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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Wenzel würde seinen Job retten. Mehr noch – nun musste die neue Chefin sich bei ihm für ihre Verdächtigungen entschuldigen. Nichts war schlimmer, als einen Kollegen unter falschen Verdacht zu stellen.
    Nun mussten ihm alle glauben.
    Okay. Das mit dem Lottogewinn konnte er vergessen. Aber in der Tiefe seiner Seele hatte er doch nie daran geglaubt, er könne wirklich mal im Lotto gewinnen. Er hatte einfach nur aus Angst, die Chance zu verpassen, immer wieder dieselben Zahlen getippt. Seit zwanzig Jahren! Irgendwann würde einer dieser Sonnyboys wie Weller zufällig mal einen Schein ausfüllen, wahrscheinlich nur mit einer oder zwei Reihen und den dann spaßeshalber abgeben und damit den Jackpot abräumen, während er selbst brav Woche für Woche seinen Schein bezahlte und doch immer wieder nur in die Röhre guckte.
    Er war in der Lage, sein Leben als eine Abfolge grauenhafter Niederlagen zu schildern oder aber auch als eine Kette von glücklichen Zufällen. Beides entsprach der Wahrheit. Einerseits rang er um berufliche Anerkennung, doch die bekam er nicht, sondern der Glanz fiel immer auf Ann Kathrin Klaasen, egal, wie sehr er sich abstrampelte. Andererseits war er bei der Mordkommission gelandet, und das war immerhin die Königsdisziplin.
    Er war zwar nie aufgestiegen, aber er hatte sich auch keine Kugel eingefangen oder einen Messerstich, wie Ubbo Heide. Alles war doch auf erstaunliche Weise gutgegangen.
    Und trotz seines niedrigen Gehalts hatte er sich nie bestechen lassen. Darauf war er stolz. Nein, Geld hatte er nie genommen. So einer war er nicht.
    Noch gut erinnerte er sich an ein Verhör, als ihm der Beschuldigte zugeflüstert hatte: »Wenn Sie mir helfen, hier unbeschadet herauszukommen, Herr Kommissar, sind Sie ein gemachter Mann. Ich habe drei Millionen Schwarzgeld auf die Seite gebracht.«
    Er hatte ihm zugezwinkert, und Rupert hatte nur zu Protokoll gegeben: »Sie haben also drei Millionen Schwarzgeld gebunkert?«
    Noch heute wertete er das als einen großen Triumph.
    Im Grunde war er doch mit seiner Beate ganz glücklich. Sie waren sexuell kompatibel, und all seine kleinen Seitensprünge hatte sie ihm immer wieder verziehen oder dezent darüber hinweggesehen. Sie konnte nervig sein, aber auch einen Sauerbraten zubereiten, der in Ostfriesland seinesgleichen suchte.
    Er fragte sich, wann es mit ihrer Ehe bergab gegangen war. In der ersten Zeit war es wundervoll gewesen. Sie kamen praktisch nicht aus den Betten heraus, und er hatte sich geliebt und begehrt gefühlt. Für sie war er ein toller Hecht, und das gefiel ihm.
    Vielleicht, dachte er, lag es an den Unterhosen. Ja, darin zeigte sich doch das ganze Drama ihrer Ehe. Am Anfang hatte sie ihm Slips gekauft, auf denen stand:
Schiesser, Triumph
oder
Boss
. Später dann demütigte sie ihn mit Unterhosen, die die Aufschrift
Klein
hatten. Es war ihm so peinlich, dass er nicht mal dagegen protestierte. Er zog sie einfach nicht an. Damals ahnte er, dass ihre Liebe erloschen war und die Zeit der sexuellen Ausschweifungen innerhalb der Ehe sich ihrem Ende näherte.
    Während der Fahrt mit Tempo hundertfünfzig auf der linken Spur bei Dauerregen, beschloss er, ab sofort sein Leben zu ändern. Wenn Beate trotz allem und obwohl man ihn um den Lottogewinn betrogen hatte, bei ihm bleiben würde, so wollte er mit ihr einen neuen Anfang wagen. Als Erstes sollte die Unterwäsche mit der Aufschrift Klein verbrannt werden. Er konnte ihr ja vielleicht wöchentlich einen Strauß Blumen kaufen … Sie mal wieder zum Abendessen einladen oder mit ihr ins Kino gehen … Und er nahm sich vor, dabei nicht einzuschlafen, egal welche Liebesschnulze sie sich aussuchte.
    Er hoffte nur, dass sie ihn nicht wieder überreden würde, mit ihr ins Ballett zu gehen. Das hielt er einfach nicht aus. Diese hüpfenden Tanzdohlen waren zu viel für ihn nach einem harten Arbeitstag. Die Frauen fand er ja noch ganz nett, aber Männer in Strumpfhosen, nein, das konnte niemand von ihm verlangen.
    Er hielt an einem Rastplatz an.
    Welches Genie, dachte er, baut Rastplätze ohne Toiletten? Vermutlich ein Bruder oder Schwager der Intelligenzbestie, die den Badekappenzwang in Hallenbädern eingeführt oder die Gepäckablage in Regionalzügen konstruiert hatte, in die keine Koffer passten und die nur dazu dienten, sich den Kopf daran zu stoßen.
    Er beschloss, in die Büsche zu pinkeln.
    In diesem Moment glaubte er, eine Erscheinung zu haben: Eine Frau mit wehenden Haaren, in einem langen weißen

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