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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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machen. Mir auch nicht.
    Ich stand äußerst vorsichtig auf dem schlüpfrigen Stein. Mein Lampenstrahl lag trübe auf dem unruhigen Wasser wie auf einem schwarzen Spiegel. Ich lenkte das Licht auf den ersten Stein. Er war hell und glänzte vom Wasser und wahrscheinlich auch von Eis. Vorsichtig trat ich hinüber. Der nächste Stein, auch okay. Wer hätte gedacht, dass Nike Airs sich auf vereisten Steinen bewährten?
    MacAdams Warnung vor Hypothermie ging mir durch den Kopf Genau was ich brauchte: wegen Unterkühlung ins Krankenhaus kommen. Hatte ich nicht genug Probleme, musste ich jetzt auch noch gegen die Elemente kämpfen?
    Zwischen den nächsten beiden Felsen gab es eine Lücke. Mit einem trügerischen Abstand. Fast Schrittentfernung, aber gerade um eine Handbreit unbequem. Der Stein, auf dem ich stand, war flach, tief im Wasser, aber trittsicher. Der nächste war nach einer Seite gerundet und hatte eine Spitze.
    »Angst, dass die Füße nass werden?« Aikensen zeigte mir ein weißes Lächeln, das mehr einem Zähnefletschen glich. »Neidisch, weil ich noch trocken bin?« »Ich könnte Sie nass machen«, sagte er.
    »Nur in meinen Albträumen«, erwiderte ich. Ich würde springen und hoffen müssen, auf wundersame Weise das Gleichgewicht zu behalten. Ich schaute zurück zum Ufer. Ich dachte daran, die Taucher zu fragen, ob sie einen trockenen Anzug für mich hätten, aber das kam mir feige vor, wo Aikensen zitternd auf dem Felsen stand. Außerdem würde ich den Sprung wahrscheinlich schaffen. Wahrscheinlich.
    Ich trat bis an die hintere Kante zurück und sprang. Für eine Sekunde hing ich in der Luft, dann traf ich mit dem Fuß auf Stein. Mein Fuß glitt seitlich aus. Ich schlug auf dem Fels auf, den ich mit beiden Armen und einem Bein umklammerte. Das andere Bein landete bis zum Oberschenkel im eiskalten Wasser. Der Schock ließ mich fluchen.
    Ich zog mich hoch, das Wasser strömte aus dem Hosenbein. Ich war mit dem Fuß nicht auf den Grund gekommen. An dieser Stelle würde mir das Wasser bis zur Hüfte reichen, wenn ich Aikensens kleine Planscheinlage richtig deutete. Ich hatte ein Schluckloch getroffen, das tief genug war, um darin unterzutauchen. Ein Glück, dass ich's nur mit dem Bein getroffen hatte.
    Aikensen lachte über mich. Wenn es ein anderer gewesen wäre, hätten wir uns vielleicht gemeinsam amüsiert, wie lächerlich das alles war, aber es war eben Aikensen, und er lachte mich aus.
    »Ich habe jedenfalls nicht die Taschenlampe fallen lassen«, sagte ich. Das klang selbst für meine Ohren kindisch, aber er hörte auf zu lachen. Manchmal kriegt man auf die kindische Tour, was man will.
    Ich befand mich jetzt bei der Haut. Aus der Nähe war sie noch eindrucksvoller. Schon am Ufer hatte ich gewusst, dass sie von einem Reptil stammte. Jetzt konnte ich eindeutig sehen, dass es eine Schlangenhaut war. Die größten Schuppen waren handtellergroß. Die leeren Augenhöhlen hatten die Größe von Golfbällen. Ich streckte die Hand aus, um die Haut zu betasten. Im selben Moment schlug etwas gegen meinen Arm. Ich schrie auf, ehe ich merkte, dass es nur die auf dem Wasser wogende Haut gewesen war. Als ich mich davon erholt hatte, fasste ich sie an. Ich erwartete, dass sie sich leicht anfühlte wie eine gewöhnliche abgestreifte Schuppenhaut. Stattdessen war sie schwer und fleischig.
    Ich wendete die Kante dem Licht zu. Das war keine abgestreifte Hülle. Die Schlange war gehäutet worden. Ob sie dabei noch gelebt hatte, war eine rein akademische Frage. Jetzt war sie auf jeden Fall tot. Nur sehr wenige Geschöpfe können es überleben, lebendig gehäutet zu werden.
    Schuppenmuster und Kopfform erinnerten an eine Kobra, aber die Schuppen zeigten, besonders im Schein der Taschenlampe, einen schillernden Glanz. Die Schlange hatte keine bestimmte Farbe. Sie leuchtete wie ein Regenbogen oder wie eine Ölspur. Die Farben wechselten mit dem Lichteinfall.
    »Wollen Sie noch damit spielen, oder können die Taucher kommen und sie mitnehmen?«, fragte Aikensen.
    Ich ignorierte ihn für den Augenblick. Die Schlange hatte etwas an der Stirn, fast zwischen den Augen. Etwas Glattes, Rundes, Weißes. Ich befühlte es. Es war eine Perle. Eine Perle von der Größe eines Golfballs. Was zum Teufel machte eine Riesenperle eingebettet im Kopf einer Schlange? Und warum hatte der, der das Tier gehäutet hatte, sie nicht mitgenommen?
    Aikensen beugte sich vor und strich mit der Hand über die Haut. »Pfui Teufel. Was ist das denn?« »Eine

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