Anleitung zur Selbstorganisation

Gesetzmäßigkeiten unterliegt. 28 Bionischem Denken entspricht es, wenn wir Regulierungs-Systeme der Natur nachbilden, besonders die der Neurophysiologie des Menschen.
    Socionomics für die Analyse sozialer Systeme
    Mein letzter Vorschlag für eine unternehmenspolitische Vorschrift für die Umweltanalyse ist das Verwenden der so genannten
Socionomics
für die Analyse sozialer Systeme. Mit Socionomics werden Analysen von Systemen und Prognosen über ihr zukünftiges Verhalten möglich, die – bildlich gesprochen – mit der Computer-Tomographie in der Medizin vergleichbar sind. Möglich wird das durch eine Verbindung von mathematischer Chaos-Theorie und der Theorie der sogenannten
Elliott Waves
. Die Einzelheiten tun hier nichts zu Sache und es sei darauf hingewiesen, dass es sich hier um die vorderste Front der Grundlagenforschung handelt. Man muss also Neugier, Offenheit und Mut zum Experimentieren haben. Socionomics ist mit den anderen hier empfohlenen Ansätzen voll kompatibel und ergänzt die S-Kurven-Systemanalyse. Meine Vermutung und Erwartung ist, dass Socionomics sich als eine der revolutionärsten Theorien des 21. Jahrhunderts herausstellen und radikale Auswirkungen haben wird, sobald sie sich zu verbreiten beginnt. 29
    Kybernetische Sensitivitätsanalyse ist bei komplexen Systemen zwingend.
    Zum Schluss erwähne ich nochmals die System-Modellierung der Umweltbeziehung mit dem Instrumentarium des Sensititivitätsmodells. Mit ihm wird einerseits die Sachebene eines Systems modelliert und simulationsfähig gemacht. Das könnten jedoch andere Modellierungsverfahren ebenfalls leisten. Der eigentliche Fortschritt liegt aber darin, dass mit dem Sensititvitäts-Tool die kybernetischen Eigenschaften eines Systems analysiert, exploriert und getestet werden können. Das ist das Geniale an Vesters Entwicklung. Dass die Software und Programmiertechnik des Sensitivitätsmodells eine überaus intuitive und einfache Modellierung ermöglicht und von daher vielen üblichen Simulations-Tool weit überlegen ist, kommt als Vorteil hinzu. Entscheidend aber ist, dass wir testen können, wie gut die
Selbst
regulierung eines Systems, wo es anfällig ist,
out of control
zu gehen und wie es wieder
back in control
geführt werden kann.
    Wie oben erwähnt, ist in meinem Methoden-Set für das Umweltkonzept das Sensitivitätsmodell von Vester das entscheidende Tool um die Umwelt konkret zu erfassen und simulationsfähig zu machen. Nur mit diesem und verwandten Tools kann aus Informations-Puzzlesteinen ein Bild über ein vernetztes System entstehen, wie in Abbildung 15 gezeigt ist. Dass für das Explorieren von Umweltsystemen systemische Vernetzungs-Modelle verwendet werden, muss durch eine unternehmenspolitische Direktive geboten sein. Methoden dieser Art werden für das Bewältigen und Nutzen der Komplexität des Komplexitätszeitalters wichtiger sein als das Rechnungswesen. Sie haben für das Management einer komplexen Unternehmung heute eine noch größere Bedeutung, als die Erfindung des Rechnungswesens vor rund 100 Jahren, das seinerseits revolutionären Fortschritt in der Betriebsführung auslöste.
    Kategorialer Wandel
    Kategorialer Wandel, von dem ich in der Einführung sprach, erfordert auch kategorial andere Methoden. Bildlich gesprochen sind Flächen-Landkarten für eine Kugelwelt nicht nur unbrauchbar, sondern falsch und irreführend.
    Eine Umweltanalyse nach den hier diskutierten Prinzipien und mit einem Auge auf die erwähnten Forschungsergebnisse und neuen Wissenschaften, hebt das Bewusstsein des Top-Managements und indirekt des Unternehmens auf eine deutlich höhere Ebene, als es mit herkömmlichen Vorgehensweisen möglich ist.
    Eine brauchbare Umwelterfassung für die Gesamtlenkung eines Systems muss aber immer ganzheitlich sein. Sie muss bei den allgemeinen, gesamtgesellschaftlichen Veränderungen beginnen, denn nur in deren Kontext kann die Bedeutung individueller Umstände beurteilt werden.

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    Abbildung 15a: Systemisierung von Informationsbruchstücken

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    Abbildung 15b: Systemisierung von Informationsbruchstücken
    Mindestens die folgenden Thesen sollten als Prämissen auf dem Beobachtungsschirm des Umwelt-Modells aller Unternehmen sein:
Wachsende und sich beschleunigende Komplexifizierung in allen gesellschaftlichen Bereichen, mit immer mehr Vernetzung von immermehr Bereichen, Abbau von Gewissheiten, Nicht-Linearität fast aller Verläufe mit unerwartet steilen exponentiellen