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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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eine für die Testperson kompromittierende Situation zusammenschneiden lassen.
    Die Espressomaschine in der Küche spuckte schon starken Kaffee in die Tasse. Weller rief: »Mit aufgeschäumter Milch?«
    »Ja, gerne!«, flötete sie zurück und ließ sich von ihm bedienen. Eigentlich trank sie Kaffee lieber schwarz, aber Milchschaum ließ sich so sinnlich von den Lippen lecken. Darum wollte sie nicht darauf verzichten.
    Steif wie frisch geschlagene Sahne thronte der Milchberg auf dem Kaffee. Nicht ohne Stolz jonglierte Weller das Meisterwerk zu ihr und setzte die Tasse auf dem Tisch ab. Er hatte sogar zwei Amaretti dazu auf den Untertassenrand gelegt.
    Sie wertete diese kleine Geste der Aufmerksamkeit als klaren Punktsieg. Er war also nicht uninteressiert.
    An einem Glas Leitungswasser nippend setzte er sich ihr gegenüber und wollte nun den Grund ihres Besuchs erfahren.
    Sie leckte sich Milchschaum von den Lippen, aber er sah gar nicht hin, sondern überprüfte verstohlen das Display seines Handys. Er wartete auf eine Nachricht von Ann Kathrin. Wie ging es ihr mit Holger Bloem in einer Wohnung? Allein! Während der Flitterwochen!
    Jacqueline sah sich schon auf der Gewinnerstraße. Untreue Ehemänner checkten immer vorher noch einmal ihre Nachrichten, SMS oder E-Mails. Das hatte die Erfahrung ihr längst gezeigt.
    Sie setzte sich in Positur und vermied einen Kontrollblick zur Terrassentür, um ihre Kollegin Kerstin nicht zu verraten.
    Jacqueline räusperte sich: »Es ist so, Herr Weller … oder darf ich Frank sagen?«
    Seine Antwort war nicht eindeutig. Er lächelte zwar, machte aber eine Handbewegung, als ginge ihm alles zu langsam und sie solle doch endlich in die Pötte kommen.
    »Also, ich studiere Soziologie und Experimentalpsychologie …«
    Was es alles gibt, dachte Weller und nickte beeindruckt. Hauptsache, sie wollte ihm nichts verkaufen. Er hatte nämlich kein Interesse an einer steuerlich optimierten Finanzanlage. Er konnte sich weder Betongold noch Aktien leisten, und wenn seine Kollegen die Frage diskutierten, wie sie ihre Spareinlagen bei den niedrigen Zinsen am besten vor der Inflation retten sollten, so hoffte Weller insgeheim, diese ominöse Inflation würde nicht nur die Sparbücher fressen, sondern auch Hypothekenschulden und Kontoüberziehungsgebühren.
    »Wir interessieren uns«, sagte sie mit rauchiger Stimme, »für die Lebenssituation besonders attraktiver Männer. Ich meine, verändert ein gutes Aussehen das Sozialverhalten? Verbessert ein ansprechendes Äußeres Karrierechancen?«
    Sie wollte die Auflistung fortsetzen, doch Weller fragte irritiert: »Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir?«
    Sie setzte sich anders hin und strahlte ihn an. »Ja, Frank, um ehrlich zu sein, gehörst du sogar zu meinen Favoriten.«
    »Ja, ähm, äh … also … wie wurde ich denn ausgesucht? Ich hab mich nirgendwo beworben.«
    Er musste einen Schluck trinken. Sein Hals trocknete aus.
    »Unser Professor lässt uns alle Freiheiten. Wir sollten die Kandidaten einfach nach eigenem Gutdünken auswählen.« Sie lachte. »Er hat gesagt:
Von dem ihr spontan sagt, den würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen, der ist genau der richtige Testkandidat für euch.
Würdest du mir ein kleines Interview geben, Frank?«
    Er begann zu schwitzen. »Ja, also …«
    »Oooch, bitte, Frank! Zier dich nicht! Attraktive Männer wollen immer erst nicht so gerne darüber reden, ich weiß. Der Kavalier genießt und schweigt.«
    Weller bog seinen Rücken durch. Die Wirbelsäule schien zu glühen.
    »Ja, also … wo haben Sie mich denn … gesehen?«
    »Du, Frank, wir wollten doch du zueinander sagen.«
    »Wo hast du mich denn gesehen? Wie bist du an meine Adresse gekommen?«
    Sie warf die Haare malerisch nach hinten. »Oooch, Frank, jetzt lässt du aber ganz schön den Kommissar raushängen.«
    Sie machte ihn nach: »Wo hast du mich gesehen? Wie bist du an meine Adresse gekommen?«
    Jetzt versuchte sie, einen Fernsehkommissar zu imitieren: »Wo waren Sie gestern Abend um zwanzig Uhr fünfzehn? Haben Sie ein Alibi? – Mensch, Frank! Ich hab dich in Aurich gesehen. Ich war mit meiner Freundin shoppen. Wir sind dir gleich nachgegangen, um herauszufinden, wo du wohnst, wer du bist und …«
    »Ihr seid mir von Aurich bis Norden nachgegangen?«
    Sie lachte. »Nein, natürlich nicht. Wir haben gewettet, ob du verheiratet bist oder nicht.« Sie winkte ab. »Ich wusste es gleich. Männer sind wie Toiletten. Entweder besetzt oder

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