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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Bowman-Mädchen und die beste. Die anderen Charlottas haben es mich immer spüren lassen, wie albern sie es fanden, wenn ich so tat als ob. Charlotta die Vierte tut das nie, was auch immer sie insgeheim davon halten mag. Mich kümmert es nicht, was die Leute über mich denken, solange sie es mich nicht spüren lassen.«
    »Nun«, sagte Diana und sah voll Bedauern in die untergehende Sonne, »wir müssen aufbrechen, wenn wir noch vor Anbruch der Dunkelheit bei den Kimballs sein wollen.«
    »Wollt ihr mich nicht wieder mal besuchen kommen?«, bat Miss Lavendar.
    Anne, groß gewachsen wie sie war, legte den Arm um die kleine Frau. »Das tun wir ganz bestimmt«, versprach sie. »Jetzt, wo wir Sie ausfindig gemacht haben, werden wir das nächste Mal länger bleiben. Ja, wir müssen gehen -, >wir müssen uns losreißen<, wie Paul Irving immer sagt, wenn er nach Green Gables kommt.«
    »Paul Irving?«, Miss Lavendars Stimme klang leicht verändert. »Wer ist das? Ich dachte, in Avonlea gäbe es niemand mit diesem Namen.« Anne ärgerte sich über ihre Unbesonnenheit. Sie hatte Miss Lavendars frühere Romanze völlig vergessen, als ihr Pauls Name herausrutschte.
    »Er ist ein Schüler von mir«, erklärte sie behutsam. »Er kam letztes Jahr aus Boston hierher und wohnt bei seiner Großmutter, bei Mrs Irving an der Uferstraße.«
    »Ist er Stephen Irvings Sohn?«, fragte Miss Lavendar und beugte sich über den Lavendel, sodass ihr Gesicht verborgen war.
    »Ja.«
    »Ich gebe euch beiden einen Strauß Lavendel mit«, sagte Miss Lavendar strahlend, als hätte sie die Antwort auf ihre Frage nicht gehört. »Er ist schön, findet ihr nicht? Meine Mutter mochte ihn immer sehr. Sie hat diese Randbeete vor langer Zeit angepflanzt. Mein Vater hat mir deshalb auch den Namen Lavendar gegeben. Er hat meine Mutter kennen gelernt, als er sie und ihren Bruder zu Hause in East Grafton besuchte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie haben ihn die Nacht über im Gästezimmer einquartiert. Die Betttücher dufteten nach Lavendel. Er hat die ganze Nacht wach gelegen und an meine Mutter gedacht. Seither mochte er Lavendel — und deshalb hat er mir auch den Namen gegeben. Vergesst nicht, mich bald einmal wieder zu besuchen, Mädchen. Wir erwarten euch, Charlotta die Vierte und ich.«
    Sie öffnete das Tor unter den Tannen und ließ sie hinaus. Plötzlich sah sie alt und müde aus. Das Glühen und Strahlen war aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihr Abschiedslächeln war so unverändert jugendlich süß wie eh und je, aber als die Mädchen an der ersten Wegbiegung einen Blick zurückwarfen, sahen sie sie auf der alten Steinbank unter der Silberpappel mitten im Garten sitzen, den Kopf müde auf die Hand gestützt.
    »Sie sieht einsam aus«, sagte Diana. »Wir müssen sie oft besuchen.«
    »Ihre Eltern haben ihr den einzig richtigen Namen gegeben«, sagte Anne. »Wären sie so dumm gewesen und hätten sie Elizabeth oder Nellie oder Muriel genannt, sie müsste trotzdem Lavendar heißen. Der Name erinnert an süßen Duft, Schnörkel und >Seidenkleider<. Mein Name dagegen klingt nach Brot und Butter, Flickendecke und täglicher Hausarbeit.«
    »Das finde ich nicht«, sagte Diana. »Anne klingt richtig vornehm und nach Königin. Aber mir würde auch Kerrenhappuch gefallen, falls du zufällig so hießest. Die Leute machen ihre Namen schön oder hässlich, je nachdem wie sie selbst sind. Ich kann die Namen Josie und Gertie nicht mehr ausstehen. Bevor ich die Pye-Mädchen kennen lernte, fand ich es richtig schöne Namen.«
    »Das ist eine wundervolle Idee, Diana«, sagte Anne begeistert. »So zu leben, dass man den Namen verschönt, auch wenn er eigentlich nicht schön ist... ihn in den Köpfen der Leute zu etwas Schönem und Angenehmen zu machen, sodass sie über den Namen an sich gar nicht mehr nachdenken. Danke, Diana.«

22 - Dieses und jenes
    »Ihr wart also zum Tee im Steinhaus bei Miss Lavendar Lewis?«, sagte Marilla am nächsten Morgen beim Frühstück. »Wie sieht sie denn aus? Es ist über fünfzehn Jahre her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. Es war an einem Sonntag in der Kirche in Grafton. Sie hat sich bestimmt sehr verändert. Davy Keith, wenn du etwas möchtest und nicht heranreichst, bitte darum, dass man es dir gibt, und lange nicht einfach so über den Tisch. Hast du das je bei Paul Irving gesehen, wenn er zum Essen hier war?«
    »Aber Paul hat längere Arme als ich«, brummte Davy. »Seine hatten schon elf Jahre Zeit zu wachsen,

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