Anita Blake 07 - Dunkle Glut
aber nicht vor Kälte.
Ich merkte, dass es für ihn ein Nervenkitzel gewesen war, sich meine Wärme zu stehlen. Es hatte ihm nicht bloß in zweckmäßiger Hinsicht gut getan. Typisch, dass er wieder das Bestmögliche für sich rausholte.
»Da du wieder im Vollbesitz deiner Kräfte bist, werde ich euch allein lassen«, sagte der Wanderer. »Du hast Padma ohne meine Hilfe vertrieben. Du wirst dich sicher gegen ihn verteidigen können.«
»Dich hat er auch besiegt«, sagte Padma.
Hannahs Augen sahen uns an. »Ja, das stimmt. Ich würde von dem Meister, der den Erdbeweger getötet hat, nichts anderes erwarten.« Hannah drehte sich wieder zu Padma herum. »Und er hat getan, was du nicht kannst. Er hat sich ohne Blut und nur mit der Körperwärme seines Dieners neu belebt. Ein Trick, den jeder wirkliche Meister vollbringen kann.«
»Genug davon«, sagte Padma. Er klang verärgert. Es schien ein echter Fauxpas zu sein, an seinem menschlichen Diener zu saugen. »Die Nacht schwindet dahin. Da du deine Kräfte wieder hast, Jean-Claude, suche nach deinen Leuten. Schau, wer deinem Ruf nicht Folge leistet.«
»Ich gehe jetzt, Jean-Claude. Ich erwarte dich später.« Hannah sank plötzlich in sich zusammen. Willie fing sie auf und legte sie sanft auf den Boden. »Such, Jean-Claude, such deine Leute«, forderte Padma.
Jean-Claude stand auf und zog mich mit. Seine Pupillen tauchten durch das blaue Feuer auf, die Augen bekamen wieder ihr normales Aussehen. Er blickte an mir vorbei, an Padma vorbei. Ich glaube nicht, dass er in diesem Raum irgendetwas wahrnahm. Seine Macht kroch aus seinen Händen über meine Haut. Wenn wir uns nicht zufällig berührt hätten, hätte ich nicht das Geringste davon bemerkt. Ein ganz schwacher Schimmer von Energie, als wäre es nur eine Kleinigkeit.
Er blinzelte und sah Padma an. »Damian.« Damian gehörte zum engsten Kreis. Wie Liv, die über fünfhundert Jahre alt war, würde er nie ein Meister sein.
Dabei war Damian schon über tausend Jahre alt. Das war eine erschreckende Zeitspanne, um so wenig Macht erlangt zu haben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Damian war machtvoll. Für einen fünfhundertjährigen Vampir war er furchterregend. Für einen tausendjährigen war er ein Säugling. Ein gefährlicher, Fleisch fressender Säugling, aber mehr Kräfte würde Damian nicht erlangen. Selbst wenn er lebte, bis die Sonne die Erde verschluckte, würde er nicht stärker sein als heute bei Einbruch der Nacht.
Er gehörte zu den wenigen Vampiren, bei denen ich mich im Alter verschätzt hatte. Ich hatte mich um die Hälfte vertan. Ich hatte ihn nach seinen Kräften beurteilt und musste lernen, dass die nicht das einzige Kriterium waren.
Jean-Claude hatte Damian seinem alten Meister abgehandelt, damit er nach St. Louis kommen und zweite Geige spielen konnte. »Was hast du Damian angetan?«, fragte Jean-Claude.
»Ich nichts. Wieso, ist er tot?« Padma lächelte und nahm Vivian an der Hand. »Das ist eine Frage, die nur sein Meister beantworten kann.« Er ging den Gang hinunter und führte den Werleoparden neben sich her. Vivian drehte sich nach mir um und sah mich mit großen, angstvollen Augen an, bis sie um die Ecke bogen. Der schwarze Leopard hatte den Blick auf mich geheftet und trödelte noch.
Ohne nachzudenken, fast unwillkürlich sagte ich: »Wie konntest du sie diesem Ungeheuer ausliefern?« Der Leopard fauchte mich an und peitschte mit dem Schwanz den Boden. »Du bist schwach, Elizabeth. Gabriel wusste das und hat dich darum verschmäht.«
Sie ließ ein Gebrüll los, aber Padmas Stimme kappte es wie ein Beil. »Elizabeth, komm endlich oder ich werde wirklich ärgerlich.« Der Leopard fauchte mich noch einmal an, dann tappte er davon.
»Hat Gabriel dir gesagt, sie sei schwach, ma petite?« Ich schüttelte den Kopf. »Sie hätte sie nicht hierher gebracht, wenn sie stark wäre. Padma hat gerufen, und sie ist gekommen, aber das hätte sie allein tun sollen.« »Vielleicht hat sie ihr Bestes getan, ma petite.«
»Dann war das Beste nicht gut genug.« Ich sah in Jean-Claudes glattes, undurchdringliches Gesicht. Er wirkte reglos. Ich fasste unter sein Hemd an seine Brust. Sein Herz schlug. »Du glaubst, dass Damian tot ist«, sagte ich. »Ich weiß es.« Er blickte zu mir herab. »Ob es von Dauer ist, das ist die Frage.« »Tot ist tot«, erwiderte ich.
Darüber lachte er und nahm mich in die Arme. »Oh, lila petite, du
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