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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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versuchte, immer schnell die Lust verloren. Was natürlich auch für Frauen galt. Ich glaube nicht, dass David dein Hochstapler ist, aber gänzlich ausschließen will ich es nicht. Selbst wenn: David wird längst aus Berlin verschwunden sein – und das Geld hat er inzwischen verzockt, verprasst, in all den Unsinn investiert, den er als lebensnotwendig empfindet …«
    Liebling verstummt, weil er sein Herz spürt. Was immer der Schmerz ihm sagen will, er interpretiert es so: Es ist Zeit, an die Zeit zu denken, die er noch hat.
    Die Tage oder Wochen oder Monate, die keine Wiederholung des Gewesenen sein dürfen. Der Schmerz ist gut, weil er ihn daran erinnert, dass er nichts mehr zu verlieren hat – außer Lebenszeit – und Anna. Vielleicht hat er sie nicht verdient, aber wer zum Teufel fragt noch danach?
    »Was würdest du schon zurücklassen, Anna? Eine schäbige Detektei und eine hübsche Kneipe.«
    Freddy, der sich lustlos an einem schwulen Kreuzworträtsel versucht, ist einem Teil der Unterhaltung gefolgt, zumindest den letzten Sätzen. Annas Brüsseler Liebhaber, er hat ihn eingehend beobachtet. Die Körpersprache deutet auf Ungeduld hin, vielleicht sogar Verzweiflung. Was will er von ihr? Sie nach Brüssel locken? Und wer ist David? Sein Sohn, denkt Freddy, und dass der alte Bastard eine Mutter für sein Kind braucht. Sibylle auch, also muss Anna sich wohl zwischen der einen und dem anderen entscheiden. Und sie sieht aus, als ob sie zwei Kröten geschluckt hätte. Nicht einmal ihr Frühstück hat sie aufgegessen, dies deutet auf eine schwere Krise hin. Er geht zum Tisch und schenkt Kaffee nach. Sein Lächeln, das nur Anna gilt, will sagen, dass Freundschaften Liebschaften überdauern. »Wir sind eine Art Familie.« Das galt Martin Liebling, der diesen Satz einfach ignoriert. Freddy, der es hasst, wie ein Kellner behandelt zu werden, wendet sich mit einer Grimasse ab.
    Anna findet Worte: »Schäbig oder nicht – ich kann nicht einfach alle Leute hier im Stich lassen – Freunde, Klienten … und wie stellst du dir das in Brüssel vor? Du hast doch Verpflichtungen, Angestellte …«
    »Wenn du mich totgefahren hättest, würden sie auch irgendwie zurechtkommen. Weißt du, wie faszinierend der Gedanke ist, aus seinem Leben zu verschwinden? Etwas völlig Neues zu beginnen? Ich dachte, du hättest Phantasie. Und Mut. Deine Bedenken sind spießig, Anna. Und der Kaffee ist zu stark. Will mich der Kerl umbringen?«
    Anna sieht zu Freddy, dessen Ohren ihr größer erscheinen als je zuvor. Sie würde ihn vermissen, ihn und Sibylle und die anderen. Ich würde mich vermissen, denkt Anna. Ihm dies zu erklären würde zu weit führen. Einfacher wäre es, zu sagen, dass sie ihn nicht genug liebt für die Insel. Ist sogar wahr. Aber sie bringt es nicht fertig. Sie ist feige. Sie schuldet ihm Geld und vielleicht mehr als das. »Ich glaub das einfach nicht. Irgendetwas muss passiert sein, das dich dazu bringt, alle Brücken hinter dir abzubrechen. Ich weiß überhaupt nichts von dir, Liebling. Ich kenne dich kaum. Und da kommst du her und redest von einer Insel. Ich meine …«
    Angriff ist die beste Verteidigung, meint Anna, und ihre Taktik ist leicht zu durchschauen. Liebling legt ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Ich meine, dass wir sehr viel Zeit haben werden, einander kennen zu lernen. Wir haben miteinander gegessen, gelacht und geschlafen. Der Sex war nicht umwerfend, ich weiß. Aber auch dieser Aspekt ist ausbaufähig, findest du nicht?«
    Nein, denkt Anna. Entweder es knallt oder es säuselt. Sex wird nicht besser, wenn man sich näher kommt. Andererseits ist sie keine Expertin in erotischen Fragen, dazu fehlt ihr einfach die Übung. Was macht ihn so sicher, dass alles gut oder besser wird? Lieblings Optimismus ist beschämend, und unter seinem forschenden Blick errötet sie tatsächlich.
    »Hältst du mich für einen Gedankenleser?«
    »Warum?« Das Anna-Wort, mit dem sie schon vielen Männern auf die Nerven gegangen ist.
    »Weil du nichts sagst. Vielleicht habe ich dich überschätzt – und du bist nichts weiter als ein alter Angsthase, der auch noch rot werden kann. Pass auf, Anna: Ich lasse dich jetzt allein in deiner Familienklause. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Heute Abend lade ich dich ins ›Margaux‹ ein, und dort wirst du mir eine Antwort geben.« Liebling streicht ihr mit dem Handrücken über die Wange. »Sei nicht feige, Anna. Es passt nicht zu dir.«
    Er legt zwanzig Euro auf den

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