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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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mich hinein und legt mich aufs Bett. Jemand hämmert an die Haustür. Adele scheucht Lance mit einer Handbewegung hinaus. »Ich kümmere mich um sie. Sprechen Sie mit den Beamten.«
    Lance eilt davon, und Adele tritt ans Bett. »Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?«, fragt sie.
    Ritz dir eine Ader auf und lass mich trinken, sagt die Vampirin in mir. »Nichts«, antwortet die menschliche Anna. »Das wird verheilen. Es dauert nur eine Weile. Helfen Sie Lance mit der Polizei. Bitten Sie ihn, zu mir zu kommen, wenn er fertig ist. Bis dahin kann ich vielleicht schon in sein Zimmer umziehen. Dann haben Sie Ihres wieder.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, erwidert Adele. »Dieses Haus hat jede Menge Gästezimmer.« Sie geht zur Tür. »Kann ich Ihnen wirklich nichts bringen?«
    Es fällt ihr schwer, mich anzuschauen. Ich habe genug CSI-Folgen gesehen, um zu wissen, wie ein Brandopfer aussieht. Wenn sie nicht schon vorher wusste, dass ich kein normaler Mensch bin, dann weiß sie es jetzt todsicher. Ist sicher merkwürdig, mit einem Stück verkohltem Fleisch zu sprechen. »Vielleicht etwas Wasser?«, entgegne ich.
    Sie ist froh, eine Aufgabe zu haben, die sie von mir wegführt. Als sie mit einer Flasche Wasser zurückkommt, hält sie mir ein Glas hin. »Brauchen Sie Hilfe beim Trinken?«
    »Nein, danke. Sehen Sie lieber nach, was draußen los ist. Ich komme schon zurecht.«
    Sie verlässt mich, und ich trinke gierig. Ich bin nicht annähernd so zuversichtlich, wie ich mich gebe. Ich hebe eine Hand, beuge den Arm. Offenbar habe ich keine Muskelmasse oder Knochensubstanz verloren. Nur Haut. Ich berühre mein Gesicht. Da ist der Schaden nicht so groß. Jedenfalls fühlt es sich nicht so an. Mein Haar? Die Spitzen sind angesengt, aber ich habe noch Haare. Das ist doch immerhin etwas.
    Meine Arme, Beine und der Oberkörper sind am stärksten verbrannt. Und meine Fußsohlen. Der Schmerz ist nicht mehr so schlimm. Ich entspanne mich und lasse den Kopf auf Adeles Kissen sinken. Der Duft von Lavendel und Babypuder kitzelt mich in der Nase. Subtile Düfte, überlagert vom ekelhaften Gestank nach verbranntem Fleisch. Meinem verbrannten Fleisch.
    Ich schließe die Augen, Erschöpfung überkommt mich. Ich kämpfe dagegen an. Da ist so vieles, worüber ich nachdenken sollte. So viele Fragen, so viele Ungewissheiten, die ich enträtseln muss. Doch der Drang meines Körpers, dem Schmerz zu entkommen, ist stärker. Ich kann nicht dagegen ankämpfen.
    In einem Augenblick bin ich noch bei Bewusstsein, im nächsten schon nicht mehr.
    Kapitel 17
    Ich träume. Zumindest glaube ich das. Ich spüre Adele, die sich über mich beugt. »Schläft sie?« Eine Männerstimme, irgendwo hinter ihr. »Ja. Sie wird noch eine ganze Weile bewusstlos sein.« »Hat sie Schmerzen?« »Darum haben wir uns gekümmert. Sie können jetzt wieder nach unten gehen. Sie sollte nicht gestört werden.«
    Wieder Adele. Diesmal sind meine Augen offen. Sie hat sich mit dem Tuch ihrer Mutter das Haar aus dem Gesicht zurückgebunden. Sie hebt meinen Kopf an und führt ein Glas an meine Lippen. »Trinken Sie, Anna.«
    Ich trinke einen Schluck Wasser. Dieselbe Männerstimme wie beim letzten Mal: »Vorsichtig. Nur ganz wenig.« Ich kenne diese Stimme. Wer ist das? Ich kann den Kopf nicht drehen. Er ist zu schwer, um ihn zu bewegen. Ich versuche zu sprechen.
    Adele hält sich den Zeigefinger an die Lippen. »Noch nicht, Anna. Schlafen Sie ruhig weiter. Es ist noch nicht so weit.« Als sie zurücktritt, höre ich ihn sagen: »Sie ist nicht wirklich wach. Ihre Augen sind vielleicht offen, aber glauben Sie mir, sie schläft noch.«
    Er irrt sich, denke ich, ehe ich wieder einnicke. Diesmal kämpfe ich darum, zu Bewusstsein zu gelangen. Ich schwimme gegen einen starken Strom an, hin zur Oberfläche, fest entschlossen, wach zu bleiben. Ehe ich die Augen öffne, lausche ich ein wenig. Eine Uhr tickt, ein Vogel singt, ein Hund bellt, untermalt vom fernen Rauschen des Verkehrs. Noch etwas. Ein Herzschlag, ganz in der Nähe. Leises Atmen.
    Ein Mensch. Nah. Blut. Ich rieche es. Aber es weckt keinen Hunger in mir. Warum? Ich öffne die Augen. Über mir Kachelfries. Kenne ich. Lances Zimmer. Ich drehe den Kopf nach dem Herzschlag herum. Eine Frau sitzt neben dem Bett auf einem Stuhl. Sie schläft, ich sehe, wie sich ihre Brust hebt und senkt. Ich erkenne sie nicht. Was tut sie hier?
    Ich versuche mich aufzurichten, aber etwas hindert mich daran. Ein Blick, und ich weiß, was. Ein

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