Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
ließ ich weg. Das Leder nahm allmählich Schweißgeruch an. Ich wollte es erst vollständig trocknen lassen, bevor ich es wieder anzog.
Ich schmierte mir Festiger ins Haar und war fertig. Trocknen würde es von selbst. Nennen Sie es Instinkt, aber ich glaubte nicht, dass Roxanne der geduldige Typ war. Wenn ich mir noch die Zeit zum Schminken oder zum Föhnen nähme, würde sie nach mir gucken kommen. Aber ich betreibe sowieso keinen Aufwand. Um ehrlich zu sein, hatte ich nur mit dem Gedanken gespielt, weil Richard Dr. Onslow mitbringen wollte und ich mich unsicher fühlte. Ich und unsicher. Wie traurig.
Richard hatte einen großen Teil des Tages mit ihr verbracht. Ich war eifersüchtig, und das ärgerte mich.
Natürlich hatte ich mich jetzt zuerst einem stinksauren Werwolf zu stellen. Danach konnte ich mir dann Gedanken machen, was ich mit Richard tun wollte. Eines war jedenfalls sicher: Wenn ich sie tötete, gäbe es Krieg zwischen den beiden Rudeln. Das wollte ich unseren Leuten nicht antun, nicht, solange ich es vermeiden konnte. Anita diplomatisch - das war mehr als traurig.
Ich öffnete die Tür. Cherry sah von ihrem Platz am Boden zu mir hoch. Sie sah mich zweifelnd an, und automatisch fragte ich: »Was ist?« Sie stemmte sich an der Wand hoch. »Du siehst ... aggressiv aus.«
»Du meinst, wegen der Pistolen?« »Die Pistolen, das Rot und das Schwarz. Das ist alles sehr krass.«
»Du meinst, ich sollte zu den Pistolen besser Rosa und etwas Rüschiges tragen?«
Cherry schmunzelte. »Ich meine, dass Roxanne schon fast psychotisch dominant ist, und wenn du in dieser Aufmachung aufläufst, nimmt sie das als Zeichen, dass sie noch aggressiver werden muss.«
»Du kennst sie doch gar nicht«, sagte ich. »Glaubst du, dass ich mich irre?«, erwiderte sie schlicht. So gesehen ... »In meinem Koffer gibt es keine rosa Rüschen.«
»Aber vielleicht etwas anderes außer Schwarz und Rot?« Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Vielleicht Rotviolett?« »Das wäre schon besser.« Ich ging wieder hinein und zog mir das gleiche T-Shirt in Rotviolett an. Ich musste zugeben, es wirkte etwas weicher.
Das Schulterholster zog ich wieder drüber, steckte mir die Firestar aber hinten in den Bund. Ich konnte sie auch von dort ziehen, auch wenn das nicht meine bevorzugte Stelle war. Die einzige Bluse, die zu der T-Shirt-Farbe passte, war aus dünnem schwarzem Nylon, was den Zweck des Baumwollteils praktisch aufhob, aber es sah besser aus. Die Bluse war zwar schwarz und nicht fröhlich, aber ich sah nicht so aggressiv aus, weil sie die Pistolen verdeckte. So hätte ich in jedes Einkaufszentrum gehen können, ohne einen zweiten Blick auf mich zu ziehen. Wenn ich schnell lief, würde die Bluse natürlich zur Seite flattern und die Waffe enthüllen, aber ich hatte nicht vor, damit zu joggen.
Ich öffnete die Tür ein zweites Mal und fragte: »Besser?« Cherry nickte lächelnd. »Viel besser. Danke, dass du auf mich gehört hast. Ich weiß, dass das nicht deine Stärke ist.«
»Ich will Richards Rudel nicht in einen Krieg treiben, nur weil ich mich nicht ein bisschen mäßigen kann.«
Ihr Lächeln wurde breiter, freundlich und herzerfrischend. »Du bist eine gute Lupa, Anita, eine gute Nimir-Ra. Für einen Menschen wirklich ausgezeichnet.« »Ja, aber immer noch ein Mensch.« Sie legte mir die Hand auf die Schulter. »Aber das werfen wir dir nicht vor.«
Ich sah sie an, ob sie mich aufziehen wollte, aber ihr war nichts anzumerken. »Ich glaube, Roxanne wird es mir vorwerfen.« Cherry nickte. »Wahrscheinlich. Sie warten alle in der Küche.«
Die Küche hatte schwarz-weiße Fliesen mit ein paar Sprüngen in den Hochverkehrszonen, doch der Boden war bis in sämtliche Ecken sauber gewischt. Die Fliesen glänzten im indirekten Licht von den Fenstern. Wie in dem Zimmer, in dem Nathaniel lag, schien hier nur morgens die Sonne herein. Roxanne saß mit dem Rücken zur Tür. Der Saum der weißen Tischdecke hing ihr in den Schoß. Ihre angespannte Haltung verriet, dass sie mich bemerkt hatte, aber sie drehte sich nicht um.
Marianne saß ihr gegenüber bei einer Tasse Tee. Sie blickte mich an, als versuchte sie, mir etwas zu sagen, aber ich wusste nicht, was das sein sollte.
Roland stand in der Ecke neben einer Vitrine, in der das übrige Teeservice stand. Er hatte die Arme verschränkt und gab sich wie ein Leibwächter.
Der Indianer stand in der Ecke daneben wie die
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