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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schwarz und kalt vorbei. Felsen ragten in die Höhe wie die Zähne eines Riesen. Das Ufer hinter mir war steil und dicht bewaldet. Der Schnee zwischen den Stämmen war platt getrampelt, und darunter schimmerte Laub hervor. Das gegenüberliegende Ufer bestand aus einer aufragenden Klippe. Von dort gab es keinen Weg nach unten, es sei denn, man sprang. Selbst in der Mitte des Flusses war das Wasser nicht einmal anderthalb Meter tief. Aus neun Metern Höhe hineinzuspringen war keine gute Idee.
    Ich stand vorsichtig an der brüchigen Uferkante. Das schwarze Wasser jagte vor meinen Füßen dahin. Drei Wurzeln ragten in den Fluss und zerrten am Erdreich. Die Mischung aus Schnee, Laub und einer fast senkrechten Böschung schien es ganz darauf anzulegen, mich ins Wasser stürzen zu lassen, aber ich würde es so lange wie möglich vermeiden.
    Die Felsen im Fluss bildeten eine niedrige, nicht ganz durchgängige Brücke. Einige schauten kaum aus dem wirbelnden Wasser heraus, aber in der Mitte ragte einer hüfthoch empor. Auf diesem Stein lag die Haut. Dolph war noch immer Meister der Untertreibung. Sollte eine flaut nicht kleiner sein als ein Brotkasten und nicht größer als ein Toyota? Der Kopf hing an dem großen Stein fest, perfekt drapiert, wie mit Absicht. Das war einer der Gründe weshalb sich das Ding noch in der Flussmitte befand. Dolph legte Wert darauf, dass ich das sah, für den Fall, die Lage eine rituelle Bedeutung hatte.
    Am Ufer wartete ein Taucherteam in noch trockenen Anzügen, die dann sperriger sind und nicht so gut warm halten wie im kalten Wasser. Ein großer Taucher mit bereits übergezogener Kapuze stand neben Dolph. Er war mir als MacAdam vorgestellt worden. »Können wir die Haut jetzt rausholen?«
    »Anita?«, fragte Dolph. »Besser die als ich«, sagte ich. »Ist es ungefährlich?«, fragte Dolph. ` Das war eine andere Frage. Die Wahrheit. »Da bin ich nicht sicher.«
    MacAdam sah mich an. »Was kann denn dabei sein? Es ist nur eine Haut, oder?« Ich zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, was für eine Haut das ist.« »Und?«, fragte er. »Erinnern Sie sich an diesen wahnsinnigen Magier damals in den Siebzigern?« »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das noch wissen«, sagte MacAdam.
    »Ich habe den Fall auf dem College studiert. Magischer Terrorismus, ein Kurs im letzten Jahr. Der Magier hatte sich darauf spezialisiert, an abgelegenen Plätzen magische Fallen auszulegen. Eine seiner bevorzugten Fallen war eine Tierhaut, die sich an denjenigen heftete, der sie als Erster berührte. Man brauchte eine Hexe, um sie zu entfernen.«
    »War es gefährlich?«, fragte MacAdam. »Ein Mann ist erstickt, weil sie sich auf sein Gesicht geheftet hat.«»Wie konnte er sie denn zuerst mit dem Gesicht berühren?« »Einen toten Mann kann man kaum fragen. Animatoren gab es in den Siebzigern noch nicht.«
    MacAdam blickte auf den Fluss hinaus. »Gut, woran merkt man, ob es gefährlich ist?« »Ist schon jemand im Wasser gewesen?«
     
    Er zeigte mit dem Daumen auf Dolph. »Er wollte uns nicht reingehen lassen, und Sheriff Titus sagte, wir sollten das alles irgendeinem spitzenmäßigen Monsterexperten überlassen. Sind Sie das?« »Das bin ich.« »Also, dann spielen Sie den Experten, damit meine Leute und ich ins Wasser können.«
    »Wollen Sie jetzt den Scheinwerfer?«, fragte Dolph. Sie hatten die Stelle beleuchtet wie bei der Eröffnungsvorstellung des Mann's Chinese Theatre. Ich hatte gebeten, das Licht auszuschalten, nachdem ich den ersten Blick darauf geworfen hatte. Es gab Dinge, die man besser bei Licht betrachtete, und andere, die sich erst bei Dunkelheit zeigten.
    »Noch kein Licht. Ich will es zuerst bei Dunkelheit begutachten.« »Warum kein Licht?«, fragte Dolph. »Manche Wesen verstecken sich davor, und die könnten einem der Taucher ein Stück abbeißen.« »Das meinen Sie wirklich ernst, ja?«, fragte MacAdam.
    »Ja, freut Sie das nicht?« Er sah mich einen Moment lang an, dann nickte er. »Doch. Wie wollen Sie näher rankommen? Es ist erst seit ein paar Tagen so kalt, und das Wasser wird etwa noch fünf Grad haben, aber das ist ohne Anzug ziemlich kalt.«
    »Ich werde auf den Felsen bleiben. Vielleicht halte ich eine Hand ins Wasser, um zu sehen, ob etwas anbeißt, aber ich werde so trocken bleiben, wie ich kann.«
    »Sie nehmen die Monster ernst«, sagte er. »Ich nehme das Wasser ernst. In so kaltem Wasser kriegen Sie nach etwa.fünf Minuten Hypothermie. Versuchen Sie, nicht

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