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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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eingelassenen Fenster eines zweiten Stockwerks. Luxus! Sicherheit!

    Die Mosaikböden waren alt; ich kannte den Stil, die festlichen Gestalten des Saturnalienumzugs. Sie kamen offenbar aus Italien.
    Wenig echter Marmor, verputzte Säulen, aber viele gut ausgeführte Wandmalereien mit den herkömmlichen munteren Nymphen.
    Ich trat auf das weiche, feuchte Gras des Peristyls hinaus und hob den Blick zum blauen Himmel.
    Ich hatte eigentlich nur Atem schöpfen wollen, doch nun kam die Stunde der Wahrheit hinsichtlich meiner Besitztümer. Ich war zu benommen, um zu fragen, was mir alles gehörte. Und wie sich herausstellte, war das auch gar nicht nötig.
    Jakob und David machten zuerst eine Bestandsaufnahme des Mobiliars, das sie für mich erworben hatten, und ich stand nur da und starrte sie ungläubig an, weil sie geduldig auch das kleinste Teilchen aufzählten.
    Und als sie jeden Raum für gut befunden hatten, ebenso ein Schlafzimmer, das rechts von der Halle abging, und einen kleinen, offenen Garten irgendwo weiter links, jenseits der Küche, gingen sie ins obere Stockwerk, fanden dort alles in Ordnung und luden schließlich meinen eigenen Besitz aus. Eine Truhe folgte der anderen.
    Zu meinem Entsetzen zog Jakobs Vater, David, dann auch noch ein Pergament hervor und begann tatsächlich, eine Liste all der Dinge zu verlesen, die mir gehörten, von den Haarnadeln über die Tinte bis zum Gold.
    Jakob hatte er unterdessen zu Besorgungen fortgeschickt!
    Ich erkannte die hastigen Schriftzüge meines Vaters auf der Inventarliste, die David leise herunterbetete.
    »Persönliche Toilettenartikel«, so fasste er einen Ab-schnitt dieser Bestandsaufnahme zusammen. »Kleidung, eine, zwei, drei Truhen – in das größte Schlafzimmer damit, los! Bestecke in die Küche! Bücher hier?«
    »Ja, bitte.« Ich war zu verblüfft über seine Redlichkeit und Genauigkeit, um mehr sagen zu können.
    »Oh, so viele Bücher!«
    »Ja, aber zählt sie nicht!«, sagte ich.
    »Das geht gar nicht, versteht Ihr, diese empfindlichen
    …«
    »Ja, ich weiß. Macht weiter.«
    »Ihr möchtet Eure Elfenbein- und Ebenholzregale hier im Vorderzimmer stehen lassen?«
    »Ja, großartig.«
    Ich ließ mich auf den Boden fallen, doch zwei hilfreiche asiatische Sklaven zogen mich sogleich wieder hoch und setzten mich auf einen herrlich weich gepolsterten römischen Stuhl mit gekreuzten Beinen. Sie reichten mir einen Becher frischen, reinen Wassers. Ich trank ihn leer, dachte an Blut. Schloss die Augen.
    »Tinte, Schreibmaterial hier auf das Pult?«, fragte der alte Mann mich.
    »Wie du willst«, seufzte ich.
    »Jetzt aber alle raus hier«, sagte der alte Mann, verteil-te schnell und großzügig Münzen an die asiatischen Sklaven, die sich mit ganzem Oberkörper verneigten und rückwärts aus dem Raum drängten, wobei sie fast übereinander stolperten.
    Ich versuchte ein paar angemessene Dankesworte zu formulieren, als eine neue Gruppe Sklaven hereinstürzte
    – fast stießen sie mit der abziehenden Mannschaft zusammen. Sie trugen Körbe mit allem Essbaren, das ein Markt hergab: Dazu gehörten mindestens neun verschiedene Sorten Brot, Krüge mit Öl, Melonen, grünes Gemü-
    se und viel Geräuchertes, das sich tagelang halten würde
    – Fisch, Fleisch und getrocknetes exotisches Seegetier, das wie Pergament aussah.

    »Alles sofort in die Küche, bis auf einen Teller mit Oliven, Käse und Brot für die Herrin! Stellt ihn dort auf den Tisch zu ihrer Linken. Holt den Wein der Herrin, den ihr Vater mitgeschickt hat!«
    Nicht zu glauben. Der Wein meines Vaters!
    Dann wurden alle unter großzügiger Verteilung weiterer Münzen fortgeschickt, und der alte Mann begab sich wieder an seine Inventarliste.
    »Jakob, komm her, zähl das Gold hier, während ich dir alles von der Liste vorlese! Besteck, Münzen, noch mal Münzen, Juwelen von außergewöhnlichem Wert? Münzen, Goldbarren. Ja …«
    Und so ging es weiter, sie wurden dabei immer schneller.
    Wo hatte mein Vater bloß das ganze Gold versteckt gehalten? Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen.
    Was sollte ich nur damit machen? Würden sie mir das wirklich überlassen? Sie waren ehrliche Männer, aber andererseits – es machte ein riesiges Vermögen aus.
    »Ihr müsst warten, bis alle das Haus verlassen haben«, sagte David, »und dann versteckt das Gold an verschiedenen Stellen im Haus. Ihr werdet schon passende Verstecke finden. Wir können das nicht für Euch tun, sonst wüssten wir ja, wo es ist. Eure

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