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Ankunft Der Woelfe

Ankunft Der Woelfe

Titel: Ankunft Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo , Sue Twin
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Schatten auf sein Gesicht. Die schwarzen Haare fielen ihm wirr in die Stirn. Der stoppelige Bart ließ ihn älter erscheinen, als er war. Er drehte den Spiegel weg.
    Seine zitternde Rechte wanderte zum Schalthebel. Klick. Die Grasbüschel in der Mitte der Fahrspur verschwanden in der Dunkelheit. Mit gedrosselter Geschwindigkeit und ohne Scheinwerferlicht holperte der Rover langsam weiter. Himbeerbüsche kratzten am Lack. Trockene Sträucher und kleine Tannen bildeten unwirkliche Schemen. Cube riss die Augen weit auf, um besser sehen zu können, umklammerte das Lenkrad, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    Gedankenfetzen marterten ihn. Der Bericht der Tierärztin hatte alles zerstört. Von diesem Moment an war das Wochenende ein einziger Albtraum gewesen. Eindeutige Untersuchungsergebnisse, keine Hoffnung auf Heilung. Mörder, hämmerte es in seinem Kopf, während ihm Tränen über das Gesicht rannen und Äste gegen das Auto schlugen.
    Kurze Zeit später erreichte er den winzigen Trampelpfad, der zum See führte. Ab hier ging es nur noch zu Fuß weiter. Cube parkte, stieg aus, öffnete die Heckklappe und hievte den Jutesack auf die Metallkante. Blut tropfte auf den feuchten Waldboden. Fluchend griff er nach dem Spaten, schlug die Tür zu, schulterte den Sack und stapfte in den Wald. Nach zehn Minuten erreichte er eine kleine Laubfläche, die ihm für sein Vorhaben angemessen erschien. Sehr sanft legte er das Bündel auf dem Waldboden ab, stieß braune, matschige Blätter mit dem Schnürstiefel zur Seite und entschied sich für eine Stelle unter einer riesigen Eiche. Mit kräftigem Druck rammte er den Spaten in die Erde. Grasbüschel und kleine Holzstücke flogen zur Seite, gefolgt von dunkelbraunem Mutterboden. Nach einer Weile wurde der Sand heller, schwerer und fester. Es roch erdig nach Pilzsporen, verrotteten Blättern, Tannennadeln und feuchtem Sand. Doch ein weiterer Geruch zwängte sich dazwischen. Störend. Übelkeit erregend. Der metallische Geruch von Blut. Bellas Blut.
    Cube lehnte den Spaten an die Eiche und zerrte den Sack in das Loch. Kälte kroch in seine Kleidung, ließ ihn zittern. Obwohl es zu nieseln begann, zog er die dunkelgrüne Wachsjacke von seinen Schultern, breitete sie wie eine Decke aus und bettete sie über das Grab. Dann nahm er erneut den Spaten, schaufelte das Loch zu und klopfte den Sand fest.
    Eine Weile verharrte er regungslos. Doch plötzlich drang ein Rascheln und Knacksen aus dem Wald an sein Ohr, so als bräche etwas Großes, Schweres ausgedörrte Stöcke entzwei.
    Mechanisch griff er an seine Brust, dorthin, wo er normalerweise die Waffe am Holster angelegt hatte, und ließ die Hand wieder sinken. Verfluchter Leichtsinn, er hatte die Sig Sauer im Safe gelassen.
    Ein herber, animalischer Geruch stieg in seine Nase. Cube blickte hoch und starrte in die golden glühenden Augen eines riesigen Wolfs. Hinter dem Tier erhoben sich zwei weitere Schatten. Sehr langsam stand er auf und blickte dem Leitwolf fest in die Augen, während die anderen Tiere im Hintergrund zu ihrem Anführer aufrückten.

13
    Charité, Nebenstraße zur Seestraße
    Zwischen Charité und Zufahrtsstraße waren mal wieder sämtliche Laternen zerschlagen und dunkel. Straße und Parkplatz schienen wie ausgestorben. Die Besucher waren längst gegangen, die Patienten schliefen und Jolanda Rost hatte endlich Feierabend.
    Fröstelnd schlang sie den Mantel enger um ihren Körper und beschleunigte ihre Schritte. Eine Windböe wirbelte nasses Papier, durchgeweichte Pappkartons einer Schnellimbisskette und flatternde Plastikfetzen hoch. Die Absätze der Krankenschwester klackerten rhythmisch auf dem regennassen Asphalt.
    Jolanda war müde, ihre Schultern schmerzten vom Beziehen der Betten und vom stundenlangen Heben der Kranken. Sie sehnte sich nach einem heißen Bad mit dem entspannenden Duft von Fichtennadeln.
    Fast geschafft, nur noch wenige Meter bis zur Seestraße, dachte sie. Wieder einmal hatte sie keinen bewachten Parkplatz direkt an der Charité gefunden. Die reservierten Plätze waren leider nur den Ärzten vorbehalten.
    Ein knackendes Geräusch wehte zu ihr herüber. Im Laufen drehte sie den Kopf um und blickte zurück. Vielleicht ein im Wind gesplitterter Ast?, grübelte sie. Aber nein, da war niemand. Oder doch? Da hörte sie es schon wieder. Ein leises Kratzen. Oder war es ein Schaben? Es klang, als schrammte etwas an einer rauen Betonwand entlang. Die Nacht hat ihre ganz eigenen, merkwürdigen Geräusche .

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