Anna, 13, (un)verliebt
Zoe das Thema wechselte.
»Im März ist der Abschlussball in der Tanzschule«, verkündete sie. »Ich hab bei Honnister ein total süßes Kleid gesehen, das muss ich unbedingt haben. Genau richtig für den Ball. Kommt ihr mit, wenn ich es kaufe?«
Die Frage ging natürlich nicht an Lilly und mich. Kim-Kathrin und Paula nickten glücklich, denn jetzt waren sie bei ihren Lieblingsthemen: Klamotten und Jungs, Jungs und Klamotten. Und seit Neuestem noch: DER TANZKURS .
Keine Pause, in der die drei nicht von ihrem Tanzkurs schwärmen. Und keine Pause, in der nicht alle Mädchen aus der Klasse zuhören. Eigentlich mag ich es nicht, wenn die drei sich so wichtigmachen. Aber irgendwie interessiert es mich doch und Lilly auch.
Und Fragen wird ja wohl erlaubt sein.
»Ist das nicht was für alte Leute?«, wollte Lilly wissen.
Kim-Kathrin guckte ungefähr so: oh du unwissendes kleines Dummchen! Laut sagte sie: »Tanzen ist absolut IN !
DANCE4YOU
heißt der Kurs, nicht
Seniorentanz
. Da sind nur junge Typen, absolut cool.«
»Und der Tanzlehrer erst …«, ergänzte Paula.
»Wenn der es einem zeigt, kribbelt’s im Bauch!«
»Und zum Schluss gibt es noch einen Ball. Ein richtig großes Event mit schicken Kleidern und allem Drum und Dran. Da kann man dann zeigen, was man gelernt hat.«
» WENN man was gelernt hat!«, sagte Kim-Kathrin und fand sich wahnsinnig witzig.
Lilly und ich sind jetzt voll informiert.
Zur Tanzschule geht man also nicht nur, um zu tanzen. Aber auch. Und eigentlich hätten wir riesig Lust. Schon deshalb, damit solche Sachen nicht immer nur für Mädchen wie Paula, Kim-Kathrin und Zoe reserviert sind. Aber keine Chance. Mam und Papa würden das nie erlauben. Zu teuer, zu jung dafür … blabla. Jedes andere Hobby würden sie gestatten: Geige spielen, Rückenschwimmen, alles ohne Kribbeln im Bauch. Aber Tanzschule bestimmt nicht, also vergess ich es ganz schnell.
»Wollt ihr nicht auch mal einen Tanzkurs machen?«, fragte Paula scheinheilig.
»Ach nö«, meinte Lilly.
»Kein Interesse«, sagte ich.
Lilly und ich gehen gleich skaten, das macht auch Spaß.
Dienstag, 4. Februar
Beim Abendessen wollte Mam es endlich wissen.
»Was machen wir denn nun an deinem Geburtstag?«, fragte sie ganz nebenbei, als ob es ihr eigentlich völlig egal sei. Ist es aber nicht. Ich weiß genau, dass Mam es immer toll fand, mit mir Einladungskarten zu basteln, Luftballons aufzupusten und Kuchen zu backen. Aber die Zeiten sind vorbei. Sorry Mam, ich werde erwachsen!
John war mal wieder furchtbar witzig. »Lass mich raten: Deine Freundinnen kommen als Prinzessin verkleidet, stimmt’s?«
»Das hättest du wohl gerne! Vor allem die eine: Fängt mit ›L‹ an und hört mit ›illy‹ auf, stimmt’s?«
Ha, tatsächlich: Er wurde rot!
»Ich werde ein paar Leute über Facebook einladen«, sagte ich. Wollte nur mal sehen, wie die reagieren. So:
John (begeistert)
: »Echt? Geil!«
Papa (entsetzt)
: »Um Himmels willen! In der Zeitung stand gerade so was. Da kamen Hunderte Leute, die Polizei musste die ganze Straße absperren. Und die Eltern von dem Mädchen müssen jetzt alles bezahlen.«
Mam (ahnungslos)
: »Was ist Facebook?«
Ich habe sie dann beruhigt und gesagt, dass ich nur ganz brav bei Paolo eine Pizza essen will.
»Wir vier und Lilly?«, fragte Mam.
John nickte, ich auch.
»Wir vier und Lilly und Tante Bine.«
Mam lächelte etwas schief. »Wieso Tante Bine?«
Tante Bine gehört zur Familie, auch wenn das gerne mal übersehen wird. Sie ist Mams Schwester und das genaue Gegenteil von ihr: unordentlich, flippig und laut. Tante Bine hat ständig neue Freunde und neue Frisuren. Sie ist meine Patentante und ich hab von ihr schon die tollsten Geschenke gekriegt: Riesencreolen aus echtem Silber, Eyeliner und Tattoos zum Aufkleben. Lauter Sachen, die meine Eltern mir nie im Leben schenken würden. Deshalb mögen sie Tante Bine auch nicht besonders. Ich finde sie klasse.
»Naja, lieber Bine als Facebook«, seufzte Papa. »Was sie dir wohl diesmal schenkt?«
Wir sind alle gespannt.
Mittwoch, 5. Februar
Das ist echt der Knaller: Lillys Mutter hat einen Freund.
Wir waren mit Bärchen im Stadtpark, da hat Lilly es mir erzählt.
Bärchen ist der tollste Hund der Welt; er spürt genau, was los ist. Lilly brauchte heute Zeit zum Reden, da hat er sie in Ruhe gelassen und ganz alleine Enten gejagt.
Zuerst hab ich gar nicht kapiert, was Lilly meinte. »Jeder hat Freunde«, sagte ich, »das ist doch
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