Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
Vom Netzwerk:
Schneekugel.
    Die Spurensicherung beendete ihre Sammelarbeit. Man holte die Bahre, steckte die Leichen in schwarze Leichensäcke. Bald würde man nicht mehr sehen, was hier vorgefallen war. Bald würden wieder Kinder lachend und schreiend den Hügel runterlaufen zum Teich, um die Enten zu füttern.
    Max starrte die Sanitäter an, er beobachtete, wie einer von ihnen das Baby zum Krankenwagen trug, er brauchte keine Bahre dafür. »Gehen wir«, sagte Ivy.
    Zuerst schien er sie nicht gehört zu haben. Er starrte einfach weiter in die Richtung, in die sie das Baby getragen hatten. »Max?«
    Er schien wieder zu sich zu kommen, schüttelte seine Trance ab. »Ja, verschwinden wir von hier.«
    Es war nicht so einfach. Kaum erreichten sie das Absperrband, stürzte sich die Presse auf sie. Kameras klickten. Mikrofone wurden ihnen vors Gesicht gehalten. Fünfzehn Fragen trommelten auf sie ein, wieder und wieder. »Wer sind die Opfer?« »War es der Madonna-Mörder?« »Was tun Sie, um die Bürger Chicagos zu schützen?« »Welche Spuren haben Sie?« »Unterstützt das FBI die Ermittlungen?« »Wenn nicht, warum nicht? "Wäre das nicht besser?« Ohne ein Wort zu sagen, drängte Max sich an ihnen vorbei, teilte das Meer aus Menschen, und Ivy folgte ihm, hinter ihnen schlössen sich die Wellen. »Später wird es eine Pressemitteilung geben«, sagte Ivy. Sofort hatte sie fünf Mikrofone vor dem Gesicht. »Wer sind Sie, und was ist Ihr offizieller Status bei den Ermittlungen? «
    Chaos. Alle redeten gleichzeitig. Ivy wiederholte ihre Aussage, dann hechtete sie in Max' Wagen. Er saß bereits am Steuer.
    »Sie hätten nichts sagen sollen«, sagte Max und hupte, als er langsam davonfuhr. Die Kameras klickten immer noch
    »Irgendwer musste etwas sagen. Natürlich hätten es besser Sie sein sollen ... Das wird eine schöne Titelseite. Sie und ich fliehen vom Tatort.«
    »Die wissen, dass Sie auf eine Pressekonferenz oder eine Pressemitteilung warten sollen. Ist denn nichts mehr heilig? Gott, das sind bloß blöde Schmierenschreiber.«
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht.« Er riss das Steuerrad nach rechts. »Wie fühlt sich ein Nervenzusammenbruch an?«
    »Vielleicht sollten Sie sich mit jemand treffen, mit jemand reden.«
    »Mir wird's wieder besser gehen, wenn wir dieses Arschloch geschnappt haben.«
    Das Gewicht des Falls lastete auf seinen Schultern. Er hatte eine Einsatzgruppe, er hatte das FBI, aber er war der Leiter der Ermittlungen, er traf die Entscheidungen.
    »Es geht alles zu langsam«, sagte er.
    »Wir müssen so langsam vorgehen, sonst übersehen wir vielleicht etwas.«
    Er fuhr plötzlich an den Straßenrand und hielt. Fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. »Es war der Hockeyschläger«, sagte er schließlich.
    »Das hat er noch nie gemacht. Glauben Sie, das hat etwas zu bedeuten, oder war es einfach nur das richtige Werkzeug in seinen Augen?«
    Er schwieg einen Moment, sein Atem ging ungleichmäßig, ein wenig angestrengt, als mühte er sich um Kontrolle. »Ethan spielt Hockey.«
    Gott. »Okay, nehmen wir mal einen Augenblick an, es gäbe eine Verbindung, welche Nachricht hat er dann hinterlassen?« »Er führt uns an der Nase herum, das ist es.«
    »Er kommuniziert auf seine eigene, verdrehte Art auch. Er lässt uns wissen, dass er uns im Auge hat. Der Hockeyschläger könnte Zufall sein, aber sagen wir mal, das ist er nicht. Dann sagt er uns, dass er gut genug über Sie und Ihre Familie informiert ist, um zu wissen, dass Ethan Hockey spielt.«
    Max zog sein Handy heraus und wählte. Sekunden später sprach er mit seinem Sohn. »Ethan? Ja, ich weiß, es ist früh. Hast du heute Training? Ein Spiel? Nein, alles in Ordnung. Okay, ich hol dich ab, wenn du mit der Arbeit fertig bist. Neun Uhr.« Er legte auf. »Kein Training, kein Spiel«, sagte er und klang erleichtert.
    »Ich glaube nicht, dass er es auf Ethan abgesehen hat. Darum geht es ihm nicht. Ethan ist praktisch erwachsen, und er ist sowieso auf die Mütter aus. Die Kinder sind sekundär.«
    »Sachlich weiß ich das. Aber ich habe da diese Schmerzen in der Brust und im Hals, und mir ist gerade klar geworden, was das ist: Angst. In all den Jahren, die ich in diesem Job bin, habe ich nie Angst gehabt.«
    Sie konnte ihm keinen Trost anbieten. Es gibt keine schlimmere Angst als die eines Elternteils um sein Kind.

28
    »Sieht gut aus, findest du nicht?«
    Alex Martin saß an seinem Schreibtisch und

Weitere Kostenlose Bücher