Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
Schwierigkeiten, fester zuzubeißen, weil die Lederriemen wie ein Panzer wirkten. Ich stieß ihr das Messer in den Oberschenkel, einmal, zweimal. Es bewirkte nichts.
Plötzlich gab es einen scharfen Luftzug, einen heftigen Schlag, Blut floss über meine Haare, meine Schultern, den Rücken runter. Ich kroch unter der Leiche hervor und sah, dass sie kopflos war.
Rigby stand darüber gebeugt mit der blutigen Axt und wildem Blick. »Los, raus hier. Ich decke den Rückzug.« Seine Stimme klang schrill vor Angst, aber er stand seinen Mann und fing an, uns alle zur Tür zu lenken. Eine der Leichen saß auf Bernardos Rücken, biss ihn aber nicht, sondern schlug ihm den Kopf gegen den Boden. Sie sah mir hoch, und ich sah etwas Neues in ihren Augen: Angst. Diese hatte Angst vor uns. Angst davor, gestoppt zu werden. Vielleicht davor, zu sterben.
Sie kroch durch die offene Glastür und drängte an Jakes vorbei, als müsse sie irgendwohin und noch etwas erledigen. Ich wusste, wir mussten sie aufhalten, wusste, wenn sie entkämen führte das eine Katastrophe. Doch ich schob eine Hand unter Bernardos Arm und fing an, ihn zur Tür zu ziehen. Ramirez . Nahm den anderen Arm, und plötzlich war es leicht, ihn durch die Glastür zu schaffen.
Hinter uns in dem Raum wurde es plötzlich hektisch. Rigby taumelte gegen den Türschalter. Die Tür glitt zu, während Ramirez dagegen schlug. Ich sah Rigby die Axt schwingen, dann rangen zwei Leichen auf ihn ein. Ramirez griff nach dem Türöffner, doch entweder hatte Rigbys Gewicht ihn verklemmt der er war sonst wie blockiert.
»Rigby!«, brüllte Ramirez.
Es gab einen gigantischen Luftzug, und der Raum stand in Flammen. Sie leckten über die Scheiben wie orangegoldenes Wasser in einem Aquarium. Ich konnte die Hitze durch das Glas spüren. Der Feueralarm setzte heulend ein. Ich warf mich auf den Boden über Bernardo, verdeckte mein Gesicht mit den Armen und wartete, dass das Glas unter der Hitze zersprang und auf uns regnete.
Doch weder Scherben noch Hitze kam über uns, sondern kaltes Wasser. Ich hob den Kopf zu den Sprinklern, die den Raum vollsprühten. Das Glas war geschwärzt, und Rauch und Dampf stiegen auf wie Nebel, als das Feuer gelöscht wurde.
Ramirez schlug auf den Türschalter, und die Tür glitt unter dem rauschenden Schwall Wasser zur Seite. Der Alarm war jetzt lauter, und ich merkte, dass es zwei verschiedene Alarmtöne waren, die sich zu einem nervenzerreißenden Geheul vermischten. Ramirez trat in das ehemalige Krankenzimmer, und ich hörte seine Stimme durch den schrillenden Alarm. »Madre de Dios.«
Das Wasser trommelte auf mich nieder, durchnässte meine Haare, meine Kleidung. Ich ging ihm nicht nach. Rigby konnte ich nicht mehr helfen. Eine Leiche war noch auf den Beinen. Ich fasste mit den Fingerspitzen an Bernardos Hals unterhalb des Kiefernbogens. Das Alarmgeheul schien es zu erschweren, den Puls zu fühlen, aber er war da, stark und gleichmäßig. Er war bewusstlos, aber am Leben. Jakes kniete neben Jarman mit tränenüberströmtem Gesicht. Er versuchte, mit bloßen Händen die Blutung am Hals zu stillen. Die Blutlache, die sich um Jarmans Kopf gebildet hatte, wurde vom Löschwasser weggeschwemmt. Die Augen blickten starr geradeaus und blinzelten nicht gegen das Wasser an, das in sie hineintropfte.
Scheiße. Ich hätte Jakes' Arm nehmen und sagen sollen: Er ist tot. Jarman ist tot. Aber ich konnte es nicht. Ich stand auf. »Ramirez.«
Der starrte auf das, was von Rigby übrig geblieben war. »Ramirez!« Ich schrie es, und er drehte sich um, doch sein Blick war in die Ferne gerichtet, er sah mich gar nicht.
»Wir müssen die Leiche einfangen. Wir dürfen sie nicht entkommen lassen.«
Er blickte mich mit stumpfen Augen an. Ich brauchte hier Unterstützung. Ich ging die paar Schritte zu ihm und schlug ihm auf die Wange. So hart, dass mir die Hand brannte, härter, als ich gewollt hatte.
Ich war auf einen Gegenschlag gefasst, aber der kam nicht. Ramirez stand da mit geballten Fäusten und zitternd, in den Augen loderte eine Wut, die nur nach jemandem suchte, über den sie herfallen konnte. Nicht ich hatte ihm einen Schlag versetzt, sondern das Geschehen.
Als er nicht reagierte, sagte ich: »Unser Täter ist da entlang.« Ich zeigte zur Tür. »Wir müssen hinterher.«
Er fing an, schnelles Spanisch zu reden. Das meiste verstand ich nicht, aber seine Wut war gut herauszuhören. Ich schnappte ein
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