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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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mich beschützen. Ich blecke die Zähne und lache fauchend. »Du kannst dich ja selbst nicht schützen.«
    Er lässt die Arme sinken. Auf die Wahrheit kann er nichts erwidern. Ich bin hier fertig. Für Schuhe nehme ich mir nicht die Zeit. Ich renne die Treppe hinunter und stoße beinahe mit Adele zusammen. Sie springt mir aus dem Weg. In der Hand hält sie eine Kanne. Ich rieche den frischen, heißen Kaffee, der herausschwappt, und sehe sie zusammenzucken, als er sie verbrüht. Sie schreit auf, aber ich halte nicht an.
    »Anna, was haben Sie denn?« Ich bin schon an ihr vorbei. Ihre Stimme folgt mir, während ich durch dieses Höhlensystem von einem Haus eile. Zu viel Raum, der sich trotzdem plötzlich klaustrophobisch eng anfühlt, weil ich so dringend hier raus will.
    Weit hinter mir höre ich auch Lance die Treppe herunterhasten. Ich habe einen großen Vorsprung. Auf dem Weg durch die Seitentür in die Garage fällt mir ein Schalter mit einem Torsymbol auf. Ich drücke darauf, und bis sich das Garagentor geöffnet hat, habe ich den Jaguar angelassen und rase mit quietschenden Reifen die Auffahrt entlang.
    Ich bin schon am Zufahrtstor, als hinter mir eine Explosion ertönt. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag, schmerzhaft laut. Ich stoppe und halte mir beide Ohren zu.
    Dann Stille. Kein Laut, bis der Wachmann aus seinem Torhaus gestürzt kommt und an mein Seitenfenster hämmert. »Ist Ihnen etwas passiert?«
    Ich blicke zu ihm auf. Meine Ohren klingeln, mir dreht sich der Kopf, und ich rieche Blut. Ich öffne die Tür und steige wackelig aus. »Was zum Teufel war das?«
    Er blickt über meine Schulter dorthin, woher ich gerade gekommen bin. »Ich weiß es nicht. Kam von da oben, von einem der Häuser.« Einem der Häuser? Ich folge seinem Blick. Schwarzer Rauch quillt in den Himmel. An dieser Straße liegen nicht viele Häuser. Die Hälfte davon kann ich von hier aus sehen. Lances Haus nicht. Himmel.
    Ich renne los, ohne auf den Wachmann zu hören, der mich anfleht, bei ihm zu bleiben und mich ruhig zu verhalten, weil ich verletzt sei. Verletzt? Erst als er mir das nachruft, wird mir klar, dass es mein Blut ist, das ich rieche. Ich muss mir am Lenkrad oder am Armaturenbrett den Kopf aufgeschlagen haben. Ich weiß es nicht. Es ist mir egal. Ich wische mir mit dem Ärmel das Blut aus den Augen und renne weiter. Der kürzeste Weg ist der über Zäune und durch fremde Gärten. Kein Problem für mich, kein Problem für die Vampirin.
    Ich orientiere mich am Geruch, am beißenden Rauch. Metall und Gummi. Brennt da ein Auto? Es ist niemand zu sehen. Niemand späht aus einem Fenster oder läuft auf die Straße, um nachzusehen, was passiert ist. Wo zum Teufel sind diese Leute? Sind all diese Häuser nur Feriendomizile, oder stehen sie leer? Auch egal. In Abwesenheit von Menschen braucht die Vampirin sich nicht zu zügeln.
    Ich brauche zwei Minuten bis zum Ort der Explosion.
    Das letzte Haus am Ende der Straße. Ein roter MG, von Flammen eingeschlossen. Lances Wagen.
    Kapitel 16
    Eine Gestalt bewegt sich in dem Auto. Lance. Ein trockenes Würgen schüttelt mich, und das grauenhafte Bild eines anderen Vampirs, der in Flammen aufgeht, lässt mich zurücktaumeln. Ortiz in der Lagerhalle. Ein grell aufflammendes Licht, als sein Körper Feuer fing. Die Vampirin zieht sich hastig zurück. Ich konnte Ortiz nicht retten. Ich kann Lance nicht retten. Oder doch? Eine weitere Erinnerung blitzt auf. Williams’ Gesicht, verzerrt vor Wut. Du hättest Ortiz retten können. Feuer kann dir nichts anhaben.
    Lance rüttelt an der Tür, hämmert gegen das Fenster. Weder Tür noch Fenster geben nach. Er kann sich nicht befreien. Dabei müsste seine Kraft dafür ausreichen. Ist es seine panische Angst vor dem Feuer? Die Angst davor, dass er, selbst wenn er dem Wagen entkommt, nirgendwohin flüchten kann? Der Boden der Garage ist ein Flammenmeer. Irgendetwas da drin ist explodiert, nicht das Auto. Die Flammen haben Lance noch nicht berührt. Aber sie lodern um den Wagen herum und kriechen darunter. Jeden Moment können sie das Stoffverdeck oder den Benzintank in Brand setzen.
    Adele erscheint neben mir, sie schreit: »Helfen Sie ihm!« Lance fährt mit Klauenhänden über das geschlossene Verdeck und versucht es aufzureißen. Er hört Adele, schaut zu uns herüber und sieht mich. Als sich unsere Blicke begegnen, hört er auf zu kämpfen. Er lässt die Hände sinken und schüttelt den Kopf. Er findet sich damit ab, zu sterben. Wie Ortiz. Er nimmt

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