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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gab mir ein paar Telefonnummern und ging. Ich wollte nicht, dass jemand zu lange dablieb. Die Leute würden vielleicht denken, dass er nicht bloß als Reporter gekommen war. Über meinen Ruf schien sich keiner Gedanken zu machen. Ich weckte Zombies, brachte Vampire um und hatte ein Verhältnis mit dem Meistervampir der Stadt. Wenn die Leute mich als Gestaltwandler verdächtigten, was würde das schon noch ausmachen?
     
    Ich hatte die Namen von drei ergebenen Rudelmitgliedern, die Irving für hart genug hielt, um die Leibwächter zu spielen, und für schwach genug, um sich drohen zu lassen. Ich wollte das nicht tun. Ihre Gemeinschaft basierte auf Gehorsam, auf Bestrafung und Belohnung, meistens auf Bestrafung. Wenn sich die Rudelmitglieder, die ich anriefe, weigerten, würde ich sie bestrafen müssen, sonst war ich nicht die Lupa, war nicht stark genug, um Richard zu unterstützen. Natürlich würde er mir nicht dafür dankbar sein. Er schien mich inzwischen zu hassen, und das konnte ich ihm nicht verübeln. Er würde meine Einmischung vollkommen ablehnen.
     
    Aber es ging nicht nur um Richard. Es ging auch um Stephen. Er hatte mir einmal das Leben gerettet, und ich hatte mich dafür noch nicht revanchiert. Außerdem gehörte er zu der Sorte Leute, die immer irgendjemandes Opfer sind, bis heute. Ja, Zane hätte ihn fast umgebracht, aber das war nicht das Entscheidende. Stephen hatte die Freundschaft über die Treue zum Rudel gestellt. Das hieß, Sylvie könnte ihm den Schutz des Rudels entziehen. Er wäre wie die Werleoparden: als Futter freigegeben. Das durfte ich nicht zulassen, nicht, solange es sich verhindern ließe.
     
    Stephen könnte bei der Sache draufgehen. Richard könnte draufgehen. Sylvie würde ich vielleicht töten müssen, um mich durchzusetzen. Vielleicht auch ein paar andere aus dem Rudel. Könnte, würde, vielleicht. Verdammt.
     
    Bisher hatte ich nur zur Selbstverteidigung oder aus Rache getötet. Wenn ich meinen Hut in den Ring werfen würde, dann mit Vorsatz, um kaltblütig zu morden. Vielleicht nicht im formalen Sinne, aber ich würde wissen, was ich damit in Gang setze. Es wäre wie bei Dominosteinen: alle blieben aufrecht und zuverlässig, bis einer getroffen wurde, dann gab es kein Halten mehr. Ich hätte am Ende das schöne Muster vor mir: Richard stabil an der Macht,
     
    Stephen und die Werleoparden in Sicherheit, Sylvie zurückgeschlagen oder tot. Bei den ersten beiden würde es so kommen, beim dritten lag es an Sylvie, wie die Sache ausgehen würde. Unerfreulich, aber wahr. Natürlich gab es noch eine weitere Möglichkeit. Sylvie könnte mich töten. Das würde ihr neue Chancen eröffnen. Sylvie war nicht unbedingt rücksichtslos, aber sie ließ sich auch von niemandem austricksen. Darin waren wir uns ähnlich. Nein, ich bin nicht rücksichtslos. Wenn ich es wäre, hätte ich Sylvie zu einem Treffen gebeten und auf der Stelle erschossen. Dafür war ich noch nicht Soziopath genug. Mitleid brachte einen irgendwann um, aber manchmal ist es alles, was einen noch zum Menschen macht.
     
    Ich erledigte die Anrufe. Zuerst suchte ich einen Männernamen heraus, Kevin, ohne Nachnamen. Seine Stimme war schläfrig und rauh, als hätte er etwas geraucht. »Wer zum Teufel ist jetzt wieder dran?«
     
    »Sehr liebenswürdig«, sagte ich, »wirklich liebenswürdig.« »Wer ist da?« »Hier ist Anita Blake. Weißt du, wer ich bin?« Wenn man bedrohlich erscheinen will, nicht so dick auftragen. Ich und Clint Eastwood.
     
    Er blieb fast dreißig Sekunden lang still, und ich ließ das Schweigen anwachsen. Sein Atem hatte sich beschleunigt. Fast fühlte ich durchs Telefon, wie sein Puls raste.
     
    Er antwortete, als wäre er an fremde Anrufe gewöhnt, wenn es um Rudelangelegenheiten ging. »Du bist unsere Lupa.« »Sehr gut, Kevin, sehr gut.« Herablassung kommt immer gut an.
     
    Er hustete, um seine Stimme zu klären. »Was willst du?« »Ich will, dass du ins St. Louis University Hospital kommst. Stephen und Nathaniel sind verletzt. Ich will, dass du sie für mich bewachst.«
     
    »Nathaniel, das ist einer der Werleoparden.« »Richtig.« »Sylvie hat uns verboten, ihnen zu helfen.«
     
    »Ist Sylvie eure Lupa?« Fragen sind großartig, aber nur wenn man selbst die Antwort weiß. Wenn man etwas fragt und von der Antwort überrascht wird, sieht man albern aus. Es ist schwer, bedrohlich zu wirken, wenn man schlecht informiert dasteht.
     
    Eine Sekunde lang blieb es still. »Nein.« »Wer dann?«

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