Anita Blake 07 - Dunkle Glut
sollte.
Sein Unterkörper reagierte heftiger, ich spürte, wie er kam, und das genügte, damit ich mich endlich zusammenreißen konnte. Was für ein herrlich peinlicher Moment, um wieder auf den Fahrersitz zu wechseln.
Jason ließ sich japsend auf mich sinken. Ich wandte das Gesicht ab, damit ich bloß keinen von den anderen sah. Yvette lag eingerollt auf der Seite, Blut lief ihr übers Kinn. Sie leckte es halbherzig weg, als wäre schon das zu anstrengend. >Je reve de toi«, sagte sie zu mir. Sollte heißen, sie würde von mir träumen. Das hatte ich kürzlich noch von Jean-Claude gehört.
»Wieso fällt den Franzosen in solchen Momenten immer der richtige Spruch ein?«, hörte ich mich sagen. »Das ist genetisch bedingt, ma petite.« Jean-Claude kniete neben uns.
»Aha«, machte ich und konnte ihm nicht in die Augen sehen, solange Jason auf mir lümmelte.
»Jason«, sagte ich und tippte ihm auf die nackte Schulter. Er antwortete nicht, er rollte sich nur herunter auf den Boden und so dicht an Yvette heran, dass ich mich über ihn wunderte.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass mein Kleid noch bis zur Taille hochgeschoben war. Jean-Claude stützte mich, während ich mir zappelnd den Rock herunterzog.
Richard kniete sich zu uns. Ich rechnete mit einer beißenden Bemerkung. Genug Munition hatte ich ihm ja gegeben. Doch er überraschte mich: »Raina ist tot, aber nicht vergessen.« »Was du nicht sagst«, antwortete ich.
»Es tut mir leid, Anita. Als du mir davon erzählt hast, habe ich nicht begriffen, dass es fast eine Verschmelzung gewesen ist. Ich verstehe jetzt, warum du davor Angst hast. Aber man kann verhindern, dass das wieder passiert. Ich war zu wütend auf dich, um dir zu glauben, dass es so schlimm war.« Über sein Gesicht zog ein Ausdruck von Schmerz und Verwirrung. »Es tut mir leid.«
»Wenn du das wirklich verhindern kannst, nehme ich die Entschuldigung an.«
Plötzlich ragte Padma über uns auf. »Der nächste Tanz gehört uns beiden, Ulfric. Nach der Vorstellung, die deine Lupa uns präsentiert hat, bin ich umso begieriger, dich zu kosten.«
Richard blickte flüchtig zu mir, dann zu Jason und Yvette, die noch am Boden lagen, als wäre jede Bewegung zu viel. »Ich glaube nicht, dass ich so gut bin.« »Du unterschätzt dich, Wolf«, sagte Padma. Er bot Richard eine Hand, aber der stand allein auf. Sie waren fast gleich groß. Sie maßen sich mit Blicken, und ich spürte etwas von den Kräften, die zwischen ihnen hin und her loderten, um den anderen zu prüfen.
Ich lehnte mich an Jean-Claudes Brust und schloss die Augen. »Bring mich hier raus, bevor sie anfangen. Ich kann so viel Macht in meiner Nähe noch nicht wieder ertragen.« Er half mir hoch, und als meine Beine mich nicht tragen wollten, hob er mich in die Arme. Er trug mich mühelos. Dann blieb er stehen, als erwartete er, dass ich protestieren würde.
Ich legte die Arme um seinen Hals und bat: »Tu's einfach.«
Er lächelte, und es war wundervoll. »Das habe ich schon lange tun wollen.« War es romantisch, am Ende von ihm in den Armen getragen zu werden? Ja. Doch dann raffte Jason sich vom Boden auf, und seine blaue Lederhose hatte vorne einen Fleck. Das war gar nicht romantisch.
51
Padma und Richard standen sich außer Reichweite gegenüber. Jeder schwenkte seine Macht wie einen Köder an der Angel, um zu sehen, wer als Erster anbiss. Richards Kräfte waren wie immer voll spannungsgeladener Hitze. Padmas fühlten sich ähnlich an: warm und lebendig, was, von dem unpassenden Wort abgesehen, bei einem Vampir ungewöhnlich war. Er verströmte Hitze, auch wenn es nicht dieses elektrisierende Flimmern hatte wie Richards.
Man spürte sie im ganzen Raum, als wäre die Luft mit Energie aufladen. Sie waren überall und nirgends. Richards Macht strich mir brennend über die Haut, dass ich erschrocken keuchte, gleichzeitig mit Jean-Claude. Padma schickte einen sengenden Hitzestrom aus. Es war, als wäre ich zu nah ans Feuer geraten. Beide zusammen waren fast nicht auszuhalten.
Rafael kam und stellte sich neben uns. Jean-Claude trug mich noch immer auf den Armen, woran Sie sehen, wie beschissen es mir ging. Der Rattenkönig trug einen gewöhnlichen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine unauffällige Krawatte, und seine schwarzen Schuhe waren blank poliert. Die Aufmachung taugte für alles Mögliche, von der Firmensitzung bis zur
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