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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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trotzdem ist es eine Kunst, durch dichten Wald zu gehen, besonders bei Dunkelheit. Nicht einmal mit Taschenlampe kann man richtig sehen. Man muss sich gewissermaßen den Bäumen überlassen, wie man es im Wasser tut, wenn man schwimmt. Man achtet nicht wirklich auf das Wasser, nicht einmal auf den eigenen Körper. Man konzentriert sich auf den Rhythmus, mit dem man durch das kalte Nass stößt und gleitet. Auch im Wald findet man einen solchen Rhythmus. Man konzentriert sich darauf, durch die natürlichen Lücken zu gleiten, die Stellen zu finden, wo der Wald einen durchlässt. Wehrt man sich, schlägt er zurück. Und wie Wasser kann er einen töten. Wer nicht glaubt, dass der Wald ein tödlicher Ort sein kann, hat sich noch nie darin verlaufen.
     
    St. John wusste, wie er sich zu bewegen hatte. Ich war wirklich ziemlich angetan. Ich war lange Zeit ein Stadtmensch gewesen. Larry stolperte in mich rein. Ich musste mich abstützen, sonst wären wir beide gefallen.
     
    »Entschuldigung«, sagte er und stieß sich von mir weg.
     
    »Wie geht's denn da oben, Vampirjägerin?«, rief Coltrain. Er bildete das Schlusslicht. Ich musste als Zweite gehen, um St. John den Rücken zu decken, und Larry wollte ich nicht am Schluss gehen lassen. Coltrain hatte es gewollt. Meinte, er und der Sheriff würden uns beschützen. Sollte mir recht sein.
     
    »Schreien Sie ruhig noch ein bisschen lauter«, sagte Wallace. »Ich glaube nicht, dass der Vampir Sie gehört hat.« »Ich brauche nicht die Staatspolizei, um zu wissen, wie ich meine Arbeit tun muss.«
     
    »Er weiß, dass wir hier sind«, sagte ich.
     
    Das brachte sie zum Anhalten. Beide sahen mich an. Auch Granger, der vor Wallace ging. Ich besaß jedermanns Aufmerksamkeit.
     
    »Selbst wenn der Vampir erst ein paar Wochen alt ist, hat er ein unglaublich feines Gehör. Er weiß, dass wir hier sind. Er weiß, dass wir kommen. Es ist egal, ob wir leise sind oder einen Posaunenchor dabeihaben. Das spielt keine Rolle. Wir werden ihn nicht überraschen können.« Wahrscheinlich würde er uns überraschen, aber das sagte ich nicht laut. Das dachte sowieso jeder.
     
    »Wir vergeuden Zeit, Deputy«, sagte St. John.
     
    Coltrain entschuldigte sich nicht und sah nicht einmal zerknirscht aus. Aber Wallace tat es. »Es tut mir Leid, Sheriff. Das kommt nicht wieder vor.«
     
    St. John nickte, drehte sich wortlos um und führte uns weiter durch den Wald.
     
    Coltrain brummte verächtlich, aber mehr nicht, und Wallace hätte bestimmt nicht noch einmal angebissen. Jedenfalls hoffte ich das. Es kümmerte mich nicht, ob er Angst hatte. Wir hatten schon genug Probleme, auch ohne gegenseitige Sticheleien.
     
    Rings um uns raschelten und wogten die Bäume. Das tote Laub vom vorigen Herbst knisterte bei jedem Schritt. Hinter mir fluchte jemand leise. Ein Windstoß fuhr herab und wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Ein Stück voraus war die Dunkelheit anders. Wir näherten uns der Lichtung.
     
    St. John blieb vor der vordersten Baumreihe stehen. Er blickte mich über die Schulter an. »Wie wollen Sie es machen?«
     
    Ich konnte schon den Regen schmecken, den der Wind näher brachte. Wenn möglich wollte ich uns hier raushaben, bevor es regnete. Sonst wären die Sichtverhältnisse beschissen.
     
    »Wir töten ihn und machen, dass wir schleunigst zum Haus zurückkommen. Kein schwieriger Plan.« Er nickte, als hätte ich etwas Tiefschürfendes gesagt. Hätte ich das wenigstens.
     
    Vor uns erschien eine Gestalt. Im einen Augenblick war da nichts, im nächsten war sie da. Dunkelheit und Schatten, Magie. Der Vampir packte St. John, als der zur Waffe griff, und warf ihn im hohen Bogen auf die Lichtung.
     
    Ich schoss dem Vampir in die Brust, fast aus nächster Nähe. Er brach in die Knie. Kurz sah ich das Weiß der Augäpfel schimmern, so als könnte er es nicht glauben. Ich musste nach jedem Schuss durchladen.
     
    Hinter mir ging Grangers Gewehr los wie eine Kanone. Jemand schrie. Ich schoss dem Vampir zwischen die Augen. Sein Kopf spritzte ins Laub. Ich drehte mich mit der Schrotflinte an der Schulter, bevor der Rumpf auf dem Boden aufkam.
     
    Larry lag am Boden mit einem Vampir auf sich. Ich sah ein Stück lange braune Haare, ehe sein Kreuz mit einem blendenden blauweißen Blitz zum Leben erwachte. Die Vampirfrau fuhr schreiend zurück und rannte in die Dunkelheit. Weg.
     
    Ein Vampir mit langer blonder Mähne hielt Granger in den schlanken Armen, den Kopf an seinen Hals gedrückt. Ich

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