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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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meine schönen Strümpfe und Schuhe sind auch ganz dreckig.«
    Den restlichen Nachmittag bestritt Anne die Aufwartung allein, während Marilla mit Dora nach oben ging und ihr alte Sachen anzog. Sie schnappten sich Davy und schickten ihn ohne Essen ins Bett. Am frühen Abend ging Anne zu ihm ins Zimmer und sprach ein ernstes Wort mit ihm - eine Methode, von der sie viel hielt, aufgrund der bisherigen Resultate auch nicht ganz zu Unrecht. Sie sagte, sie wäre sehr ärgerlich über sein Benehmen.
    »Es tut mir jetzt selber Leid«, gestand Davy, »aber das Dumme ist, dass es mir immer erst hinterher Leid tut, wenn ich was angestellt habe. Dora wollte mir nicht beim Kuchenbacken helfen und das hat mich ganz rasend gemacht. Schätze, Paul Irving hätte seine Schwester nicht über einen Schweinezaun klettern lassen, wenn er genau gewusst hätte, dass sie runterfällt?«
    »Nein, nicht im Traum wäre ihm so etwas eingefallen. Paul ist ein richtiger kleiner Gentleman.«
    Davy kniff fest die Augen zu und dachte ein Weilchen darüber nach. Dann kroch er hoch, legte die Arme um Anne und schmiegte sein rotes kleines Gesicht an ihre Schulter.
    »Anne, magst du mich denn nicht ein bisschen, auch wenn ich nicht so brav bin wie Paul?«
    »Sicher mag ich dich«, sagte Anne ehrlich. Irgendwie musste man Davy einfach mögen. »Aber ich könnte dich noch besser leiden, wenn du nicht so ungezogen wärst.«
    »Ich . . . hab heute noch was angestellt«, fuhr Davy mit gedämpfter Stimme fort. »Jetzt tut’s mir Leid, aber ich hab schreckliche Angst davor, es dir zu erzählen. Du ärgerst dich doch nicht so furchtbar, oder? Und du erzählst es nicht Marilla, oder?«
    »Ich weiß nicht, Davy. Vielleicht sollte ich es ihr erzählen. Aber ich verspreche dir, es nicht zu tun, wenn du mir versprichst, dass du es nie wieder tust, um was immer es sich auch handeln mag.«
    »Nein, ich tu’s nie wieder. Wo es sowieso ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ich dies Jahr noch mehr davon finde. Diese eine hab ich auf den Kellerstufen gefunden.«
    »Davy, was hast du angestellt?«
    »Ich hab Marilla eine Kröte ins Bett gelegt. Du kannst ja hingehen und sie rausnehmen, wenn es dir nichts ausmacht. Aber sag selbst, Anne, wäre es nicht lustig, sie drinzulassen?«
    »Davy Keithl«, Anne löste sich aus Davys Armen, sprang auf und stürzte den Flur entlang zu Marillas Zimmer. Das Bett war ein wenig zerwühlt. In nervöser Hast warf sie die Decken zurück - und tatsächlich, da war die Kröte, die sie unter einem Kissen hervor anblinzelte. »Womit kann ich dieses widerliche Ding nur nach draußen befördern?«, sagte Anne schaudernd. Die Feuerschaufel bot sich da an. Anne schlich nach unten, um sie zu holen, währenddessen Marilla sich in der Küche zu schaffen machte. Anne hatte so ihre Schwierigkeiten, als sie die Kröte nach unten trug, denn sie hüpfte dreimal von der Schaufel, einmal dachte Anne, sie hätte sie im Flur verloren. Als sie sie schließlich im Kirschgarten abgesetzt hatte, holte sie vor Erleichterung tief Luft und sagte: »Wenn Marilla es wüsste, würde sie ihr Lebtag nicht mehr ruhigen Gefühls ins Bett gehen können. Ich bin heilfroh, dass der kleine Übeltäter noch beizeiten Reue gezeigt hat. Diana gibt mir von ihrem Fenster aus Zeichen. Ein Segen ... ich brauche dringend etwas Abwechslung, denn Anthony Pye in der Schule und Davy Keith hier haben meine Nerven wirklich mehr strapaziert, als man an einem Tag verkraften kann.«

09 - Eine Frage der Farbe
    »Heute war diese alte Nervensäge Rachel Lynde wieder hier und hat auf mich eingeredet wegen einer Spende für einen Teppich für die Sakristei«, sagte Mr Harrison grimmig. »Ich hasse diese Frau mehr als sonstwas. Sie versteht es, einem in nur sechs Worten eine ganze Predigt, den Bibeltext, die Auslegung und die praktische Anwendung vorzuhalten und wie einen Ziegelstein vor die Füße zu werfen.« Anne, die an der Ecke der Veranda saß und den milden Westwind genoss, der an diesem grauen Novemberabend über das frisch gepflügte Feld blies und in den eng stehenden Tannen unterhalb des Gartens eine hübsche kleine Melodie erklingen ließ, sah verträumt über die Schulter.
    »Der Haken ist nur, dass Sie und Mrs Lynde einander nicht verstehen«, erklärte sie. »Das ist immer der springende Punkt, wenn Leute sich nicht leiden können. Ich mochte Mrs Lynde zuerst auch nicht. Aber als ich sie erst einmal verstand, änderte sich das.«
    »Mrs Lynde mag ja nach mancher Leute Geschmack sein

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