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Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Titel: Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendare Blake
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stellen sich Thomas und Carmel neben mich und sind bereit, mich zurückzuhalten.
    »Nicht hier«, warnt Thomas. »Wir bekommen es zurück, keine Sorge. Wir denken uns etwas aus.«
    »Wir sollten uns damit beeilen«, antworte ich. Ich weiß nicht, ob ich Will gerade die Wahrheit gesagt habe. Anna hat es sich in den Kopf gesetzt, dass sie sterben muss. Vielleicht lässt sie ihn einfach zu sich herein, um mir die Qual abzunehmen, es selbst zu tun.
    Wir beschließen, nicht nur die Pizza, sondern den ganzen Rest des Schultages ausfallen zu lassen und zu mir zu fahren. Ich bin drauf und dran, Thomas und Carmel in ein Verbrecherpärchen zu verwandeln. Ich fahre mit Thomas in seinem Tempo, Carmel folgt uns mit ihrem Auto.
    »Also«, beginnt er, unterbricht sich aber gleich wieder und nagt an der Unterlippe. Ich warte darauf, dass er weiterspricht, doch er fummelt an den Ärmeln seines grauen Kapuzenpullovers herum, die etwas zu lang und an den Säumen leicht ausgefranst sind.
    »Du weißt über Anna Bescheid«, sage ich, um es ihm zu erleichtern. »Du weißt, was ich empfinde.«
    Thomas nickt.
    Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare, die mir sofort wieder in die Augen fallen. »Liegt es daran, dass ich ständig an sie denke, oder kannst du wirklich erkennen, was mir durch den Kopf geht?«
    Thomas schürzt die Lippen. »Es war keins von beidem. Ich habe versucht, mich aus deinem Kopf herauszuhalten, seit du mich darum gebeten hast. Weil wir …« Er hält inne und kommt mir vor wie ein Schaf, wie er so auf den Lippen herumkaut und mich aus großen Augen ansieht.
    »Weil wir Freunde sind.« Ich knuffe ihn am Arm. »Du kannst es ruhig aussprechen, Mann. Wir sind Freunde. Wahrscheinlich bist du mein bester Freund. Du und Carmel.«
    »Ja«, sagt Thomas. Ich glaube, unsere Mienen ähneln einander sehr. Wir sind beide etwas verlegen, aber auch
froh. Er räuspert sich. »Jedenfalls habe ich das mit dir und Anna schon vorher an den Energien gesehen. An der Aura.«
    »An der Aura?«
    »Das ist kein mystischer Unfug. Die meisten Leute spüren es irgendwie, und ich kann sie sogar deutlich sehen. Zuerst dachte ich, dass du mit allen Geistern so umgehst. Du warst aufgeregt und hattest so eine Art Glühen an dir, wenn du über sie gesprochen hast, und ganz besonders, wenn wir uns ihrem Haus genähert haben. Aber jetzt hast du es ständig.«
    Ich lächle in mich hinein. Sie ist die ganze Zeit bei mir. Ich fühle mich dumm, weil ich es nicht gleich bemerkt habe. Aber was soll’s, wenigstens haben wir jetzt eine abgefahrene Geschichte zu erzählen: über Tod und Liebe, über Blut und den Dolch meines Vaters. Oh Mann, ich bin wirklich der feuchte Traum jedes Psychiaters.
    Thomas lenkt das Auto in unsere Einfahrt. Carmel, die gleich nach uns ankommt, holt uns an der Vordertür ein.
    »Legt eure Sachen einfach irgendwo ab«, sage ich, als wir hineingehen. Wir ziehen die Jacken aus und werfen die Büchertaschen auf das Sofa. Wir hören kleine Füße trippeln, und dann erscheint Tybalt, klettert an Carmels Bein hoch und will gestreichelt werden. Thomas funkelt ihn böse an, doch Carmel nimmt den vierbeinigen kleinen Charmeur sofort auf die Arme.
    Ich führe sie in die Küche, wo sie sich an den runden
Eichentisch setzen. Unterdessen wühle ich im Kühlschrank.
    »Es gibt Tiefkühlpizza oder eine Menge Aufschnitt und Käse. Damit könnte ich Baguettes im Ofen backen.«
    »Baguettes«, sagen Thomas und Carmel gleichzeitig. Es gibt einen kurzen verlegenen Moment, sie lächeln, und ich murmele etwas über glühende Auren. Thomas schnappt sich das Geschirrtuch von der Anrichte und wirft damit nach mir. Zwanzig Minuten später essen wir ziemlich leckere Baguettes. Von meinem steigt Dampf auf, der das verkrustete Blut in der Nase löst.
    »Ob ich einen Bluterguss bekomme?«, frage ich.
    Thomas beäugt mich. »Nö«, beruhigt er mich. »Will hat es eben nicht drauf.«
    »Gut«, antworte ich. »Meine Mom hat keine Lust mehr, mich ständig zusammenzuflicken. Ich glaube, sie hat allein bei diesem Einsatz mehr Heilzauber gewirkt als bei den zwölf letzten zusammen.«
    »Dieses Mal war es anders für dich, was?«, fragt Carmel, während sie von ihrem Baguette mit Hühnchen und Monterey Jack abbeißt. »Anna ist dir unter die Haut gegangen.«
    Ich nicke. »Anna, du und Thomas. Jemandem wie ihr bin ich noch nie begegnet, und ich musste auch noch nie Zivilisten bitten, mit mir zusammen einen Spuk zu beseitigen.«
    »Ich glaube, das ist ein Zeichen«,

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