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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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zuzubereiten. Marilla hatte sich und die Zwillinge umgezogen und sah aufgeregter aus, als man es je an ihr gesehen hatte. Um halb eins kamen die Allans und Miss Stacy. Alles verlief reibungslos, aber Anne wurde allmählich nervös. Es war längst an der Zeit, dass Priscilla und Mrs Morgan eintrafen. Sie ging des Öfteren an die Pforte und sah so gespannt den Weg hinunter, wie ihre Namensschwester in der Blaubart-Geschichte aus dem Turmfenster spähte.
    »Angenommen, sie kommen überhaupt nicht?«, sagte sie kläglich. »Nimm es lieber nicht an. Es wäre ein Jammer«, sagte Diana, die langsam ungute Befürchtungen hegte.
    »Anne«, sagte Marilla, die aus dem Wohnzimmer kam. »Miss Stacy möchte sich Miss Barrys Servierplatte ansehen.«
    Anne eilte an den Wohnzimmerschrank, um sie zu holen. Wie sie es Mrs Lynde versprochen hatte, hatte sie an Miss Barry in Charlottetown geschrieben und sie gebeten, ihnen die Servierplatte auszuborgen. Miss Barry und Anne kannten sich seit langem und sie hatte die Servierplatte prompt hergeschickt zusammen mit einem Brief, in dem sie Anne dringend bat, gut darauf Acht zu geben, denn die Platte hätte 20 Dollar gekostet. Die Servierplatte hatte auf dem Hilfsbasar ihren Zweck erfüllt und war wieder auf Green Gables in den Schrank gestellt worden. Anne mochte sie niemand anvertrauen, der sie in die Stadt zurückbrachte.
    Sie ging vorsichtig mit der Servierplatte zur Vordertür, wo die Gäste die kühle Brise genossen, die vom Meer herüberwehte. Die Platte wurde in Augenschein genommen und bewundert. Gerade hatte Anne sie wieder an sich genommen, da ertönte aus der Speisekammer ein grauenvolles Krachen und Klirren. Marilla, Diana und Anne rannten hin. Anne hielt nur kurz an, um die kostbare Servierplatte auf der zweiten Treppenstufe abzustellen.
    Als sie bei der Speisekammer ankamen, bot sich ihren Augen ein wahrhaftig herzzerreißender Anblick: Davy kletterte schuldbewusst vom Tisch, das frische Baumwollhemd voller gelber Flecken. Auf dem Tisch lagen die zermantschten Überreste dessen, was einmal zwei ansehnliche Zitronentörtchen mit Sahne gewesen waren.
    Davy hatte das Fischnetz entwirrt und es zu einem Ball aufgerollt. Dann war er in die Speisekammer gegangen und hatte es auf das Bord über dem Tisch legen wollen, wo er schon eine ganze Reihe ähnlicher Kugeln aufbewahrte, die, soweit das zu beurteilen war, außer dem reinen Vergnügen, sie zu besitzen, keinem nützlichen Zweck dienten. Davy musste, um daran zu kommen, auf den Tisch klettern und von einer gefährlichen Position aus auf das Regal langen - was Marilla ihm verboten hatte, weil er dabei schon einmal ziemlichen Schaden angerichtet hatte. Das Ergebnis diesmal war verheerend. Davy war ausgerutscht und mitten auf den Zitronentörtchen gelandet. Sein frisches Hemd war fürs Erste hinüber - die Zitronentörtchen waren ein für alle Mal hinüber. Was jedoch des einen Unglück, ist des ändern Glück; in dem Fall profitierte das Schwein von Davys Missgeschick.
    »Davy Keith«, sagte Marilla und schüttelte ihn an den Schultern, »habe ich dir nicht verboten, auf den Tisch zu klettern? Hast du verstanden?«
    »Ich hab’s vergessen«, wimmerte Davy. »Du hast mir so viele Sachen verboten, dass ich mir nicht immer alle merken kann.«
    »Du gehst nach oben und bleibst dort bis nach dem Essen. Vielleicht ist es dir bis dahin wieder eingefallen. Nein, Anne, du brauchst gar nicht Fürsprache für ihn einzulegen. Ich bestrafe ihn nicht, weil er deine Kuchen ruiniert hat - das war ein Versehen. Ich bestrafe ihn, weil er ungehorsam war. Geh, Davy, jetzt gleich!«
    »Bekomme ich nichts zu essen?«, jammerte Davy.
    »Du kannst nach dem Essen herunterkommen und in der Küche essen.«
    »In Ordnung«, sagte Davy ein wenig getröstet. »Anne hebt bestimmt ein paar schöne Hühnchenknochen für mich auf, nicht wahr, Anne? Weil du weißt, dass ich nicht absichtlich auf die Kuchen gefallen bin. Sag mal, Anne, jetzt wo sie sowieso hinüber sind, kann ich da nicht ein paar mit nach oben nehmen?«
    »Nein, Davy«, sagte Marilla und schob ihn Richtung Flur.
    »Was essen wir jetzt zum Nachtisch?«, fragte Anne und sah kummervoll auf die Überreste und die Verwüstung.
    »Hol einen Topf von den eingemachten Erdbeeren«, sagte Marilla tröstend. »Da in der Schüssel ist noch genügend Schlagsahne.«
    Es wurde ein Uhr, aber keine Spur von Priscilla und Mrs Morgan. Anne litt Qualen. Alles war gerade durchgebraten, die Suppe war genau so, wie eine

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