Anleitung zur Selbstorganisation
Anstiegen und ebensolchen Abstürzen.
Globale Konkurrenz in allen Bereichen und für alle Unternehmen, unabhängig von deren Branche, Größe und Aktionsradius; selbst wenn ein Unternehmen etwa selbst nicht in China tätig ist, können dort gewissermaßen über Nacht neue, bedrohliche Konkurrenten entstehen. Das heißt, dass zwar längst nicht jedes Unternehmen global tätig sein muss, was auch gar nicht möglich ist, aber man muss die Entwicklung global beobachten.
Niedrige Arbeitskosten werden für niemanden mehr Konkurrenz-Vorteile bringen. Arbeit im herkömmlichen Sinne wird zunehmend bedeutungslos, daher ist es zunehmend sinnlos, wegen Arbeitslöhnen Streiks zu riskieren. Der Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosten ist in den meisten Branchen schon heute nicht mehr maßgeblich.
Protektionistische Tendenzen werden weltweit zunehmen, obwohl sie tatsächlich kaum Wirkung haben werden. Dabei wird viel Rhetorik mitschwingen, die an die heimischen Wähler gerichtet ist, dennoch wird das Klima des globalen Wirtschaftens davon belastet werden.
Nationale Politik wird weiterhin wichtig bleiben, aber sie wird niemandem mehr helfen, sondern der bedeutendste Störfaktor sein. Damit wird man leben müssen.
Wissen im Singular – Knowledge – und noch mehr im Plural – Knowledges 30 – das heißt immer differenziertere Arten von Spezialwissen, daraus folgend Wissensarbeit und Wissens- oder Kopfarbeiter, werden die ökonomisch und gesellschaftlich dominierenden Dimensionen sein – im Grunde sind sie es heute schon. Qualität und Produktivität von Wissen, die Kosten von Wissen und dessen Nutzen, vor allem aber die Abhängigkeiten von Wissen und seinen Besitzern, werden im Management bisher nicht gekannte Schwierigkeiten, Risiken, aber auch Chancen bringen.
Wissen als Ressource führt zu neuen Formen von Mobilität, vor allem aber zu neuen Formen der Einflussnahme und Machtausübung.Die Eigner von Wissen, Spezialisten jeglicher Art, werden wichtiger sein, als die heutigen Shareholder, unabhängig von den Fragen der zukünftigen Eigentumsregelung an Wissen. Eigentum an Geld wird relativ zu Wissen immer weniger ökonomischen Einfluss haben, wie überhaupt die klassischen Eigentumsrechte sich wandeln werden. Ob Wissensarbeiter in Hauptversammlungen formelle Einflussrechte haben werden oder nicht, bleibt abzuwarten, man muss aber davon ausgehen. Ihr de facto-Einfluss wird davon unabhängig, aber rascher als die rechtlichen Regelungen folgen können, größer sein als der von Geldinvestoren. In der Finanzindustrie, in Marketing, Werbung, Design, Consulting und ähnlichen Knowledge-Bereichen ist es heute schon so, weil über Nacht ganze Teams »die Fronten wechseln« können und es tun.
Nur der Vollständigkeit halber, weil ohnehin bekannt, sei das Internet erwähnt. Sein Veränderungspotenzial wird vermutlich noch immer dramatisch unterschätzt.
Nicht jedes der Postulate ist für jedes Unternehmen gleichermaßen wichtig. Unternehmenspolitik ist bezüglich der Frage
Wo soll das Unternehmen funktionieren?
an den Besonderheiten des Anwendungsfalls orientiert. Es liegt auf der Hand, dass die Inhalte des Umwelt-Modells bzw. Umweltkonzeptes in einem Versicherungskonzern anders sind als in einem Nahrungsmittelunternehmen, einem Tourismusunternehmen oder einer Private Equity Firm.
Bezüglich des im nächsten Kapitel folgenden Management-Systems – Wie soll das Unternehmen funktionieren? – kann praktisch vollständig generalisiert werden, weil die Funktionsprinzipien richtiger Systemlenkung überall gleich sind. Nur in Beziehung auf Umwelt und Unternehmen ist der Einzelfall entscheidend, worauf ich zu Beginn dieses Kapitels aufmerksam machte.
Wie und womit das Unternehmen funktionieren soll: Das Führungskonzept
Management ist die bewegende Kraft …
Hans Ulrich, Begründer der Systemorientierten Managementlehre
Nun bleibt nach
Master Control
durch das Unternehmenskonzept und
Master Control
durch das Umweltkonzept die Frage nach der praktischen Umsetzung offen. Es fehlt also ein konkretes Management-Konzept und von ihm liegt nicht nur nahe, sondern es ist regelrecht zwingend, dass auch dieses in der Unternehmenspolitik festgelegt wird. Das
Master Control
durch das Führungskonzept ist die entscheidende Voraussetzung dafür, die Anforderungen der beiden vorangegangenen Kapitel überhaupt erfüllen zu können. Mit unternehmenspolitischen Entscheidungen ist zu regeln, wie und womit das Unternehmen in seiner Umwelt gelenkt
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