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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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humanitäre Philosophie, ein bisschen New-Wave-mäßig. Ich glaube nicht, dass es da viel um Gott geht.
     
    Damians Haare waren blutrot, was bei seiner alabasterweißen Haut aufsehenerregend aussah. Ich wusste, dass er grüne Augen hatte, um die ihn jede Katze beneiden konnte, aber jetzt waren sie geschlossen, und wenn wir Pech hatten, würde er sie nie wieder öffnen.
     
    Jean-Claude kniete sich neben ihn. Er legte eine Hand an die Stichwunde. »Wenn ich das Schwert herausziehe und sein Herz schlägt nicht und er öffnet nicht die Augen, dann ist er tot. Es gibt für ihn nur die eine Chance. Wir könnten ihn hundert Jahre lang in ein Loch legen, und er hätte noch immer die Chance zu leben, wenn ihm einer das Schwert herauszieht. Wenn wir es hier und jetzt tun, riskieren wir, ihn endgültig zu verlieren.«
     
    Dieser kleine Rest volkstümlicher Überlieferung ist der Grund, weshalb man einem Vampir nie und nimmer den Pflock aus dem Herzen zieht, egal wie tot er aussieht.
     
    Ich kniete mich dazu. »Gibt es dafür ein Ritual?«
     
    Er schüttelte den Kopf »Ich will den Bluteid beschwören, den er geleistet hat. Damit kann man ihn vielleicht zurückrufen, aber Warrick hat recht: ich habe Damian nicht gemacht, ich bin nicht sein eigentlicher Meister.«
     
    »Ja, er ist sechshundert Jahre älter als du.« Ich sah den Bewusstlosen an, der erstochen in seinem Blut lag. Er trug eine Anzughose, die zu der Weste gehörte. Ohne das übliche Oberhemd wirkte das überraschend erotisch. Ich konnte Damian noch spüren, die Jahrhunderte alten Kräfte, die vergangenen Herzschläge. Er war nicht tot, oder zumindest nicht vollständig tot. Ich fühlte seine Aura oder etwas in der Art.
     
    »Ich kann ihn noch spüren«, sagte ich. »Wie meinst du das, ma petite?«
     
    Ich empfand einen furchtbaren Drang, Damian anzufassen, über seine nackten Arme zu streichen. Ich stand nicht auf Nekrophilie, egal wie sehr ich die Toten liebte. Was war da los?
     
    »Ich spüre ihn, spüre seine Energie im Kopf. Es ist wie bei einer frischen Leiche, wenn die Seele den Körper noch nicht verlassen hat. Er ist noch da, meine ich.« Warrick sah mich groß an. »Wie willst du das unterscheiden?«
     
    Ich streckte die Hand aus und bezwang mich, machte eine Faust. Mir taten die Hände weh von dem Verlangen, ihn anzufassen. Es war nicht sexuell, mehr wie die Lust an einer wirklich schönen Statue. Ich wollte den feinen Linien nachspüren, dem alten Strom seiner Kräfte, dem ...
     
    »Was ist, ma petite?«
     
    Ich legte vorsichtig die Fingerspitzen auf den nackten Arm, als hätte ich Angst, mich zu verbrennen. Meine Hand glitt über die kalte Haut, fast ohne mein Zutun. Die Kraft, die Damians Körper belebte, floss durch seine auskühlende Haut über meine Hand und meinen Arm entlang und hinterließ eine Gänsehaut.
     
    Ich schnappte nach Luft. »Was tust du, ma petite?« Jean-Claude rieb sich den Arm, als spürte er es genauso.
     
    Warrick streckte langsam eine Hand zu mir hin, als probierte er, wie nah er an das Feuer heran konnte. Er zuckte zurück und rieb sich die Finger an der Hose. »Es stimmt. Du bist ein Totenbeschwörer.«
     
    »Du ahnst nicht mal die. Hälfte«, flüsterte ich. Ich drehte den Kopf zu Jean-Claude. »Wenn man das Schwert rauszieht, kommt es darauf an, zu verhindern, dass seine Kräfte aus der Wunde austreten, dass seine Seele - ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll - den Körper verlässt, richtig?«
     
    Jean-Claude starrte mich an, als sähe er ganz neue Seiten an mir. Schön zu wissen, dass ich ihn noch überraschen konnte. »Ich weiß es nicht, ma petite. Ich bin kein Hexer und kein Student der magischen Metaphysik. Ich werde den Eid beschwören, das Ritual sprechen und hoffen, dass er überlebt.«
     
    »Manchmal, wenn ich einen Toten aus dem Grab rufe, ist es leichter, wenn ich ihn zweimal rufe.« Ich nahm Damians schlaffe Hand, aber das reichte nicht. Meine Kräfte und seine benötigten eine unmittelbarere Berührung, als sie von Hand zu Hand bestand. »Er ist kein toter Mensch, ma petite.«
     
    »Warrick sagt, dass nicht du ihn aus dem Grab gerufen hast. Aber ich habe es einmal getan.« Es war gar nicht lange her, dass ich versehentlich drei von Jean-Claudes Vampiren aus dem Sarg gerufen hatte. Das war, als ich mit ihm und Richard das Triumvirat beschwor. Die Macht kam dabei in solchem Ausmaß, dass ich jeden Toten in unserer Nähe aufweckte. Es war einfach zuviel, und ich musste sie den Vampiren

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