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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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nicht beklagen und die Schuld auf andere schieben. Eine Opferhaltung im Leben zahlt sich nicht aus. Das Leben ist immer bereit, uns zu überraschen, manchmal sogar mit verblüffenden Wendungen.
    An einer Wegkreuzung sollten wir nicht vor lauter Angst verzweifelt stehen bleiben, weil wir nicht wissen, welchen der Wege wir gehen sollen. Es gibt keinen falschen oder richtigen Weg. Wähle! Die Wahl, die wir haben, ist für mich die größte Freiheit. Auch der »falsche Weg« lehrt uns eine Erfahrung, die wir anders nicht machen würden. Und nur durch Erfahrungen lernen wir. Nie stehen oder sitzen bleiben, immer mutig weitermachen. Goethe sagt: »Im Mut liegt der Genius.«
    Man kann nicht unbedingt sagen, dass der Jugendwahn immer noch das deutsche Fernsehen regiert. Doch schreibt eben kein Fernsehautor Rollen für Frauen über siebzig. Das musste ich also weiterhin selbst tun.
    Damals in Udaipur war der Wunsch in mir aufgetaucht, ein Buch über die tiefe Spiritualität Indiens zu schreiben. Die Geschichte war über Monate in mir gereift. Die Hauptfigur hieß Anna und ihre überaus enge, fast zu enge Beziehung zu ihrem Sohn war das Thema. Ich legte sogleich fest, dass Anna über siebzig Jahre alt ist, um mir die Möglichkeit zu lassen, sie selbst zu spielen. Anna erlebte all das, was mich in Indien beeindruckt hatte.
    Das Schreiben hatte gut begonnen, doch dann geriet ich in eine Schreibkrise und kam mit der Geschichte nicht weiter. Mir fehlte zu Hause einfach die nötige Ruhe. Wolfgang hatte die Idee, ich solle in den Oman fliegen, da könne ich in Ruhe das Buch schreiben und sei am indischen Ozean. Er kenne dort ein wunderschönes Hotel.
    Also flog ich nach Muskat. Das Hotel hat eine Halle in der Größe eines Doms, durch die jeden Morgen Schwaden von Weihrauch strömen, die sich auch in den Gängen verteilen. Ich fühlte mich vom ersten Moment an in diesem von bizarren Felsen umgebenen Gebäude mit seinem kilometerlangen Strand so wohl wie in Indien. Von früh bis in die Abendstunden schrieb ich im Garten im Schatten der Palmen, ab und zu ging ich ins Wasser oder spazierte allein an dem Gott sei Dank einsamen Strand entlang.
    Nachdem »Der indische Ring« als Buch herausgekommen war, wollte Regina Ziegler dieses auch mit mir in der Hauptrolle in Udaipur verfilmen. Sie ist eine mutige Produzentin. Acht Tage vor dem Drehtermin flog ich voraus, weil noch der Ring gefertigt werden musste, der im Film eine wichtige Rolle spielte. Auf einem Karneol sollte das Bildnis von Shiva und Parvati zu sehen sein. Da ich wusste, dass beim Film manchmal fast alles schiefläuft, nahm ich vorsichtshalber einen Rubincabuchon und Zeichnungen von alten Ringen mit. Der Ausstatter des Films versuchte, in Mumbay den gewünschten Ring zu bekommen, allerdings ohne Erfolg. Als er nach Udaipur kam, hatte er natürlich keinen Ring im Gepäck und wollte netterweise den Ring so gestalten lassen, wie ich ihn im Buch beschrieben habe. Ich führte ihn zu Manu, meinem Freund mit dem Silbergeschäft, den ich bei meinem letzten Aufenthalt kennengelernt hatte. Manus Freunde meinten, sie könnten die beiden Götter in einen Karneol schnitzen. Doch der Stein zersprang ihnen bei dem Versuch, Shiva und Parvati gemeinsam abzubilden.

    Bambi-Verleihung mit Thomas Gottschalk. Zweiter Bambi für mein Lebenswerk.
    In ihrer Verzweiflung schnitzten sie jetzt jeweils nur einen Stein mit der Göttin Parvati, einen mit dem Gott Shiva und einen mit Ganesha, dem Schutzgott der Inder. Als wir anfingen zu drehen, hatten wir drei Steine, aber immer noch keinen Ring. Wie gut, dass ich vorgesorgt hatte. Manu hatte meinen Rubin mit einer Goldfassung umkleidet, auf der in Sanskrit »Om Nama Shiva« geschrieben stand. Für die zarten Finger der indischen Schauspielerin war dieser Ring jedoch viel zu groß und zu schwer, deshalb wurde Pflaster um die Innenseite des Rings gewickelt und schon passte er. Damit die jungen Leute keinen Verlust hatten, ließ ich die drei Steine jeweils als Anhänger fassen und kaufte sie ihnen ab.
    Für mich war es wundervoll, wieder in Indien zu sein und auch mit einem teilweise indischen Team zu arbeiten. Alle jüngeren Mädels verliebten sich in diese smarten indischen Jungs, die bei jeder Gelegenheit, sobald nur ein bisschen Musik erklang, tanzten.
    Regina Ziegler hat mir am Ende der Dreharbeiten den Ring geschenkt.
    Ich habe große Freude dabei, mir Geschichten auszudenken mit starken Frauenpersönlichkeiten, die ich dann selbst auch spielen kann.

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