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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Skatabende abgesagt, weil er angeblich in die Flitterwochen fahren und danach mehr Zeit für seine Frau haben wollte. Planbare Hotelaufenthalte oder Dienstreisen waren unbekannt.
    Also gingen sie ihr Ziel ganz direkt an. Sie begannen, das persönlich zu nehmen. War es eine Art Probe der Agentur? Es gab einen harten Konkurrenzkampf der Testerinnen untereinander. Wer einen Mann nicht einwickeln konnte, galt als unmotiviert oder, noch schlimmer, nicht mehr attraktiv genug. Es hatten schon Frauen ihre Jobs verloren, weil sie von zehn Gigs nur acht Abschüsse zu verbuchen hatten.
    Jacqueline und Kerstin galten als Spitzenaufreißerinnen. Sie hatten bisher neunundneunzig Männer getestet, und neunundneunzig waren auch schwach geworden. Mit einem war Jacqueline sogar gegen alle Regeln im Bett gelandet. Sie, die Treuetesterin, hatte sich in ihn, den untreuen Ehemann, der zwei Affären gleichzeitig laufen hatte, verliebt.
    Sie hatte in knapp einer Woche alle drei ausgebootet. Die Ehefrau und beide Geliebte. Dann, als sie ihn ganz für sich hatte, war er sofort uninteressant geworden, und sie hatte ihn fallen lassen.
    Weller sollte ihr hundertster Abschuss werden. Ab dann würden sie in der Oberliga spielen. Dann kam man an die ganz heißen Jobs. Durfte in Luxushotels jagen, in Skigebieten und auf Filmfestivals, statt in miesen Messehotels oder Vorstadtkneipen.
    Und nun hatte ihnen Dörthe Leuschner ausgerechnet als Fall hundert diesen Weller präsentiert. Er war aus Sicht von Jacqueline und Kerstin eine Katastrophe von einem Mann. Entweder arbeitete er, oder er hing mit seiner Frau ab. Frisch Verheiratete waren sonst nicht unbedingt ein Problem. So mancher bekam plötzlich die Panik und wollte gern noch einmal rasch seinen Marktwert testen.
    Weil sich ein Abschuss von Weller in der freien Wildbahn schwierig gestaltete, beschlossen die zwei, ihn zu Hause aufzusuchen.
    »Man kann den Bären am besten in seiner eigenen Höhle erledigen«, sagte Jacqueline.
    Das ging aber nicht gut zu zweit. Jacqueline hatte den ersten Versuch, während Kerstin draußen im Auto wartete.
    Jacqueline trug ihr Erfolgskleid, und da sie aus Erfahrung wusste, dass alle Kerle lange Frauenbeine in schwarzen Nylons liebten, trug sie genau diesen Männertraum. Aber sie hatte sich eine kleine Besonderheit ausgedacht. Eine dünne Laufmasche, die in der linken Kniekehle begann und unterhalb ihres Rocksaums endete. So eine Laufmasche, so glaubte sie, schaffte eine gewisse private, ja intime Atmosphäre, und damit grenzte sie sich von diesen bewusst perfekten Models ab, die oft gerade durch die Perfektion kalt, ja, unnahbar wirkten.
    »Eine Frau mit kleinen Fehlern«, so hatte Kerstin ihr gesagt, »wird eher angebaggert«, und Kerstin hatte immerhin drei Semester Psychologie studiert.
    Kerstin hatte Mühe, im Distelkamp unauffällig zu parken. Die Straße war einfach zu klein. Sie stand vor Peter Grendels Tor. Ein Kerl wie ein Baum nahm ihr plötzlich die Sicht, klopfte an die Scheibe und fragte, ob er irgendwie behilflich sein könnte.
    Sie erschrak und schüttelte nur stumm den Kopf.
    Peter ging mit seinen beiden Hunden spazieren und wunderte sich. Er sah auch die junge Frau mit den langen, flatternden Haaren, die bei Weller und Ann Kathrin klingelte. Sie kam ihm ein bisschen verhungert vor, und sie war für diese Jahreszeit definitiv zu leicht bekleidet. Aber im Gegensatz zu vielen dieser Hungerhaken-Models betonte sie ihre Rundungen. Er schätzte sie auf Ende zwanzig, Anfang dreißig.
    Als Weller öffnete, knallte durch die Zugluft hinten im Wohnzimmer die Terrassentür zu. Jacquelines blonde Haare flatterten ihm entgegen. Er sah ihr Gesicht unter der Windfrisur zunächst gar nicht.
    Sie trug ein hellblaues Kleid, das leuchtete wie der ostfriesische Himmel im Hochsommer an einem wolkenlosen Tag. Sie brauchte beide Hände, um ihr Gesicht aus den Haarbüscheln frei zu wurschteln. Sie hatte die Schönheit gefallener Engel, die in Männern wie Weller sofort Beschützerinstinkte wachrief.
    »Entschuldigung, dass ich zu spät komme«, sagte Jacqueline und lächelte ihn gespielt schuldbewusst an.
    Da Weller niemanden erwartet hatte, reagierte er leicht verunsichert. »Ja … äh … Das ist vermutlich ein Irrtum. Sie sind … äh … vielleicht mit meiner Frau verabredet. Oder wollen Sie zu unseren Nachbarn?«
    Kerstin war ein Stückchen von Peter Grendels Wohnung weggefahren, dann ausgestiegen und suchte eine Position, um unbeobachtet ein paar Beweisfotos zu

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