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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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aus den hohen Rauchfängen der Häuser.
    Meine Träger rannten stolpernd über grobes Kopfsteinpflaster.
    Einmal wurden wir alle zur Seite gedrängt, als ein Wagen mit lautem Getöse durch die enge Gasse fegte und dabei offenbar mit seinen Rädern in den vorgegebenen Fahrspuren blieb.
    Ich hatte mir den Kopf angestoßen und war wütend und erschrocken. Aber Jakob sagte: »Lydia, wir sind doch bei Euch.« Ich verkroch mich völlig in dem schwarzen Umhang, so dass ich nur noch mit einem Auge ein Streif-chen Licht durch die Vorhänge auf beiden Seiten sehen konnte. Eine Hand hatte ich an meinem Dolch.
    Dann wurde die Sänfte abgesetzt. Wir waren in einem kühlen Innenraum. Ich hörte, wie David, Jakobs Vater, sich mit jemandem auseinander setzte. Ich konnte kein Hebräisch, aber ich war mir nicht einmal sicher, ob er Hebräisch sprach.
    Schließlich übernahm Jakob die Verhandlungen, er sprach Griechisch, und nun merkte ich, dass sie dabei waren, ein mir gemäßes Haus zu erwerben, mit allem Drum und Dran, feinstes Mobiliar Inbegriffen, das eine reiche, allein lebende Witwe vor kurzem hinterlassen hatte; nur die Sklaven waren leider schon verkauft worden.
    Also keine Sklaven! Es war ein schnelles Geschäft, alles bar auf die Hand!
    Zum Schluss hörte ich Jakobs Stimme: »Du solltest mir besser die Wahrheit sagen, verdammt.«
    Als die Sänfte wieder aufgehoben wurde, winkte ich ihn zu mir heran. »Ich verdanke euch nun zum zweiten Mal mein Leben. Diese griechische Familie, die mich aufnehmen sollte, ist sie wirklich in Gefahr?«
    »Natürlich«, antwortete er. »Wenn Unruhen ausbre-chen, wen kümmert es? Sie kamen mit Germanicus nach Ägypten. Das wissen Pisos Leute! Aus dem geringsten Anlass wird einer über den anderen herfallen, wird morden und plündern. Seht nur, da brennt es!« Er befahl den Männern, schneller zu laufen.
    »Gut!«, sagte ich. »Sprich mich nie wieder mit meinem wirklichen Namen an. Benutze von nun an diesen Namen: Ich heiße Pandora. Ich bin eine Griechin aus Rom.
    Ich habe euch für die Reise hierher bezahlt.«
    »Ihr habt kapiert, meine liebe Pandora«, antwortete er mir. »Ihr seid eine starke Frau! Die Dokumente für Euer neues Haus tragen einen erfundenen Namen, der nicht ganz so reizvoll klingt. Aber es geht daraus hervor, dass Ihr Witwe seid und unabhängig und das römische Bür-gerrecht besitzt. Der Vertrag wird uns gegen bares Gold ausgehändigt, was wir selbstverständlich erst bezahlen, wenn wir tatsächlich in dem Haus sind. Und wenn in der Urkunde nicht genau diese Formulierung erscheint, die für Euch Sicherheit bedeutet, dann erwürge ich den Kerl!«
    »Du bist wirklich sehr schlau, Jakob«, sagte ich erschöpft.
    Die ruckelnde Reise in der dunklen Sänfte schien kein Ende zu nehmen, bis wir schließlich doch anhielten. Ich hörte, wie sich ein metallener Schlüssel im Schloss drehte, dann wurden wir in das geräumige Vestibül des Hauses gebracht.
    Anstatt aus Rücksicht auf meine Wächter zu warten, kletterte ich hastig aus dieser elenden, schwarz verhüllten Gefängniszelle, warf meinen Umhang von mir und holte tief Luft.
    Wir standen in der großen Eingangshalle eines elegan-ten Hauses, das sehr einladend wirkte und dessen Ausstattung viel Geschick bewies.
    Selbst in diesem Augenblick, da mir verschiedene Gedanken durch den Kopf schossen, fiel mir der Brunnen mit dem Wasser speienden Löwenkopf nahe dem Tor auf, durch das wir gerade gekommen waren, und ich badete meine Füße in der Kühle des Wassers.
    Der Empfangsraum, oder das Atrium, war riesig, und dahinter konnte ich in den Speiseraum mit seinen reich verzierten Ruhebetten sehen, der sich am anderen Ende eines geräumigen, umfriedeten Gartens – des Peristyls –
    erstreckte.
    Es war nicht mit meinem gediegenen, alten, behäbigen Elternhaus auf dem Palatin zu vergleichen, das im Laufe vieler Generationen immer neue Gänge und Räume bekommen hatte, die bis in die ausgedehnten Gärten vor-stießen.
    Es war auch ein wenig zu aufgeputzt. Aber es war prächtig. Alle Wände waren frisch bemalt, in einem eher orientalischen Stil, schien mir – mehr mit Kringeln und Schlangenlinien. Aber wie konnte ich darüber urteilen?
    Ich hätte vor Erleichterung in Ohnmacht sinken können.
    Würde man mich hier wirklich in Frieden lassen?
    Da stand ein Schreibpult im Atrium und gleich daneben Bücher! An den Portiken, die den Garten flankierten, bemerkte ich viele Türen, und als ich nach oben schaute, sah ich dort die in die Giebel

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