Anmutig älter werden (German Edition)
Dämmerung auf den See. Das Abendlicht hüllte mich ein und ich wusste, dass ich ein Buch schreiben würde über Indien, über Udaipur, um diesem Land meine Hochachtung und meine Dankbarkeit zurückzugeben. Ich wollte unbedingt wiederkommen, weil ich dieses Gefühl des Nach-Hause-Kommens nie so erlebt hatte wie beim Betreten des indischen Bodens. Jetzt hatte ich wirklich etwas mit Indien am Hut.
So, Ruthchen, das hätten wir wieder geschafft, auf dem Weg zur Reifung, wie ein guter alter Wein, nicht sauer werden.
Leider bin ich jedes Mal, wenn ich besonders smart und jung vor meiner Enkelin Helena erscheinen wollte, hingeflogen. Einmal stürzte ich, weil ich am Berg elegant auf das Rad aufsteigen wollte, von demselben runter und schlug hart auf. Im Garten stolperte ich, weil ich Helena ein Buch bringen wollte, über den Rasenmäher, den ich vor lauter Eifer übersehen hatte. In Berlin rutschte ich, mit einem Bein in der Wanne, das andere schon draußen, in großem Bogen aus der Wanne und fand mich am Boden jammernd wieder. Ich fahre jeden Tag aus der Garage, aber wenn Helena im Auto sitzt, bringe ich es fertig, den Pfosten zu rammen.
Nach diesen nicht ganz schmerzfreien Lernprozessen wurde ich achtsamer, schaute aufmerksamer, wo ich hintreten wollte, besonders in ihrer so geliebten Nähe.
Heilende Hände
I n Udaipur erfuhr ich von der Kraft der Heilung, die auch in unseren Händen liegt. Viele Menschen wissen nicht, dass ihre Hände über Energiebahnen mit den Organen verbunden sind. Deshalb kann man über das Massieren der Handflächen die Organe wieder in Schwung bringen.
• Man massiert zuerst die Handfläche mit dem Daumen der anderen Hand. Dann lässt man den Daumen mit leichtem Druck eine Weile auf der Handinnenfläche liegen.
• Danach nehmen Sie den Daumen, massieren ihn leicht, umfassen ihn mit der ganzen Hand und mit leichtem Druck geben Sie ihm Energie. Der Daumen ist mit dem Magen und der Milz verbunden und gehört zum Erdelement, deshalb hat er so viel Kraft.
• Jetzt behandeln Sie den Ringfinger, der, mit Dickdarm und Lunge verbunden, zum Luftelement gehört. Umarmen Sie ihn mit der Hand und geben ihm somit Energie.
• Drücken Sie bitte auch die Nägel vorn und an den Seiten und lassen Sie sich Zeit.
• Dann üben Sie dasselbe mit dem Mittelfinger, der mit der Gallenblase verbunden ist, er gehört zum Holzelement.
• Umarmen Sie nun den Zeigefinger. Er ist mit der Niere und der Blase verbunden, sein Element ist das Wasser.
• Zum Schluss widmen Sie sich dem Feuerelement zugehörigen kleinen Finger, der mit Herz und Dünndarm verbunden ist.
• Behandeln Sie so jede Hand etwa zwanzig Minuten.
• Hände massieren können Sie überall, wenn Sie irgendwo warten müssen, in der Bahn, im Flugzeug, beim Arzt oder vor dem Fernseher sitzend. Wenn ich nicht einschlafen kann, dann nehme ich mir meine Hände vor, darüber schlafe ich ganz bestimmt ein.
Ruhe zur Heilung
I nnerlich heil, aber nicht gesund.
Eine Geschichte meldete sich aus dem Urgrund meines Körpers. Als ich ungefähr fünfunddreißig war, drehte ich in Ungarn »Zauberer Gottes«. Ich spielte eine wasserpolakische Zauberin und musste auf einem Pferd reiten, natürlich ungesattelt. Das konnte ich, denn als mein Vater nach dem Krieg einen Bauernhof in der DDR bekommen hatte, habe ich unsere Pferde in die Schwemme geritten. Ich stieg also auf das Pferd in einem langen altmodischen Kleid, die Kamera lief und ich ritt los. Nachdem die Aufnahme fertig war, wollte ich das Pferd mit »brr, brr, brr« anhalten, doch es ging mit mir durch.
Ich sah nur noch niedrige Bäume auf mich zukommen, hatte Angst, den Kopf zu verlieren, und schmiss mich vom Pferd. Es war ein furchtbarer Schmerz im Steißbein, doch der Regisseur Günter Gräwert, ein Ostpreuße, war mein Freund, also stand ich tapfer auf und drehte weiter. Was man mir nicht gesagt hatte: In Ungarn hören die Pferde auf die Befehle »pst« und nicht auf »brr«. Typisch Film.
Von da an hatte ich mein Leben lang Rückenschmerzen, aber der Indianer (und der Schauspieler) kennt keinen Schmerz: »The show must go on.«
Mein anderes Lebensthema waren meine Zähne, die mit sechsundsiebzig Jahren mal wieder grundsaniert werden mussten. Implantationen im Oberkiefer. Die Reaktion darauf waren Rückenschmerzen, die so stark wurden, dass ich kaum mehr sprechen konnte. In zwei Wochen musste ich zu Dreharbeiten nach Kanada. In Hamburg wurden Röntgenaufnahmen gemacht und es zeigte sich ein
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