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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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abhängig von ihm, unterliegen seinem Urteil, ja, das entscheidet vielleicht über Ihre gesamte weitere berufliche Laufbahn … Sie haben dem Druck nachgegeben und …«
    Maximilian Kunz blickte Rupert kopfschüttelnd, fast ein bisschen mitleidig an. »Haben Sie wirklich geglaubt, Herr Kommissar, dass Sie hierhinkommen, mich psychisch labil in einer aufgelösten Situation vorfinden und ich Ihnen dann ein Geständnis präsentiere?«
    Rupert zuckte mit den Schultern. »Ja. Warum denn nicht?«
    »Ich fürchte, daraus wird nichts. Ich habe weder Ihre Leiche ins Feuer gebracht noch irgendwen umgelegt. Und glauben Sie mir – das hat Professor Willbrandt ganz sicher auch nicht getan. So eine Tat ist mit seinem Menschenbild überhaupt nicht zu vereinbaren.«
    »Seinem was?«
    »Seinem Menschenbild.«
    »Aber Sie kennen doch den Bruder Ihres Professors, oder?«
    »Christoph Willbrandt? Ja, ich habe den mal getroffen. Mehr zufällig, auf einer Party.«
    »Klar«, sagte Rupert, um die Sache herunterzuspielen und um nicht zu zeigen, wie sehr er jetzt in Habtachtstellung ging.
    »Also«, fuhr Maximilian Kunz fort, »das war meiner Meinung nach eindeutig so ein Hüfi.«
    »Ein Hüfi? Was soll das sein? Hüfi kann ich schlecht ins Protokoll schreiben.«
    »Na, ein Hühnerficker.«
    »Hühnerficker?«
    »Ja, tun Sie doch nicht so, als hätten Sie keine Ahnung, Herr Kommissar. So nennt man Männer in Ihrem Alter, die sich mit Vorliebe an Schülerinnen heranmachen. Es müssen auch keine Gymnasiastinnen sein, da wird auch gerne schon mal eine von der Förderschule genommen.«
    Rupert versuchte, seinen Zorn zu zügeln, um die Aussage nicht durch einen Wutausbruch zu bremsen.
    »So einer war dieser Christoph Willbrandt?«
    »Nein, nein«, Maximilian Kunz schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, meiner Meinung nach sah er so aus.«
    Die Dame mit dem alten Gesicht lehnte sich weit aus dem Fenster und rief: »Mäxchen! Resterunde!«
    »Sie hören ja, Herr Kommissar. Ich werde gebraucht.«
    »Tja, Mäxchen, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Nur noch eine letzte Frage.«
    Diesen Stil hatte Rupert sich bei Columbo abgeguckt, aber bei Maximilian Kunz klappte es nicht. Der erhob sich, bog den Rücken durch und sagte: »Nein, Herr Kommissar, keine Frage mehr. Ich werde jetzt in meine gruppentherapeutische Sitzung gehen. Sie haben ja gehört. Da ist jetzt die Resterunde. Die will ich nicht verpassen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt auf der Insel, und lassen Sie sich nicht dabei erwischen, Sangria aus Eimern zu trinken.«
    Er erhob demonstrativ seinen Zeigefinger: »Sie wissen ja – es ist verboten.«
    Maximilian Kunz stiefelte zurück ins Haus. Rupert ging an den Ziegen vorbei zu seinem Fiat Panda. Er wischte sich über die Lippen und spuckte angewidert aus.
    An einem Grasbüschel rieb Rupert die Sohle von seinem rechten Schuh so lange, bis der Kot von seinem Schuh geputzt war.
    An mir, dachte Rupert, bleibt immer der ganze Mist kleben, wie diese Scheiße hier. Andere haben immer Glück. Ich Pech. Andere finden hundert Euro auf der Straße. Ich verliere höchstens mal einen Geldschein. Gefunden habe ich noch nie etwas. Anstatt Mandelblüten zu riechen, habe ich Hundekacke am Schuh.
    Im Auto versuchte Rupert, sich die Niederlage schönzureden.
    Hüfi, dachte er und schlug aufs Lenkrad. Was die Kids heutzutage für Ausdrücke drauf haben! Ich sehe also aus wie ein Hüfi. Was bildet der sich eigentlich ein? War das eine Beleidigung? Könnte ich den deswegen belangen? Warum hat der nicht einfach Bullenarschloch zu mir gesagt? Dann wüsste ich, wo ich dran bin. Dann könnte ich ihn vor den Kadi zerren, und er würde verknackt. Aber so … Da muss selbst der Richter erst fragen, was mit Hüfi gemeint ist. Und wenn der plötzlich mit einer ganz anderen Erklärung rausrückt und sagt, Hüfi ist das Wort für einen besonders höflichen, gut frisierten jungen Mann? Was mache ich dann? Die wollen mich doch nur aufs Eis locken und mich einbrechen lassen. Diese verfluchte Bande!
    Rupert versuchte, sich wieder auf den Fall zu konzentrieren. Er fuhr viel zu schnell, und dies war eine verdammt kurvige Strecke.
    »Die Frage ist doch«, sagte er zu sich selbst, »ist dieser Maximilian Kunz so verstört und braucht die therapeutische Unterstützung einer Gruppe, weil er dem Mörder geholfen hat, die Leiche zu entsorgen? Das geht an einem jungen Menschen doch nicht spurlos vorüber, wenn er Leichenteile

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