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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und …«
    Jens Lessenich sah aus, als würde er auf Benninga losgehen wollen wie ein Stier auf das rote Tuch des Toreros. Er schnaubte sogar.
    Ann Kathrin stellte sich zwischen die beiden. »Ganz langsam! Ich möchte jetzt gerne einen lückenlosen Bericht, wo Sie sich in den letzten vierundzwanzig Stunden aufgehalten haben.«
    »Auf Norderney«, zischte Jens Lessenich.
    »Na klasse«, spottete Benninga. »Komm, kassieren wir ihn ein!«
    »Wo genau?«, fragte Ann Kathrin. »Haben Sie Michaela Warfsmann getroffen?«
    »Ich habe sie gesehen, in der Stadt, als sie mit Mann und Kind zur Eisdiele ging. Aber, verdammt, glauben Sie mir, eins werde ich mir nie im Leben verzeihen: Ich habe sie leider nicht die ganze Zeit im Auge behalten und beobachtet. Denn sonst würde sie jetzt noch leben.«
    Die nackte Emotion, mit der er das herausstieß und dabei einer imaginären Person das Genick brach, überzeugte Ann Kathrin fast von seiner Unschuld. Nur eins fand sie bedenklich: Er hätte auf jeden Fall genügend Kraft gehabt, um die Leiche ganz alleine überallhin zu schleppen.
    Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf: »Wo waren Sie am Ostersamstag?«
    »Beim Osterfeuer, wie die meisten.«
    »Wo? In Norddeich?«
    »Nein, hier auf Norderney.«
    »Gibt es dafür Zeugen?«
    »Ich weiß zwar nicht, was das soll, aber ja, jede Menge. Und auch für die letzten vierundzwanzig Stunden. Ich hatte zum Beispiel eine Massage, um sechzehn Uhr. Die Masseurin erinnert sich bestimmt noch an mich. Hat ihr richtig Spaß gemacht, mal einen richtigen Kerl zu kneten, nicht immer nur diese Schlaffsäcke. Ich hab für fünfzig Minuten bezahlt, aber siebzig bekommen …«
    Benninga nahm das als Anspielung auf sich und hoffte, Ann Kathrin würde jetzt grünes Licht geben, den Typen endlich einzusacken. Aber das tat sie zu seinem Erstaunen nicht.

    Holger Bloem saß unten an der Hotelbar und trank ein alkoholfreies Weizenbier. Er wartete auf Ann Kathrin Klaasen und hatte das Gefühl, bei ihr sei noch Gesprächsbedarf. Bloem war müde, aber gleichzeitig neugierig auf die Ereignisse. Die Geschichte über die Anziehungskraft, die Norderney auf Künstler hatte, trat im Moment in den Hintergrund. Hatte die Insel vielleicht auch eine mindestens so große Anziehung auf Mörder?
    Er erinnerte sich nur zu gut daran, was hier letzten Sommer los gewesen war. Er begann schon, seinen Artikel umzuformulieren.
    Ann Kathrin kam jetzt mit Benninga die Treppe herunter. Sie sah fertig aus, und Benninga brauchte dringend einen Schnaps. Das sagte er aber nicht.
    Sie walkte sich das Gesicht durch und fragte an der Rezeption nach einem Zimmer. Sie musste erfahren, dass es im Strandhotel keine freien Zimmer mehr gab, und der freundliche Hotelangestellte hinter dem Tresen machte ihr auch wenig Hoffnung, dass um diese Zeit noch irgendwo ein Zimmer zu finden sei.
    Seine Frage: »Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«, machte ihr klar, dass sie chancenlos war. Sie hätte sich einfach früher darum kümmern müssen.
    Eine Möglichkeit, aufs Festland zurückzukommen, gab es auch nicht mehr.
    Sie sah sich schon die Nacht in einem Strandkorb verbringen, da bot Holger Bloem ihr einen Platz in seiner Ferienwohnung an. Es schwang nichts Zweideutiges in seinen Sätzen mit. Er war ganz so, wie sie ihn kennengelernt hatte: geradlinig, ehrlich, immer ein Gentleman.
    Sie nahm dankbar an. Benninga dachte sich seinen Teil, als sie mit Bloem abzog.
    Draußen fiel der Wind sie bissig an, wie ein Kettenhund, der sich losgerissen hatte. Sie war froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, und simste im Gehen an ihren frisch angeheirateten Ehemann:
Ich hab kein Zimmer mehr bekommen. Ich schlaf bei Holger.
    Sekunden später kam die Antwort von Weller:
Genau so hatte ich mir unsere Flitterwochen vorgestellt.
    Bloem nahm das Sofa und überließ ihr das Schlafzimmer. Eigentlich war es ihr unangenehm, ihn aus dem Bett zu vertreiben, aber sie wusste, dass Protest sinnlos war.

    Das Problem für Jacqueline und Kerstin war, Weller herauszulocken aus seinem Bau. In der freien Wildbahn war ihnen noch jeder Fisch an die Angel gegangen, doch bei Weller gab es weder Stammlokale noch Bars, in denen er regelmäßig alleine auftauchte.
    Seine monatlichen Skatrunden gaben wenig Anlass zur Freude. Erfahrungsgemäß interessierten sich Männer an solchen Abenden mehr für Trümpfe als für Frauen und reizten zwar gerne ihr Blatt aus, waren aber gegen andere Reize immun.
    Ihr Kandidat hatte sogar die nächsten zwei

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