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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Partnerschaft schon einmal fast beendet, und wenn ich ganz ehrlich bin, sollten wir das jetzt vielleicht wirklich tun. Das Ganze ist ihm gegenüber nicht fair. Aber um wieder ganz ehrlich zu sein, ich mag ihn. Ich mag unsere Arbeit, sehr sogar. Und ich brauche das Geld. Ich habe keinen Treuhandfonds, aus dem ich schöpfen kann. Und ich weigere mich, Averys Erbe anzurühren. Die einzig naheliegende Alternative wäre, wieder zu unterrichten. Frey ist Lehrer, und ihm geht es gut damit. Aber bei der Vorstellung, wieder in einem Klassenzimmer zu stehen, wird mein kaltes Blut gleich noch kälter. Verbrecher, übernatürliche Bösewichte, Monster... die schaffe ich mit links. Hormongesteuerte Teenager sind etwas ganz anderes.
    Nein. So egoistisch das vielleicht ist, ich muss David nach meiner jüngsten Eskapade besänftigen. Das kann ich. Ich habe schließlich Übung. Dennoch spannen sich meine Schultern vor Nervosität, als ich mich dem Büro nähere. Davids Hummer hockt wie ein obszöner gelber Käfer auf seinem reservierten Parkplatz, also ist er da. Die Ironie, dass ich als Vampirin nervös bin, weil ich einem bloßen Sterblichen gegenübertreten muss, entgeht mir nicht. Ich stoße die Luft aus, fahre mir mit der Hand durchs Haar, zupfe meinen Pulli zurecht und spähe durch den Türspalt.
    David sitzt am Schreibtisch. Er bemerkt nicht, dass ich an der Tür bin. Das liegt daran, dass er ganz auf die Frau konzentriert ist, die ihm gegenüber auf meinem Schreibtischstuhl sitzt. Er bemerkt mich nicht, weil er mit zurückgeworfenem Kopf schallend lacht. Das macht mich sauer. Er sollte dumpf brüten oder besorgt sein. Er sollte am Telefon hängen und wieder einmal versuchen, mich zu erreichen. Aber lachen sollte er nicht. Ich trete energisch ein und erschrecke ihn. Er fasst sich rasch und lächelt mich strahlend an. Die Frau wendet sich mir zu und lächelt ebenfalls.
    »Hallo, Anna«, sagt David. »Ich möchte dir unsere neue Partnerin vorstellen.« Partnerin? Mein Rücken wird steif. Was zum Teufel soll das heißen? Ich weiß nicht, was ich zu dieser verblüffenden Neuigkeit sagen soll, also starre ich sie nur stumm an – alle beide.
    Sie ist aufgestanden. Sie trägt eine Jeans mit breitem Ledergürtel und eine weiße Bluse. Sie ist größer als ich – so um die eins fünfundsiebzig, schätze ich –, schlank und sehnig. Das kastanienbraune Haar ist straff zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie ist eine der wenigen glücklichen Frauen, die sich das leisten können. Liegt wahrscheinlich an diesen großen, grünen Augen und den vollen Lippen, die beim Lächeln allzu perfekte Zähne hervorblitzen lassen.
    Sie ist mir entgegengekommen und streckt mir jetzt die Hand hin. »Hallo, Anna. Ich bin Tracey Banker. Freut mich, dich kennenzulernen.« Ich ergreife die Hand, drücke sie kurz und lasse gleich wieder los. Sie hat Parfüm aufgelegt – zu viel davon. Irgendetwas Holziges mit einem Hauch von Karamell und Bittermandeln. Es juckt mich in der Nase.
    Tracey wirft David einen Blick zu. »Also, ihr beide habt sicher einiges zu besprechen. Ich gehe dann mal. Soll ich mich morgen früh wieder melden?«
    David nickt, und sie geht an mir vorbei. Er schaut ihr nach und wendet sich dann mir zu. »Und? Willst du mich nicht anschreien? Mich fragen, was zum Teufel ich mir dabei gedacht habe? Mir an den Kopf werfen, ich hätte kein Recht, ohne deine Zustimmung eine neue Partnerin aufzunehmen?«
    Er funkelt mich an, mit gespannten Muskeln und verbissenem Kiefer, bereit zum Gegenangriff. »Nein.«
    Die Antwort überrascht mich ebenso sehr wie David. Ich ignoriere den ulkigen, verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht und lasse mich auf meinen Stuhl sinken. »Wo hast du sie gefunden?«
    Er beobachtet mich aus dem Augenwinkel, als wollte er meiner gelassenen Reaktion nicht trauen, und setzt sich mir gegenüber an seinen Platz. »Erinnerst du dich an das Kickbox-Training, zu dem wir früher zusammen gegangen sind?« Die Betonung liegt auf »früher«. Ich kommentiere das nicht, sondern nicke nur.
    »Sie ist die neue Kursleiterin in dem Studio. Ehemalige Polizistin, im Einsatz verletzt. Sie ist in Frührente und sucht schon seit einer Weile etwas, womit sie sich außer dem Training noch beschäftigen kann. Wir sind letzte Woche nach dem Training einen Kaffee trinken gegangen, und ich habe ihr erzählt, was wir machen. Sie hat gesagt, sie würde gern einspringen, wenn wir mal jemanden brauchen. Gestern habe ich jemanden gebraucht.

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