzt?«, fragte ich.
Snyder räusperte sich. Er war zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs.
»Hören Sie zu, Pete«, begann er. »Sie hatten doch mal eine Affäre mit dieser Frau von WCRK …«
»Sie meinen Pamela Mitchum. Affäre würde ich das nicht nennen. Wir waren fast drei Jahre zusammen.«
»Ist sie vertrauenswürdig?«
»Verstehe. Ich soll ihr unsere Story zuschustern.« Ich überlegte kurz. Die Idee war nicht schlecht. »Sie würde sich lieber die Hand abhacken lassen, als einen Informanten preiszugeben, falls Sie das meinen. Sie ist noch eine der wenigen Journalisten mit traditionellem Berufsethos.«
»Genau das meinen wir. Sie sollten sich aber überlegen, ob Sie wirklich persönlich in Erscheinung treten. Es gäbe auch andere Möglichkeiten, die Aufnahmen an die Öffentlichkeit zu bringen. Das Wichtigste ist, dass es keine Verbindung zum Weißen Haus geben darf«, warnte March.
»Auf Pam kann ich mich verlassen. Wann?«
March goss Brandy nach. »Es sollte am ersten Abend des Kongresses über die Sender gehen. Dann können sich die achtzehn geladenen Hardliner gleich überlegen, ob sie mit dem Präsidenten untergehen wollen oder ihm in den Rücken fallen. Mit dem Programm, von dem sie dann Kenntnis haben, bekommen sie gleich noch ein paar zugkräftige Argumente für ihre Illoyalität in die Hand. Und der Vize kann Druck auf diese feine Truppe ausüben, weil sie sich durch die Einladung zu diesem Kongress als Vertraute des Präsidenten erwiesen haben. Peinlich genug. Das Pentagon bekommt auch einen Dämpfer. Die werden genug
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