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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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Dann legte sie die Arme um mich, als brauchte sie mich. Ich fühlte das starre Haar ihrer Perücke und das steife Leinen und darunter das schnelle Klopfen ihres Herzens. »Nein«, sagte sie.
    »Du bist von einem Dämon besessen, und wir können diesen Dämon austreiben! Vielleicht wurde diesem elenden Dämon der Weg geöffnet, als dein Vater an seinem eigenen Herd angegriffen wurde.«
    »Glaubst du wirklich, dass das möglich ist?«, fragte ich.
    »Hör zu«, sagte sie jetzt so beiläufig wie eine der Frauen draußen vor dem Tempel. »Ich möchte, dass du gebadet wirst und frische Kleider anlegst. Was das Geld betrifft, wie viel kannst du mir geben? Falls nichts, werden wir dich mit allem versorgen. Wir sind reich hier.«
    »Ich habe eine ganze Menge. Es ist mir nicht wichtig.«
    Ich löste die Börse von meinem Gürtel.
    »Ich werde veranlassen, dass du alles Nötige bekommst. Auch neue Kleider. Diese Seide ist zu durchsichtig.«
    »Wem sagst du das?«, sagte ich.

    »Deine Palla ist zerrissen. Dein Haar ist nicht frisiert.«
    Ich schüttete ungefähr ein Dutzend Goldmünzen aus dem Beutel, mehr, als ich für Flavius gezahlt hatte.
    Das schockierte sie, doch sie verbarg diese Regung schnell. Plötzlich sah sie mich durchdringend an, dabei brachte ihre geschminkte Maske einen lebendigen Ausdruck zu Stande, ein Stirnrunzeln. Ich dachte, sie bekä-
    me gleich einen Sprung.
    Dann glaubte ich, sie könnte anfangen zu weinen. Ich wurde langsam ein Experte darin, Leute zum Weinen zu bringen. Mia und Pia hatten geweint. Flavius hatte geweint. Jetzt würde sie gleich weinen. Die Königin in dem Traum weinte!
    Ich lachte wie im Wahn, den Kopf zurückgeworfen, aber dann sah ich die Königin! Ich sah sie in einer fernen, ver-schwommenen Erinnerung, und ich hatte solche Reuege-fühle, dass ich ebenfalls nahe daran war, zu weinen.
    Mein Spott war Blasphemie. Ich belog mich selbst damit.
    »Nimm das Gold für den Tempel«, sagte ich. »Nimm es für neue Kleider, für alles, was ich brauche. Aber meine Opfergabe für die Göttin sollen Blumen sein, und Brot, warm aus dem Ofen, ein kleiner Laib.«
    »Sehr gut«, sagte sie mit eifrigem Nicken. »Das ist es, was Isis möchte. Sie will kein Blut. Nein! Kein Blut!«
    Sie begann mir aufzuhelfen.
    Ich unterbrach sie. »In dem Traum, du weißt, dass sie da weint? Sie ist nicht glücklich über diese Bluttrinker, sie lehnt sich dagegen auf, sie hat Einwände. Sie selbst trinkt kein Blut.«
    Die Priesterin war verwirrt, dann nickte sie jedoch. »Ja, das ist doch offensichtlich, nicht wahr?«
    »Auch ich lehne mich auf und leide«, sagte ich.
    »Ja, komm«, sagte sie und führte mich durch eine dickwandige, hohe Tür. Sie überließ mich den Händen der Tempelsklavinnen. Ich war erleichtert. Ich war erschöpft.
    Man führte mich in das Bad, wo mich die Tempelmädchen einer zeremoniellen Reinigung unterzogen und mich dann sorgfältig kleideten.
    Was für ein Genuss, dass alles so gemacht wurde, wie es rechtens war.
    Einen Moment fragte ich mich verunsichert, ob sie mir nun weißes, gefälteltes Leinen und schwarzeZöpfe an-legen würden, aber sie machten alles nach römischem Stil.
    Sie flochten mir das Haar so fest und ordentlich um den Kopf, dass die Frisur halten würde, nur um das Gesicht ließen sie einen Kranz kleiner Löckchen stehen.
    Die Kleider, die man mir gab, waren neu, aus feinem Leinen. Die Säume waren mit Blumen bestickt. Diese Verzierung, so fein, so genau gearbeitet, erschien mir kostbarer als Gold.
    Bestimmt aber erfreute sie mich mehr als Gold.
    Ich fühlte mich so müde! Ich war so dankbar.
    Dann machten die Mädchen mein Gesicht zurecht, wesentlich geschickter, als ich es gekonnt hätte, und eher auf ägyptische Art, und ich zuckte zurück, als ich mich im Spiegel sah. Es war zwar nicht so stark wie bei der Priesterin, doch hatten sie meine Augen auch schwarz umrandet.
    »Wie könnte ich mich beklagen«, flüsterte ich.
    Ich legte den Spiegel nieder. Man muss sich glückli-cherweise nicht selbst sehen.
    Als ich mich nun in die große Halle des Tempels begab, war ich wieder eine sittsame römische Frau, nur dass ich die ungewöhnliche Schminke des Orients trug. Ein ganz normaler Anblick in Antiochia.
    Ich traf die Priesterin mit zwei anderen in der gleichen offiziellen Kleidung, daneben einen Priester, der ebenfalls die altägyptische Haartracht trug; allerdings hatte er keine Perücke, sondern nur eine gestreifte Haube auf.
    Seine Tunika war kurz und in Falten gelegt. Er

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