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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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beobachtet, zusätzlich zu seinem vollen Lehrauftrag. So nebenbei dauerte das natürlich länger.
     
    Ich atmete die klare Luft bis in den Bauch hinein. Ichverstand sofort, warum Richard seine Sommer hier verbringen wollte. Das war genau die Welt, in der er sich wohl fühlte. Er stand mächtig auf dieses ganze Outdoorzeug. Klettern, Wandern, Angeln, Zelten, Kanufahren, Vögel beobachten - alles, was man im Freien unternehmen konnte, machte ihm Spaß. Ach ja, und Höhlenwanderungen. Obwohl ich finde, dass man im Innern einer Höhle nicht wirklich draußen ist.
     
    Wenn ich Richard als Pfadfinder bezeichne, meine ich damit nicht nur seine moralische Ader.
     
    Ein Mann kam auf uns zu, der in der Mitte fast vollkommen rund war. Sein Overall hatte Ölflecken an den Knien. Unter der Schirmmütze guckten weiße Haare hervor. Seine Brille war schwarz und eckig. Er wischte sich beim Gehen die Hände an einem Lappen ab und machte ein höfliches, interessiertes Gesicht. Sein Blick huschte von mir zu den anderen, die aus dem Flugzeug stiegen. Dann fiel er auf die Särge, die ausgeladen wurden. In dem einen lag Asher, in dem anderen Damian.
     
    Asher war der Mächtigere der beiden, aber mehrere hundert Jahre jünger. Damian war zu Lebzeiten Wikinger gewesen, ein schwertschwingender Plünderer wie aus dem Bilderbuch. Eines Tages hatte er die falsche Burg plündern wollen, und die Burgherrin hatte ihn zu einem der ihren gemacht. Wenn sie einen Namen hatte, war er mir noch nicht zu Ohren gekommen. Sie war ein Meistervampir und herrschte schon über ihr Territorium, als es weit und breit noch keine Städte gab. In einer Sommernacht griff sie sich Damian und behielt ihn. Tausend Jahre alt, und trotzdem fühlte ich bei ihm nicht mehr Macht als bei einem halb so alten Vampir. Darum hatte ich mich bei ihm anfangs um ein paar Jahrhunderte verschätzt. Ich wollte nämlich noch immer nicht so ganz einsehen, dass ein Vampir so lange existieren konnte, ohne dass er immer mächtiger und Furcht erregender wurde. Damian war Furcht erregend, aber nicht seinem Alter entsprechend. Er würde niemals etwas anderes sein als der dritte oder vierte Stellvertreter. Als Jean-Claude Meister der Stadt wurde, feilschte er um Damians Freiheit. Er kaufte ihn frei. Den Preis erfuhr Damian nicht, aber er wusste, dass es nicht billig gewesen war. Seine Meisterin hatte ihren Lieblingsprügelknaben nicht umsonst hergeben wollen.
     
    Der Mann sagte: »Ich würde Ihnen die Hand geben, aber ich habe an den Maschinen gearbeitet. Mr Nileys Vertreter warte in der Halle.« »Mr Niley?«, fragte ich stirnrunzelnd.
     
    Er zog die Brauen hoch. »Gehören Sie nicht zu Mr Nileys Leuten? Milo hat gesagt, dass sie heute ankommen.« Er drehte den Kopf, als gerade ein großer Mann aus dem Gebäude kam. Er hatte kaffeebraune Haut, kaffeebraun mit Doppel- Sahne. Das Haar war ultrakurz und brachte seine fein gemeißelten Gesichtszüge schmucklos zur Geltung. Sein Anzug war teurer als ein Mittelklassewagen. Er sah mich an, und selbst aus dieser Entfernung spürte ich den eiskalten Blick seiner Augen. Fehlte nur noch ein Schild auf dem Kopf, auf dem »Schläger«' stand.
     
    »Nein, wir gehören nicht zu Mr Niley.« Dass er uns verwechselt hatte, machte mich neugierig, wer dieser Niley eigentlich war.
     
    »Das sind die Leute, die ich erwarte, Ed«, rief jemand. Es war Jamil, einer von Richards Vollstreckern. In der nordischen Mythologie waren das Sköll und Hati, die Wölfe, die den Mond und die Sonne über den Himmel jagen. Wenn sie sie schnappen, geht die Welt unter. Das sagt einem allerhand über die Werwolfgesellschaft, wenn sie ihre Vollstrecker nach zwei Geschöpfen nennen, die den Weltuntergang herbeiführen. Jamil war der Sköll in Richards Rudel, das heißt, der Obervollstrecker. Er war groß und hatte den schlanken, durchtrainierten Körper eines Tänzers. Jeder Muskel Teil einer glatten, anmutigen Kampfmaschine. Er trug ein weißes ärmelloses Unterhemd und weite Hosen mit Aufschlägen. Schwarze Hosenträger zierten seinen Oberkörper und passten perfekt zu den auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen. Sein weißes Leinenjackett hatte er sich über die Schulter geworfen. Die dunkle Haut leuchtete im Kontrast dazu. Seine Haare waren zu dünnen Zöpfen geflochten, in denen weiße Perlen saßen. Bei unserer letzten Begegnung waren die Perlen bunt gewesen.
     
    Ed warf ihm einen Blick zu. »Wenn Sie meinen«, sagte er. Er ging zurück zum Hauptgebäude und ließ uns

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