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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Tee«, sagte Anne fröhlich. »Ich habe mir sehnlichst gewünscht, dazu eingeladen zu werden. Seit ich einmal hier zu Besuch war, läuft mir bei dem Gedanken an den Butterkuchen von deiner Großmutter jedes Mal das Wasser im Mund zusammen.«
    Paul verzog keine Miene.
    »Wenn es nach mir ginge«, sagte er, steckte die Hände in die Taschen und sah Anne plötzlich bekümmert an, »könnten Sie liebend gern Butterkuchen bekommen. Aber es geht nach Mary Joe. Großmutter hat zu ihr gesagt, ehe sie fortging, sie solle mir keinen Kuchen geben, er läge kleinen Jungen zu schwer im Magen. Aber vielleicht schneidet Mary Joe Ihnen ein Stück ab, wenn Sie versprechen, dass ich nichts davon abbekomme. Hoffen wir das Beste.«
    »Ja«, stimmte Anne zu, »und wenn Maryjoe hartherzig bleibt und mir keinen Butterkuchen gibt, macht das auch nichts. Also brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen.«
    »Es macht Ihnen bestimmt nichts aus?«, fragte Paul besorgt. »Überhaupt gar nichts, mein Herz.«
    »Dann zerbreche ich mir nicht den Kopf«, sagte Paul und holte vor Erleichterung tief Luft. »Maryjoe lässt sich bestimmt nicht erweichen. Nicht dass sie von Natur aus so vernünftig wäre, aber sie weiß aus Erfahrung, dass man sich Großmutters Anordnungen besser nicht widersetzt. Großmutter ist prima, wenn man tut, was sie sagt. Sie hatte heute Morgen ihre helle Freude an mir, weil ich endlich einen ganzen Teller voll Porridge aufgegessen habe. Es war eine Riesenanstrengung, aber es hat geklappt. Großmutter meint, sie schafft es doch noch, einen Mann aus mir zu machen, ich muss Sie etwas Wichtiges fragen. Sie werden ehrlich antworten, ja?«
    »Ich werde es versuchen«, versprach Anne.
    »Meinen Sie, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf?«, fragte Paul, so als hinge sein Leben von ihrer Antwort ab.
    »Du meine Güte, Paul«, rief Anne erstaunt. »Natürlich bist du das. Wer hat dich denn darauf gebracht?«
    »Mary Joe, aber sie weiß nicht, dass ich es mitbekommen habe. Gestern Abend hat Mrs Peter Sloanes Mädchen, Veronica, Mary Joe besucht. Als ich über den Flur ging, habe ich gehört, wie sie sich in der Küche unterhielten. Mary Joe sagte: >Dieser Paul ist der merkwürdigste Junge der Welt. Er redet so eigenartiges Zeug. Ich glaube, er ist nicht ganz richtig im Kopf.< Ich konnte deswegen heute Nacht lange nicht einschlafen und habe mich gefragt, ob Mary Joe Recht hat. Großmutter mag ich nicht fragen. Da habe ich beschlossen, Sie zu fragen. Ich bin ja so froh, dass Sie meinen, ich ticke doch richtig.«
    »Natürlich tust du das, Mary Joe ist ein albernes dummes Mädchen. Du brauchst dir über ihr Geschwätz keine Gedanken zu machen«, sagte Anne entrüstet und beschloss Mrs Irving heimlich einen Wink zu geben, Mary Joe täte gut daran, ihre Zunge im Zaum zu halten. »Da fällt mir ein Stein vom Herzen«, sagte Paul. »Jetzt bin ich rundum glücklich — dank Ihnen. Es wäre nicht gerade schön, nicht ganz richtig im Kopf zu sein, nicht wahr? Ich glaube, Mary Joe kommt darauf, weil ich ihr manchmal erzähle, was ich so denke.«
    »Das ist allerdings eine gefährliche Angewohnheit«, stimmte Anne aus ureigenster Erfahrung zu.
    »Ich erzähle Ihnen nachher, was ich Mary Joe erzählt habe. Dann können Sie selbst urteilen, ob es merkwürdige Geschichten sind«, sagte Paul. »Aber ich warte damit, bis es dunkel wird. Dann kann ich es immer kaum noch aushalten und muss erzählen. Wenn niemand sonst da ist, muss ich sie eben Mary Joe erzählen. Aber ab jetzt werde ich das nicht mehr tun, wo sie mich für nicht ganz richtig im Kopf hält.«
    »Wenn du es gar nicht mehr aushalten kannst, kommst du nach Green Gables und erzählst sie mir«, schlug Anne in vollem Ernst vor, weshalb die Kinder, die so gern ernst genommen sein wollen, sie auch ins Herz schlossen.
    »Ja, aber hoffentlich ist Davy nicht da, wenn ich komme, weil er mir immer Grimassen schneidet. Sehr viel macht es mir nicht aus, weil er noch so klein ist und ich schon größer bin, aber schön ist es auch nicht. Und was für Grimassen er einem schneidet! Manchmal habe ich Angst, sein Gesicht bleibt so verzerrt. Er schneidet mir auch immer in der Kirche Grimassen, wo ich eigentlich an fromme Dinge denken sollte. Dora kann ich gut leiden, sie mich auch. Aber ich kann sie nicht mehr so gut leiden wie früher, weil sie zu Minnie May Barry gesagt hat, dass sie mich heiraten will, wenn ich groß bin. Vielleicht heirate ich ja mal, aber jetzt bin ich noch viel zu jung dazu, um mir

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