Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
Vom Netzwerk:
Flaschen Corona heraus. Eine bietet sie mir an. Ich nehme das Bier. Könnte vielleicht doch etwas werden mit ihr. Wir öffnen die Flaschen und trinken.
    Tracey wischt sich mit dem Handrücken Schaum von der Oberlippe. Eine schlichte, ungekünstelte Geste. Aus irgendeinem Grund verschiebt sie das Zünglein an meiner Waage – ich höre auf, nach Dingen zu suchen, die ich an ihr nicht mögen könnte, und beschließe stattdessen, mit meinem Urteil noch abzuwarten. Vielleicht bin ich sogar bereit, ihr eine Chance zu geben. Immerhin hat sie Bier mitgebracht.
    Wir trinken ein paar Minuten lang schweigend, dann sagt sie: »Schöne Grüße von Detective Harris.«
    Ich verschlucke mich beinahe. »Tatsächlich? Er lässt mir Grüße ausrichten?«
    Ein Grinsen. »Na ja, nicht direkt Grüße, das war eher eine Warnung. An mich. Dass ich auf mich aufpassen soll. Er hält dich für... Wie soll ich das ausdrücken?«
    Ich werfe ein: »Eine Irre? Wahnsinnig?«
    Sie lacht und nickt. »So ungefähr.« Sie beäugt mich über den Rand ihrer Flasche hinweg. »Er glaubt, du hättest etwas damit zu tun, dass Warren Williams seinen Posten als Polizeichef verloren hat. Was sagst du dazu?«
    »Du hörst dich an wie eine Reporterin.«
    »Ich bin nur eine neugierige Ex-Polizistin, die fand, dass Williams seine Sache gut gemacht hat. Übrigens glaube ich nicht, dass du für seine Schwierigkeiten verantwortlich warst. Soweit ich das verstanden habe, hat er dich als Köder benutzt, um den Killer zu erwischen, der David angeschossen hat. Du hast nichts falsch gemacht.«
    Ich wende den Blick ab. Nein, ich habe nichts falsch gemacht. Oder doch? Ein Polizist ist ums Leben gekommen, David wurde angeschossen, ein Vater und seine Tochter waren in Lebensgefahr, weil ich mich mit meinem Partner gestritten hatte. Ich war sauer auf David und habe mich benommen wie ein verzogener Teenager – ich bin davongelaufen und habe mich betrunken. Und damit eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die... Ferne Vergangenheit.
    Ich trinke noch einen großen Schluck Bier und neige die Flasche immer weiter, bis sie leer ist. Ja, Williams hat mich benutzt. Aber wir beide wussten, dass für mich keinerlei Gefahr bestand. Der Killer war ein Mensch, ich nicht. Das Problem war nur, dass das niemand sonst mitbekommen durfte. Und als alles vorbei war, hat Williams schließlich einen hohen Preis dafür gezahlt, dass er die Wahrheit nicht ans Licht bringen konnte. Williams. Wo zum Teufel steckt der Kerl?
    »Anna?« Tracey beugt sich zu mir herüber. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich hebe die leere Flasche. »Sofern du noch mehr davon in deiner Tüte hast.«
    Sie fischt zwei weitere Flaschen heraus, gibt mir eine und öffnet die andere selbst. Wir stoßen mit den Flaschen an und trinken. Nach einem tiefen Schluck drehe ich meinen Stuhl so herum, dass ich ihr gegenübersitze. »Warum bist du schon heute Nachmittag zurückgekommen? Als du vorhin gegangen bist, hast du doch gesagt, dass du erst morgen wiederkommst.«
    Sie zeigt mit dem Daumen hinter sich ins Büro. »Hab meine Jacke vergessen.«
    Ich schaue hin. Eine schwarze Windjacke hängt an einem Kleiderhaken bei der Tür. »Und du hast Bier mitgebracht, weil... ?«
    Ein Schulterzucken. »Ich dachte, David wäre vielleicht noch da, und wir könnten... « Sie beendet den Satz nicht.
    »Aha. Du bist verknallt. Ich sollte dich warnen, er hat eine Freundin. Er ist jetzt gerade mit ihr unterwegs. Wahrscheinlich kommt er erst am Freitag wieder.«
    Sie seufzt und lässt sich auf dem Stuhl zurücksinken. »Tja, ich habe eine Herausforderung noch nie gescheut. Und irgendwie bin ich froh, dass wir beide Gelegenheit hatten, uns besser kennenzulernen.« Ich verberge mein höhnisches Grinsen hinter der erhobenen Bierflasche. Uns kennenlernen? Ach, Tracey. Du hast ja keine Ahnung.
    Tracey geht um fünf, nachdem sie mich noch zum Essen eingeladen hat. Eine Einladung, die ich natürlich ablehne. Ich behaupte, dass mein Freund zu Hause auf mich warten würde, und sage ihr, dass sie morgen nicht reinzukommen braucht, weil wir keinen Auftrag haben und David auch nicht da sein wird. Wir verabschieden uns mit einem Winken und einem knappen »dann bis Freitag«. Ich bin erleichtert, als sie weg ist. Frauengespräche sind nicht mein Ding. Aber immerhin kann ich David berichten, dass ich brav war und unsere neue Partnerin und ich Gelegenheit hatten, uns anzufreunden. Außerdem war es gut, dass sie mich davon abgehalten hat, wie ein Tiger im Käfig hin

Weitere Kostenlose Bücher