Anita Blake 07 - Dunkle Glut
und ich bin bloß ein sanftmütiger Reporter.« »Sie nehmen wirklich an, dass Sie ihre Stelle verlieren, wenn es herauskommt?« »Die Stelle, ach was. Aber was soll meine Mutter dazu sagen?« Ich lächelte. »Also können Sie nicht den Beschützer spielen.«
Er runzelte die Stirn. »Wissen Sie, daran hatte ich nicht gedacht. Wenn einer aus dem Rudel in der Öffentlichkeit verletzt wurde, wo es nicht vertuscht werden konnte, kam immer Raina zur Rettung angesaust. Seit sie tot ist, haben wir keine Alphas mehr, die offen zeigen, was sie sind. Und einen, der Stephen beschützen könnte, sowieso nicht.«
Raina war die alte Lupa des Rudels gewesen, bevor ich die Stelle antrat. Theoretisch braucht sie nicht zu sterben, um abgelöst zu werden, im Gegensatz zum Ulfric, dem Wolfskönig. Doch Raina war Gabriels Gespielin gewesen. Sie hatten gewisse Hobbys gemeinsam gehabt, wie zum Beispiel Snuff-Filme mit Gestaltwandlern und Menschen drehen. Sie war bei der Aufnahme dabei, während Gabriel mich vergewaltigen wollte. Oh ja, es war mir ein Vergnügen gewesen, Raina das Licht auszublasen.
»Jetzt haben Sie Nathaniel schon zum zweiten Mal ignoriert«, sagte ich. »Wie kommt das, Irving?« »Ich sagte ja, Sylvie hat die Verantwortung, bis Richard wieder da ist.« »Und?« »Sie hat uns in jeder Hinsicht verboten, den Werleoparden zu helfen.« »Warum?« »Raina hat sie häufig in ihren Pornofilmen benutzt, zusammen mit den Wölfen.«
»Ich habe einen der Filme gesehen. Ich war nicht beeindruckt. Entsetzt, aber nicht beeindruckt.« Irving sah sehr ernst aus. »Sie hat auch widerspenstige Rudelmitglieder von Gabriel und den Katzen bestrafen lassen.« »Bestrafen lassen?«
Irving nickte. »Sylvie hat es auch getroffen und mehr als einmal. Sie hasst sie alle, Anita. Wenn Richard es nicht verboten hätte, hätte sie das Rudel genommen und die Leoparden alle zur Strecke gebracht.« »Ich habe gesehen, was Gabriel und Raina unter Spaß verstanden. Da bin ich ausnahmsweise auf Sylvies Seite.«
»Sie haben bei uns aufgeräumt, Sie und Richard. Richard hat Marcus getötet und ist jetzt Ulfric. Sie haben uns von Raina befreit und sind unsere Lupa.«
»Ich habe sie erschossen, Irving. Nach den Rudelgesetzen, so wurde mir gesagt, wird die Herausforderung unwirksam, wenn man eine Pistole benutzt. Ich habe gemogelt.« »Sie sind nicht die Lupa, weil Sie Raina getötet haben, sondern weil Richard Sie als seine Gefährtin ausgesucht hat.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht mehr zusammen, Irving.« »Richard hat sich aber auch keine neue Lupa genommen, Anita. Solange er das nicht tut, haben Sie diesen Platz.«
Richard war groß, dunkelhaarig, gut aussehend, anständig, aufrichtig, tapfer. Er war perfekt, außer dass er ein Werwolf war. Selbst das war verzeihlich, jedenfalls glaubte ich das einmal. Bis ich ihn beim Festschmaus erlebt hatte. Bis ich das ganze beschissene Menü kannte. Das Fleisch war roh gewesen und hatte noch gezappelt, die Sauce war ein bisschen blutig gewesen.
Jetzt ging ich nur noch mit Jean-Claude. Ich war mir nicht sicher, ob es so viel besser war, mit dem Obervampir der Stadt zu gehen statt mit dem Oberwerwolf, aber ich hatte mich so entschieden. Es waren Jean-Claudes ach so blasse Hände, die meinen Körper hielten, seine schwarzen Haare, die sich auf meinem Kopfkissen kräuselten, seine mitternachtsblauen Augen, in die ich blickte, wenn wir miteinander schliefen.
Brave Mädchen haben keinen vorehelichen Sex, erst recht nicht mit den Untoten. Ich glaube nicht, dass brave Mädchen dem Ex-Freund nachtrauern, nachdem sie sich für den neuen Freund entschieden haben. Vielleicht hatte ich mich falsch entschieden. Richard und ich gingen uns so weit wie möglich aus dem Weg. Fast die ganzen vergangenen sechs Wochen. Im Augenblick war er nicht in der Stadt. Das machte es einfacher.
»Ich werde nicht fragen, woran Sie denken«, sagte Irving. »Ich glaube, ich weiß es.« »Seien Sie bloß nicht so superklug.« Er breitete entschuldigend die Arme aus. »Berufskrankheit.«
Darüber musste ich lachen. »Sylvie hat also verboten, den Werleoparden zu helfen. Was heißt das für Stephen?« »Er hat gegen ihren ausdrücklichen Befehl verstoßen, Anita. Für einen, der im Rudel so weit unten steht wie Stephen, ist das sehr mutig. Aber das wird Sylvie nicht beeindrucken. Sie wird ihn zerreißen, und sie wird niemandem erlauben, nachzugeben und sich um die beiden zu
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