Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
dem Feuer einen Zusammenhang gibt.«
»Was für einen Zusammenhang? Williams wäre nicht so bescheuert, mir einen Vampir auf den Hals zu hetzen, wenn er nicht verdammt sicher wäre, dass der auch stark genug ist, mich zu töten. War er nicht. Und wie hätte Williams ahnen können, dass ich das Ding, nachdem ich es getötet hatte, in der Wüste verbuddeln und mit Lance hierherkommen würde? Das konnte er nicht wissen. Niemand wusste davon. Wir haben uns ganz spontan dazu entschlossen.«
Lances Blick huscht zur Seite. Er strahlt eine Woge von Schuldgefühlen aus, und mir wird klar, warum. »Es kann sein, dass Julian doch davon wusste. Ich bin nicht sicher. Wir haben eine sehr starke Verbindung zueinander. Weißt du noch, dass Adele gesagt hat, er hätte an dem Nachmittag angerufen, kurz bevor wir angekommen sind? Er hat mir ausrichten lassen, dass er auch in der Stadt ist. Das ist schon ein merkwürdiger Zufall.«
»Nein.« Ich schüttele heftig den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Na ja, es könnte eine einfachere Erklärung dafür geben.«
Frey zuckt mit einer Schulter. »Jemand könnte euch gefolgt sein.«
Lance und ich wechseln einen Blick. Das ist eine Erklärung, die ich akzeptieren könnte. Und sie ist so einfach und logisch, dass ich nicht verstehe, warum wir nicht selbst darauf gekommen sind. »Ich habe während der Fahrt nicht darauf geachtet«, gebe ich zu. »Es war nicht viel Verkehr, aber ich habe nicht nach irgendwelchen Verfolgern gesucht.«
»Ich auch nicht.« Lance ist sichtlich und auch innerlich erleichtert, weil es immerhin möglich ist, dass er Julian nicht zu uns geführt hat.
Ich auch. Bis mir klar wird, was das noch bedeutet. Williams ist hier? Lance fängt meinen Gedanken auf.
Williams und Underwood arbeiten zusammen.
Lance wird rot. »Es ist doch meine Schuld.«
»Herrgott, Lance.« Ich packe ihn am Arm und schüttele ihn kräftig. »Nichts ist deine Schuld.«
Frey schaut von Lance zu mir. »Das verstehe ich jetzt nicht.« Lance will Frey nicht eingestehen, wie wir beide zusammengekommen sind, also erzähle ich es ihm. Knapp und sachlich. Frey wendet den Blick nicht von Lances Gesicht, während ich ihm erkläre, wie Lance und ich uns kennengelernt haben. Die ganze Geschichte, auch die Lüge, Culebra hätte uns zusammengeführt, während das in Wahrheit das Werk von Underwood und Williams war. Ich wünschte, ich könnte Freys Gedanken lesen. Kann ich aber nicht. Ich beobachte nur eine subtile Veränderung in seiner Haltung gegenüber Lance. Nicht mehr so vertrauensvoll.
Da ist ein Hauch von Argwohn in seinem Blick, ein angespannter Muskel in seinem Kiefer. »Frey.« Er wendet sich mir mit hochgezogenen Augenbrauen zu. »Ich würde Lance mein Leben anvertrauen.« Schlichte Worte, die ich aber noch nie so ernst gemeint habe.
Frey ist still und sieht mich lange an. Dann nickt er. »Also schön. Du hattest schon immer gute Instinkte. Denen traue ich.« Er wendet sich Lance zu. »Vielleicht sollten wir diesem Kerl mal einen Besuch abstatten. Damit wir ein paar Antworten bekommen.«
Lance versucht, seine Bestürzung über diesen Vorschlag zu verbergen. Er schafft es, seine Gedanken abzuschirmen, aber Frey ist nicht dumm. Er spürt Lances Furcht. Wieder werden die Falten um seinen Mund schärfer vor Argwohn. »Außer es wäre dir aus irgendeinem Grund lieber, wenn wir nicht mit ihm sprechen.«
Lances Bedrängnis spiegelt sich auf seinem Gesicht wider. Aber nach dem, was ich erspüre, hat er keine Angst um sich. Frey hat keine Ahnung, wie stark und grausam Lances Meister ist. Lance fürchtet um Frey und mich. »Nein, noch nicht.« Ich ziehe Freys Aufmerksamkeit mit einer Geste auf mich. »Ich kümmere mich um Underwood, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Anna, ich glaube nicht, dass du so lange warten kannst.«
Freys Stimme klingt auf einmal drängend. »Noch ein paar Tage, dann bist du seit genau einem Jahr ein Vampir. Du willst vielleicht nichts davon wissen, aber wenn es stimmt, was Williams und Underwood vermuten, dann wirst du am Jahrestag deiner Verwandlung deine ganze Macht entfalten. Das ist für die Auserwählte ein bedeutender Übergang. Sie haben dich getestet. Sie wissen, dass du die Eine bist. Sie werden tun, was sie können, um Einfluss auf dich auszuüben. Um deine Macht für ihre Zwecke zu nutzen.«
Ich bringe ein schiefes Lächeln zustande, obwohl mir bei seiner grimmigen Miene ein kalter Finger über den Rücken streicht. »Sie werden versuchen, mich zu
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