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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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worden, und unten, wo die roten Rüschen waren, platzte die Naht auf.
    Ann Kathrin schätzte, dass dieses Kleidungsstück fünfundzwanzig, wenn nicht dreißig Jahre alt war. Heute gab es so etwas in viel besserer Qualität in jedem Kaufhaus. Dies hier wurde vermutlich damals noch in einem schmuddeligen Spezialgeschäft für
Ehehygiene
gekauft.
    Ann Kathrin erinnerte sich an so einen Laden in Gelsenkirchen auf der Bochumer Straße, an dem sie immer kichernd mit ihren Schulfreundinnen auf dem Schulweg vorbeigelaufen war.
    Willbrandt hatte also diesen Tick, aber warum ließen sich die Frauen darauf ein?
    Gab es hier in der Wohnung Fingerabdrücke des Mörders?
    Ann Kathrin beschloss, den Laptop mitzunehmen und von Charlie Thiekötter untersuchen zu lassen. Vielleicht gab es Hinweise auf Drohungen oder Konflikte.
    Da hörte sie ein Geräusch an der Tür. Jemand schloss sie auf.
    Sie huschte in die Ecke zwischen Schlafzimmerschrank und Bett.

    Rupert saß dem mallorquinischen Kollegen gegenüber und fühlte sich unwohl. Sein Gesicht brannte von den Schlägen, und seine rechte Wange schwoll an.
    Rupert schwitzte und fragte sich, warum in dieser stickigen Polizeiinspektion niemand lüftete und ob die Klimaanlage nur ausgefallen war oder ob es gar keine gab.
    Der mallorquinische Beamte rauchte Kette und sprach sehr gut Deutsch.
    »Sie haben sich der Störung der öffentlichen Ordnung schuldig gemacht. Frauen fühlen sich von Ihnen beleidigt und gedemütigt. Deutsche Frauen! Sie haben ihre Brüste verunstaltet. Wenn es sich hier um spanische oder gar mallorquinische Frauen handeln würde, wären Sie bereits ein toter Mann. Ich könnte auf der Insel für Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren.«
    »Ich reise sowieso morgen zurück …«
    So, wie der Kollege guckte, war das für ihn gar nicht sicher.
    Rupert sah sich schon auf Mallorca im Knast sitzen. Er konnte sich die grinsenden Gesichter seiner ostfriesischen Kollegen nur zu gut vorstellen, und Holger Bloem durfte das auf keinen Fall erfahren. Der war imstande und machte daraus einen Bericht für den Kurier oder das Ostfriesland-Magazin.
    Der mallorquinische Polizist fuhr sich mit den Fingern durch die krausen, schwarzen Haare und drückte seine Zigarette im übervollen Aschenbecher aus. Dann betrachtete er Ruperts Ausweis auf seinem Schreibtisch. Er nahm ihn in die Hand, als müsse er die Echtheit des Plastikkärtchens testen, und schließlich klopfte er damit nachdenklich einen Takt auf seine nikotinbraunen Fingernägel.
    »Sie geben also zu, Ihren Namen auf die Brüste von mindestens sieben deutschen Touristinnen geschrieben zu haben?«
    Rupert stöhnte. »Nein, nicht meinen Namen, sondern Klaas.«
    »Warum? Sie heißen doch gar nicht Klaas.«
    »Weil die Frauen es so wollten. Sie haben mich verwechselt …«
    Rupert versuchte, dem Kollegen ein Lächeln abzuringen. Aber der kramte nur nach einer neuen Zigarette. Seine Packung war leer.
    Rupert wusste, dass Raucher, wenn sie keinen Nachschub bekamen, wie alle Süchtigen sehr ungemütlich werden konnten, und hätte ihm am liebsten eine Zigarette gegeben, aber er hatte vor ein paar Jahren aufgehört und trug seitdem natürlich keine Zigaretten mehr bei sich.
    »Soso, verwechselt. Mit diesem Klaas, ja?«
    Rupert wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. »Ja. Genau. Das muss irgend so ein Rockstar sein. Und Sie wissen ja, wie Frauen auf Musiker abfahren.«
    »Wie heißt dieser Klaas denn mit Nachnamen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie geben sich also für einen Mann aus, dessen Nachnamen Sie nicht einmal kennen? Was sind Sie nur für ein Hochstapler. Man macht doch vorher wenigstens seine Hausaufgaben!«
    »Ich bin kein Hochstapler … ich …«
    Weil er keine Zigaretten fand, fischte der Beamte eine Kippe aus dem Aschenbecher, an der seiner Meinung nach noch genügend dran war, und zündete sie an. Dabei musste er die Augen fest zusammenkneifen und die Lippen weit vorstülpen, damit die lange Flamme seines Feuerzeugs ihm nicht die Augenbrauen versengte.
    Nebenan wurden Stimmen laut. Jemand kreischte.
    Ein Polizeioffizier öffnete die Tür. Ein leichter Luftzug erfrischte Rupert.
    Der Polizist hatte ein breites Grinsen im Gesicht und sagte etwas in der Landessprache, das Rupert nicht verstand.
    Der Krauskopf, der Rupert vernahm, bat gestisch um eine Zigarette, die der andere ihm sofort reichte. Dann schickte er seinen Kollegen mit einem Wink wieder weg. Er zündete sich die neue Zigarette an der alten Kippe an.

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