Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
mich verdrahten oder darauf bestehen, einen getarnten Kollegen mitzuschicken, verlieren wir Baco. Sie wissen, dass ich recht habe.«
»Mag sein, dass wir Baco verlieren, aber Sie haben nicht recht«, sagte er und sein Ärger war wieder da. Ein frustrierter Ärger, den ich von anderen Männern kannte, mit denen ich länger und intimer zusammen war. Dieser Ärger darüber, dass ich kein braves Mädchen sein und nach ihren Regeln spielen konnte, dass ich nicht war, wie sie mich haben wollten. Es machte mich müde, nach nur zwei Tagen diesen Ton in Ramirez Stimme zu hören.
Im Augenblick ist für mich das Wichtigste, diesen Täter zu stoppen. Das ist mein Ziel. Mein einziges Ziel.« Ich dachte darüber nach und fügte hinzu: »Und am Leben zu bleiben. Ansonsten steht für mich nichts auf der Tagesordnung. Den Täter stoppen, am Leben bleiben. Das macht die Dinge einfach, Hernando.«
«Sie haben mir gesagt, Sie möchten Ihr Leben ändern, damit nicht nur aus Blut und Schrecken besteht. Wenn Sie das wollen, werden Sie Ihr Leben komplizieren müssen, Anita. Sie müssen anderen wieder vertrauen, ihnen wirklich vertrauen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Danke, dass Sie meinen Moment Schwäche gegen mich kehren. Jetzt weiß ich wieder, warum ich Fremden nicht vertraue.« Jetzt war ich ebenfalls sauer. Es tat mir gut. Es war ein vertrautes Gefühl. Wenn ich nur wütend bleiben könnte, dann wäre es endlich mit dieser blöden Erinnerung vorbei.
Er fasste meinen Arm, aber gar nicht freundlich. Es tat nicht weh, aber seine Finger drückten sich ins Fleisch. Zum ersten Mal ließ er mich die verborgene Härte spüren. Den harten Kern, den man entweder hat oder sich zulegen muss, wenn Polizist bleiben will. Ohne diesen Schutz behält man vielleicht seine Stelle, aber man hat keinen Erfolg. Ich lächelte. »Was kommt als Nächstes, Gummischlauch grelle Lampen?« Das war als Scherz gemeint, aber mein Tonfall war nicht danach. Wir waren jetzt beide wütend. Unter all dem Lächeln und sanften Benehmen lauerte Zorn. Wir würden sehen, welcher größer war, seiner oder meiner. Er redete leise und bedächtig, wie ich es manchmal tue, wenn ich kurz davor stehe zu schreien. »Ich könnte Marks von dem Treffen erzählen, sagen, dass Sie uns etwas verschweigen.«
»Schön«, sagte ich, »tun Sie das. Marks wird ihn wahrscheinlich vernehmen lassen, die Bar durchsuchen. Vielleicht würde er ein paar magische Utensilien finden, aufgrund derer er ihn in Untersuchungshaft stecken kann. Und wohin bringt uns das, Detective? Baco sitzt im Gefängnis, und in ein paar Tagen sind wieder ein paar Leute tot. Mehr Leichen ausgeweidet.« Ich beugte mich zu ihm heran und flüsterte: »Wie werden dann Ihre Träume ausfallen, Hernando?«
Er ließ mich so abrupt los, dass ich taumelte. »Sie sind wirklich ein Miststück.«
Ich nickte. »Wenn die Situation es erfordert, ganz bestimmt.«
Er schüttelte den Kopf und strich sich über die Arme. »Wenn ich das verheimliche und die Sache geht schief, kostet mich das meine Karriere.«
»Sagen Sie doch einfach, Sie haben es nicht gewusst.«
Er schüttelte den Kopf. »Zu viele Leute wissen, dass ich Ihre Polizeieskorte bin«, sagte er sarkastisch. »Sie haben ein zweites Treffen mit ihm geplant, stimmt's?«
Ich versuchte, mir meine Verblüffung nicht anmerken zu lassen, aber ein nichts sagendes Gesicht war genauso verräterisch. Das war genauso, als wenn man gefragt wird, ob man mit irgendwem schläft, und die Antwort verweigert. Keine Antwort ist so gut wie ein ja.
Er schritt im Flur auf und ab. »Verdammt, Anita, ich kann nicht einfach stillhalten.«
Mir wurde klar, dass er es ernst meinte. Ich trat ihm in den Weg, sodass er stehen bleiben und mich ansehen musste. »Sie dürfen es Marks nicht sagen. Er wird die Sache vermasseln. Wenn er glaubt, ich tanze mit dem Teufel, wird er hysterisch, wenn er Nicky Baco begegnet.«
Ich sah ihm an, dass seine Wut allmählich nachließ. »'Wann ist das Treffen ?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Versprechen Sie zuerst, dass Sie Marks nichts verraten.«
Er leitet die Ermittlung. Wenn ich es ihm verschweige und findet das heraus, kann ich meine Dienstmarke abgeben.« Er scheint hier nicht sehr beliebt zu sein«, sagte ich. «Trotzdem steht er über mir.« Es ist vielleicht Ihr Vorgesetzter, aber er steht bestimmt nicht über Ihnen.«
Das brachte mir ein Lächeln ein. »Mit Schmeichelei
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