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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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Wochen damit auskommen. Sie hat doch niemand anders ihre Arzneimittel gegeben, oder?« »Natürlich nicht.«
    Er schwitzte und verhielt sich merkwürdig, aber es war ihm egal. Er brauchte all seine Willenskraft, um nicht über den Tresen zu hechten und diesen Typen zu erwürgen, nur um sich die Medikamente zu beschaffen, die er brauchte. »Sie kann nicht besonders gut sehen und hat ein paar Pillen in den Ausguss geworfen. Sie soll nicht abrupt damit aufhören, das wissen Sie doch.« »Ich kann das nicht auffüllen.«
    Lachte der Typ über ihn? Es sah aus, als grinste er. Es sah aus, als freute er sich, dass er ihm keine Medikamente geben konnte. »Geben Sie mir mal Ihr Telefon«, befahl er. »Ich rufe ihren Arzt an.«
    Der Apotheker zog das Telefon zu sich heran, wählte die Nummer auf dem Pillendosenaufkleber und reichte ihm den Hörer.
    »Dr. Paragus ist außer Haus«, sagte die Rezeptionistin. »Sie müssen Montag wieder anrufen.«
    »Aber es ist ein Notfall«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ein Notfall. Verstehen Sie, was das Wort heißt?«
    »Wenn es ein Notfall ist, wenden Sie sich an die Notaufnahme«, sagte die Frauenstimme am anderen Ende kühl. »Ansonsten können Sie Montag wieder anrufen.«
    Er knallte den Hörer auf.
    Er würde die blöde Henne umbringen.
    Er würde sie alle umbringen.
    Ihr kennt mich nicht. Ihr wisst nicht, wer ich bin. Ihr wisst nicht, was ich getan habe, was ich tun kann.
    »Warten Sie!« Der Apotheker rief hinter ihm her. »Sie haben Ihre Dosen vergessen.«
    Ohne sich umzudrehen, die Nackenmuskeln angespannt wie Klaviersaiten, hob er einen Arm und zeigte dem Mann den Mittelfinger. Er stapfte aus der Apotheke heraus und war sich nur halb der Tatsache bewusst, dass die Leute ihn anstarrten.
    Er ging, ohne darüber nachzudenken, wohin eigentlich. Wütend, wütend, wütend. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Er betrat die erste Bar, die er fand, und bestellte sich einen Tequila und ein Bier.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße. Was sollte er jetzt tun? Sie wartete auf ihn. Wartete darauf, dass er mit ihren Pillen zurückkam. In letzter Zeit war es so gut gegangen, sie hatten sich so gut verstanden.
    Er konnte nicht zurück.
    Wie konnte er mit leeren Händen zurückkommen?
    Er könnte ihr sagen, dass sie ihm die Medikamente nicht gegeben hatten. Aber dann würde sie sich fragen, warum. Und vielleicht würde sie sogar darauf kommen, dass er ihre Dosis erhöht hatte.
    Ein paar Tage lang hatte er sie tatsächlich gemocht. Einen Abend hatte er sich sogar an ihr Bett gesetzt und ihr aus dem Reader's Digest vorgelesen.
    Er konnte nicht zurück.
    Er musste zurück.
    Er bestellte noch einen Tequila und ein Bier.
    Eine Stunde später riss er sich zusammen, wovor hatte er denn Angst?
    Waschlappen.
    Sie war eine verkrüppelte alte Frau. Was konnte sie ihm s chon anhaben? Nichts. Er hatte das Sagen, er war der Starke, der Mächtige.
    Du solltest nicht saufen, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Weißt du noch, was letztes Mal passiert ist?
    Nichts.
    Nichts ist passiert.
    Bist du sicher?, höhnte die Stimme. Bist du absolut sicher?
    JA! JA! ich bin sicher. Ich bin absolut sicher. Also Schnauze. Halt bloß die Schnauze!
    Er bestellte sich noch einen Drink.
    Die Zeit verlor ihre Bedeutung. Manchmal schaute er hoch zu der Uhr über der Bar, aber sie sagte ihm nichts.
    »In fünf Minuten machen wir zu«, sagte eine Stimme. Eine Stimme, die durch einen langen Tunnel zu hallen schien. »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    Laberst du mich an?
    »Hey, Mann. Willst du ein Taxi?«
    » Nein«, sagte er klar und deutlich und erhob sich von dem Barhocker. Er wandte sich ab und verließ die schmierige Kneipe, er trat hinaus in eine verwirrende Mischung aus Regen und Dunkelheit und blinkendem Neon.
    Er ging, der Regen stürzte auf ihn herunter, klatschte sein Haar an seinen Kopf, aber er spürte es gar nicht. Er blieb ste hen und hob sein Gesicht himmelwärts, die Augen weit offen, die Tropfen trafen ihn, blendeten ihn, aber noch immer konnte er sie nicht spüren.
    Er ging weiter.
    Plötzlich stand er neben seinem Wagen. Nein: dem Wagen
    seiner Mutter. Er riss den Strafzettel unter dem Scheibenwischer
    heraus und warf ihn auf die Straße, Dann stieg er ein
    und steckte den Schlüssel ins Schloss.
    Autopilot. Der Wagen schien auf Autopilot zu fahren, bog immer genau richtig ab, hielt die korrekte Geschwindigkeit, blieb auf der richtigen Spur, brachte ihn nach Hause, parkte, nicht in der Garage, wo er den Wagen dieser

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