Anne Frasier
Köpfe.
»Das ist nicht alles«, sagte der Spurensicherer, er hatte sich das Beste für zuletzt aufgehoben. »Das Tattoo ist nicht neu.«
»Was soll das heißen, >nicht neu«, fragte Ivy, erhob sich von ihrem Schreibtisch und kam näher.
»Ich meine, es liegt schon lange in Formaldehyd. Wahrscheinlich Jahre. Wir haben keine definitive Aussage, bis wir noch mehr Tests durchgeführt haben.«
»Könnten Sie mal schätzen?«, bat Max.
»Mindestens zehn Jahre.«
Jemand pfiff.
»Dieser Typ hat sich also vor Jahren sein Tattoo rausgeschnitten und es in Formaldehyd gelegt«, sagte Ramirez »Warum?«
»Weil er verrückt ist«, sagte Hastings.
Alle stöhnten über ihren lahmen Witz.
»Vielleicht hat er es rausgeschnitten, weil er seine Mutter nicht mehr leiden konnte«, schlug Ramirez vor.
»Oder er hat es entfernt, weil jemand es gesehen hat und er fürchtete, die Person könnte ihn identifizieren.«
Dieser Vorschlag kam ebenfalls von Hastings.
»Wir haben nach einem Mann mit einer Tätowierung gesucht. Ich schätze, jetzt suchen wir nach einem Mann mit einer Narbe«, sagte Ivy.
»Was ist mit DNA in dem Tattoo?«
»Wir haben der Untersuchung höchste Priorität gegeben. Es ist unwahrscheinlich, dass wir etwas finden, aber in ein paar Tagen sollten wir eine Antwort für Sie haben.«
»Selbst wenn man die DNA isolieren kann, wird sie uns wahrscheinlich nicht weiterhelfen«, sagte Max. »Ich vermute, es wird keine Treffer in den Datenbanken geben.«
»Er wird herausfordernder«, sagte Ivy. »Ich befürchte, dass könnte ein Anzeichen von Eskalation sein.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Max. »Er wird immer mutiger. Er ist so oft damit davongekommen, dass er jetzt glaubt, er wäre unverwundbar. Es eskaliert vielleicht, aber möglicherweise wird er auch unvorsichtig und tut etwas Dummes. Wir müssen wachsam bleiben.«
Regina Hastings stand auf und streckte sich. Sie deutete auf das klingelnde Telefon. »Bitte schön. Irgendwer. Mir egal.«
Ivy setzte sich und begann, Anrufe entgegenzunehmen.
Es wurde Abend, und Ivy hatte Irving immer noch nicht ihren Vorschlag gemacht. Schließlich traf sie sich mit ihm bei Sully's, einer nahe gelegenen Bar, in die Polizisten nach der Schicht gingen, statt nach Hause zu fahren. Bei Sully's konnten sie unter Leuten sein, die wussten, was es hieß, ein Bulle in Chicago zu sein. Dort entdeckte sie Irving; er spielte Billard. Er hatte Jackett, Krawatte und Anzughemd abgelegt, trug nur noch ein weißes T-Shirt, eine silberne Uhr und eine dunkle Anzughose. Er kreidete seinen Queue und beugte sich vor, um über Bande einzulochen. Die gelb gestreifte Neun in die Ecktasche. Unter der rechteckigen Lampe, die an Ketten über dem grünen Filz des Tisches hing, sammelte sich Zigarettenrauch. In dem dunkel vertäfelten Saal staute sich ein Nebel, der in den Augen brannte.
Er stieß zu, verfehlte die Tasche um ein paar Zentimeter; lachte. Als sein Gegner sich mit seinem Queue an die Arbeit machte, lehnte sich Max auf seinem Barhocker zurück, als wären der Hocker und er alte Freunde.
Ivy ging durch den Nebel und den Rauch zu ihm und setzte sich neben ihn. »Ich habe nach Ihnen gesucht«, sagte sie.
Vor ihm standen drei leere Schnapsgläser und drei Bierflaschen.
»Wollen Sie was trinken?«, fragte die Barkeeperin. Sie war eine dieser harten, toughen Frauen, die älter aussahen, als sie vermutlich waren. Eine, die sich von niemand irgendetwas gefallen ließ. »Coke.«
Max' Spielpartner lochte die Acht in die seitliche Tasche ein. Er griff nach einem Haufen zerknitterter Geldscheine auf dem Rand des Billardtisches und fragte: »Noch 'n Spiel?« Er war klein und drahtig.
Lebte wahrscheinlich davon, Billard zu spielen. Bevor Max antworten konnte, meldete sich Ivy zu Wort. »Nein. Nicht jetzt.«
»Ist das deine Alte?«, fragte der Mann grinsend. »Kriegst du Ärger? «
»Nein, das ist nicht meine Frau«, sagte Max, wandte sich
vom Billardtisch ab und bedeutete der Barkeeperin, ihm noch etwas zu trinken zu bringen.
Die Barkeeperin stellte Ivys Cola auf eine quadratische Serviette und goss Max noch einen Gin ein. Dann durchsuchte sie den Scheinhaufen vor Max und nahm sich, was sie brauchte.
»Nehmen Sie auch ihre Cola da raus.«
Er kippte den Gin, als wäre es Medizin, dann griff er nach dem Bier, um ihn runterzuspülen. »Im Süden«, sagte er, »nennen sie alles Coke. Wenn man also eine Coke bestellt, muss man noch erklären, ob man eine Pepsi Coke will oder eine
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