Anita Blake 07 - Dunkle Glut
ein bisschen mehr, als mir lieb war. Doch ich wollte seine Augen, sein Gesicht im Blick haben, wollte, dass er mich ansah.
Die Missionarsstellung hatte ich noch nie mit einem Mann probiert, der genauso groß war wie ich. Der Blickkontakt war unglaublich intim. Er lachte nervös. »Ich hatte schon manchmal solche Phantasien.« »Merkwürdig, ich nicht.« »Das ist grausam.« Er bog den Rücken durch, was ihn gegen mich presste. Yvette hatte eine dritte Kostprobe genommen. Seine Angst kam mit voller Wucht zurück, er hatte Panik in den Augen.
»Ich bin da. Wir sind da.«
Er schloss die Augen und tat einen tiefen Atemzug. Er saugte den Geruch nach Laub und Fell und dunklen Plätzen voller Leiber in sich hinein, die alle nach Rudel rochen. Und Yvette biss wieder zu.
Jason schrie. Ich richtete mich so weit auf, dass ich seinen Rücken sehen konnte. Yvette hatte ihm ein Stück Haut losgerissen. Er blutete stark.
Jean-Claude trat an den Rand des Kreises. »Du sättigst dich nicht, du quälst ihn nur. Jetzt ist Schluss.« »Nein«, widersprach Yvette, »ich werde mich jetzt sättigen.« »Dann tu es«, sagte Jean-Claude, »aber schnell, bevor unsere Geduld zu Ende ist.«
Sie kroch auf allen vieren über Jason und legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn, so dass ich auf den Boden gequetscht wurde. Die Ledernähte seiner Hose drückten schmerzhaft. Sein Atem ging immer schneller. Er stand kurz vor dem Hyperventilieren.
»Sieh mich an«, sagte ich.
Yvette packte ihn bei den Haaren und riss seinen Kopf herum. »Nein, sieh mich an, denn ich werde dir wehtun, Jason. Ich werde dich bis in deine Träume verfolgen.«
»Nein«, erwiderte ich und ließ die Macht in mir anschwellen. Ich spuckte sie ihr in das blasse Gesicht. Aus einem langen Kratzer auf ihrer Wange lief Blut. Alles erstarrte. Yvette fasste sich an die blutende Stelle. »Wie hast du das gemacht?«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht weiß?« »Nein«, sagte sie.
»Dann glauben Sie mir eins, Sie Miststück: lassen Sie das sein, sonst reiße ich Sie in Stücke.« Ich glaubte es selbst, als ich es sagte, aber ob ich die Szene ein zweites Mal so überzeugend hinbekommen hätte, weiß ich nicht. Nur Meistervampire konnten von Ferne solche Kratzer bewirken. Jean-Claude hatte ich das nie tun sehen.
Yvette glaubte mir. Sie kam so nah an mich heran, dass das Blut von ihrer Wange in Jasons Haare tropfte. »Wie du willst, Flittchen, aber eines sag ich dir: ich werde ihn nicht betäuben. Dafür« - sie drehte mir die verletzte Gesichtshälfte zu - »wird er leiden.« »So ist es doch immer«, sagte ich.
Sie sah mich böse an, die Antwort passte ihr wohl nicht. Ich nahm Jasons Gesicht in beide Hände, damit er mich ansah. Er guckte ein bisschen verwirrt, denn er wusste, dass ich noch nie jemanden auf diese Art verletzt hatte. Aber vor den Schurken konnten wir schlecht sagen: Menschenskind, na so was, wie ist das denn passiert!
Yvette rückte sich zurecht und presste sich in voller Länge an Jason, der sich dadurch auf mir bewegte. Zwischen ihm und mir war nur das dünne Leder und ein bisschen Satin. Mein Körper reagierte. Ich schloss die Augen, damit er nichts merkte. Vielleicht lag es an meiner Erregung, jedenfalls umgab mich plötzlich der Geruch von Fell und eine warme Vertrautheit mit seinem Körper. Der Munin war da.
Ich hob den Kopf und küsste ihn. Im Augenblick der Berührung kam die Macht zwischen uns zum Fließen. Anders und besser als bei Nathaniel, und ich wusste warum: Nathaniel gehörte nicht zum Rudel.
Jason erwiderte den Kuss nicht gleich. Doch dann drang er in meinen Mund ein, in die warme Macht, und sie wuchs, bis ich sie wie einen kleinen heißen Windstrom auf meiner Haut, auf unserer Haut fühlen konnte. Sie floss über Yvette und entriss ihr einen Schrei. Sie stieß die Zähne in Jasons Nacken. Er schrie in meinen Mund hinein, machte sich steif, dann wurden seine Schmerzen von der wachsenden Macht hinweggespült.
Ich spürte Yvettes Mund wie einen Siphon die Macht schlucken und schleuderte sie ihr in den Rachen, dass sie wie eine Ertrinkende von uns wegrollte.
Von ihrem Körper befreit, begann Jason sich an mir zu reiben. Er küsste mich, als wollte er in meinen Mund hinein und sich in meinen Körper einhüllen. Ich erwiderte seinen Kuss. Ich hatte Rainas Munin warm empfangen und wusste nun nicht, wie ich ihn wieder loswerden
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