Anita Blake 07 - Dunkle Glut
Beerdigung. Ja, er hatte etwas von diesen Anzügen, die man nur bei Tod und Heirat aus dem Schrank holte.
»Man könnte meinen, sie sind gleich stark«, sagte er, »aber das ist ein Irrtum.« Er sagte das sehr leise, als wäre es nur für uns bestimmt, aber Richard konnte ihn trotzdem verstehen. »Mir hat er diesen Eindruck ebenfalls vorgespielt; und dann hat er mich vernichtet.«
»Er hat dich nicht vernichtet«, erwiderte ich. »Du hast gesiegt.« »Nur weil ihr mich gerettet habt.«
»Nein«, beharrte ich. »Du hast ihm die Werratten nicht ausgeliefert. Du hast gesiegt.« Ich fasste Jean-Claude an der Schulter, und er ließ mich runter. Ich konnte stehen. Hurra.
»Sehr beeindruckend, Ulfric«, sagte Padma, »aber lass uns doch mal sehen, wie weit du dich noch steigern kannst, ja? Danke, Rafael, dass du die Überraschung verraten hast. Ich werde mich eines Tages dafür revanchieren.« Die Samthandschuhe waren also ausgezogen. Padmas Macht donnerte durch den Raum. Ich taumelte, und nur Jean-Claudes Hand verhinderte, dass ich umsank.
Richard schrie und fiel auf die Knie. Wir bekamen nur den Rückstrom ab, Richard die ganze Wucht. Ich dachte, Padma würde mit ihm dasselbe tun wie mit mir, aber das tat er nicht. Er hatte andere Pläne.
»Verwandle dich für mich, Richard. Ich habe mein Essen gerne mit Fell.«
Richard schüttelte den Kopf. »Niemals«, brachte er mühsam hervor. Es klang wie abgeschnürt.
»>Niemals< kann sich lange hinziehen«, sagte Padma. Ich spürte seine Macht wie Insekten auf der Haut, wie Ameisen mit glühenden Zangen, die Stücke herausrissen. Genau das hatte er mit Elizabeth gemacht, um sie zu bestrafen.
Richard wand sich nicht am Boden wie sie. Er weigerte sich: »Nein.« Er stand wieder auf und machte einen taumelnden Schritt auf den Vampir zu.
Das Brennen wurde schlimmer, die glühenden Zangenbisse dichter. Ich wimmerte kurz, und noch immer stand Richard aufrecht da. Er machte einen zweiten schwankenden Schritt.
Der Ansturm brach unvermittelt ab. Von den Schmerzen befreit sank Richard auf die Knie, direkt vor Padmas Füßen. Sein Atem war laut in der plötzlichen Stille.
»Durch Schmerzen werde ich dich nicht bekommen«, stellte Padma fest. »Wollen wir auf das Spiel verzichten, Ulfric? Soll ich mich jetzt sättigen?« »Fang nur an«, sagte Richard.
Padma lächelte, und das hatte etwas an sich, das mir nicht gefiel. Als hätte er alles unter Kontrolle, und alles liefe genau nach Plan.
Er umkreiste Richard und ließ sich hinter ihm auf die Knie nieder. Er strich ihm über den Hals und beugte ihm den Kopf zur Seite wie zu einem ordentlichen, sauberen Biss. Dabei schob er einen Arm über Richards Brust und presste ihn an sich, mit der anderen Hand drückte er ihm das Gesicht zur Seite.
Padma beugte sich über ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ein Krampf lief durch Richards ganzen Leib. Er versuchte, sich loszureißen, aber Padma war erstaunlich schnell. Er griff mit beiden Armen unter Richards Achseln durch und verschränkte die Hände hinter seinem Nacken. Ein klassischer Doppelnelson. Richards Gegenwehr endete damit, dass er auf dem Boden lag und der Vampir auf ihm. Beim Wrestling hätte Richard jetzt verloren. Aber kein Kampfrichter kam und befahl aufzuhören.
»Was geht da vor?«, fragte ich. »Ich habe Richard gewarnt«, sagte Rafael, »aber er ist immer so stark gewesen.« »Wovor?«, fragte ich. »Padma ruft Richards Tier, ma petite«, erklärte Jean-Claude. »Ich habe schon einmal gesehen, wie er das macht.«
Richard bekam heftige Zuckungen, sein Kopf schlug mit einem scharfen Krachen auf den Boden. Er rollte sich auf die Seite, doch der Vampir blieb auf ihm und flüsterte in einem fort.
»Hat er dein Tier auch auf diese Weise gerufen?«, fragte ich Rafael. »Ja.« Ich sah ihn von der Seite an.
Er starrte auf das Geschehen, wollte mich nicht ansehen. »Er rief mein Tier, und es kam wie ein Schwall Wasser, das er sogleich versickern ließ. Das machte er so lange hintereinander, bis ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf der Folterbank und wurde gehäutet.« Seine Stimme klang neutral, als wäre das die Geschichte von jemand anderem.
»Hilf ihm«, sagte ich zu Jean-Claude gewandt. »Wenn ich in den Kreis trete, wird Padma das als Vorwand nehmen, um mich herauszufordern. Wenn ein Duell daraus wird, werde ich unterliegen.«
»Also provoziert er dich damit«,
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