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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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von Butter- und Hefeduft strömte aus der Hitze und hüllte ihn ein.
    Der Mann hinter ihm setzte sich anders hin. Er sah genau zu. Nichts sollte ihm entgehen.
    »Ich … ich brauche Handtücher oder Topflappen. Die Bleche sind heiß …«, sagte Eike.
    Der Mann zog Grimassen. Eike verstand genau, was damit gemeint war, und sah ihn bittend an, doch der Mann reagierte nicht.
    Eike begriff, dass auch dies Teil seiner Folter war. Er sollte sich die Finger an den Backblechen verbrennen.
    »Ich kann auch alles im Ofen abkühlen lassen«, schlug Eike vor.
    Der Mann schüttelte kurz den Kopf. »Nein, kannst du nicht. Beeil dich. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Eike wagte nicht zu fragen, warum. Die ganze Verhandelei war ohnehin sinnlos.
    Er versuchte, mit dem Rührbesen und einem Esslöffel das erste Blech ein Stückchen auf der Schiene nach vorne zu bewegen. Es klappte nicht.
    »Ja, nun mach!«, forderte der Mann und schob sich Erdnüsse in den Mund, die er laut schmatzend mit den Zähnen zerbiss.
    Als Schutz für seine Finger hatte Eike nur das Papier der leeren Mehl- und Zuckertüten. Damit probierte er es.
    Der Mann hinter ihm stand auf.
    Zunächst sah es aus, als ob es klappen könnte. Eike balancierte die heiße Platte aus dem Ofen und versuchte, sie schwungvoll auf die Arbeitsplatte zu wuchten, aber er verbrannte sich trotz der Papiertüten. Das Kuchenblech krachte auf den Boden.
    »Na klar, du hast es versaut, du Genie!«, brüllte der Mann, packte Eike und zerrte ihn zur Tür. Er öffnete sie mit dem Ellbogen und stieß Eike in den nächsten Raum.
    Er war gekachelt.
    Die Wände. Der Boden. All das erinnerte Eike an ein altes Schwimmbad. Wenn da nicht die Fleischerhaken gewesen wären.
    In der Mitte des Raumes, vor einem Abfluss im Boden, saß das andere Opfer, dessen Schreie Eike gehört hatte, auf dem Fakirstuhl. Blut hatte die Holzlatten rot gefärbt. Die Nagelspitzen auf den Sitzflächen waren tief in sein Fleisch eingedrungen.
    Er lebte noch. Er warf Eike einen flehenden Blick zu.
    Neben ihm hing eine Infusionsflüssigkeit an einem Ständer. Über einen Schlauch tropfte etwas in den rechten Unterarm des Mannes. Es sah für Eike fachmännisch aus, wie im Krankenhaus. Gleichzeitig wurde ihm die ganze teuflische Dimension bewusst. Damit der Tod die Tortur nicht so rasch beenden konnte, ließ dieser Irre Flüssigkeit in sein Opfer laufen. Er sollte nicht zu schnell verbluten.
    »Du versaust seine ganze Beerdigung. Und du verlängerst sein Leid. Ohne Kuchen keine Beerdigung. Willst du ihm Blut spenden, damit er noch ein bisschen durchhält?«
    Eike befürchtete, vor Angst ohnmächtig zu werden. Doch er gab sachlich zu bedenken: »Ich habe vermutlich nicht die gleiche Blutgruppe.«
    Der Mann lachte, als hätte Eike einen köstlichen Witz gerissen. »Das ist doch völlig egal«, sagte er und stieß Eike aufmunternd in die Rippen. »Der da stirbt doch sowieso.«

    Beate war noch wach, als Rupert nach Hause kam. Er hielt den Rosenstrauß nach unten, und eine abgebrochene Knospe fiel auf den Teppich. Er hatte geglaubt, Beate schlafend vorzufinden, wollte eine Rose neben ihr aufs Kopfkissen legen und die anderen in der Küche auf dem Frühstückstisch drapieren. Stattdessen empfing Beate ihn auf halber Höhe der Treppe, abwehrend, mit vor der Brust verschränkten Armen. Sie sah nicht aus wie eine liebevolle Frau, die ihren Mann nach einem harten Tag erwartet, sondern sie wirkte sauer, schmallippig, mit verhärmtem Blick.
    »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, fragte sie ihn.
    Rupert war klug genug zu wissen, dass diese Frage das war, was Ann Kathrin rhetorisch nannte, und antwortete lieber nicht. Stattdessen hob er den Blumenstrauß hoch und sagte: »Das sind Rosen.«
    »Das sehe ich.«
    »Ich hab sie dir mitgebracht.«
    »Treibt dich das schlechte Gewissen? Warum bist du nicht gleich über Nacht geblieben? Hat sie dich rausgeschmissen? Ist sie dich schon leid? Oder dachtest du, du könntest dich zurückschleichen und zu mir ins Bett legen, ohne dass ich was merke? Für wie blöd hältst du mich eigentlich?«
    Obwohl ihr Gesicht fast hassverzerrt war, nahm sie trotzdem die Blumen. Sie zupfte an dem Papier herum und zog etwas aus der Mitte des Straußes heraus. Sie betrachtete es voller Abscheu. Dann sagte sie: »Du riechst noch nach ihr.«
    Rupert schüttelte den Kopf. »Nein, das ist kein Parfüm oder so was. Das ist Haschisch.«
    »Hast du dir jetzt ein Hippiemädchen geangelt? Bist du so tief

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